Illustration eines menschlichen Gehirns

Intelligenz

Warum sind wir klug?

Der Mensch gilt als das klügste Lebewesen auf Erden. Ein möglicher Grund ist die Größe unseres Gehirns: Es ist neunmal größer als das vergleichbarer Säugetiere.

Von Jochen Zielke und Alina Schadwinkel

Theorie: Kleinerer Darm, größeres Gehirn

Evolutionär betrachtet haben wir Menschen eine Art mentaler Mobilmachung hinter uns. Wissenschaftler haben aus Schädelfunden der vergangenen drei bis vier Millionen Jahre errechnet, dass sich Masse und Volumen unseres Gehirns seit den Urzeiten vervierfacht haben – mit eindeutigen Auswirkungen auf unsere Intelligenzleistung.

Anthropologen gehen davon aus, dass aufgrund rascher Klimaänderungen flexiblere Verhaltensweisen nötig wurden. Der Mensch musste schnell Standorte wechseln und jagen, um sich zu versorgen.

Ihre Theorie: Das energiehaltigere Fleisch im Zusammenhang mit dem Kochen, das gewissermaßen einen Teil des Verdauungsprozesses auslagert, habe eine Verkleinerung des Darms ermöglicht und so eine Voraussetzung für die Volumenzunahme des Gehirns geschaffen.

Eine größere Gehirn- oder Intelligenzentwicklung erfordert mehr Energie, und die sei dank eines kleineren Darms plötzlich verfügbar gewesen. Denken statt verdauen.

Theorien: Tratsch, Gruppendynamik und sexuelle Selektion

Was noch könnte unser Hirn in den vergangenen Jahrtausenden auf Hochtouren gebracht haben? Die Theorien dazu sind enorm vielseitig. So vermuten einige Forscher, dass mit einer größeren Hirnrinde die soziale Komplexität der frühen Gesellschaften gestiegen ist. Intrigen, Bündnisse und anspruchsvollere Partnerwahl stimulierten womöglich das geistige Wettrüsten.

Tratsch, Gruppenbindung und Potenz-Demonstrationen waren wohl die Triebkraft für die Entwicklung der Sprachfähigkeiten. Laut anderer Forscher ebenfalls wichtig für die Intelligenzentwicklung: die sexuelle Selektion.

Demnach müssen Frauen mehr in die Fortpflanzung investieren, weil sie nur wenige Eizellen produzieren und sich daher seltener paaren. Im Lauf der Evolution seien sie wählerischer geworden.

Nicht nur Eigenschaften des Mannes – wie Größe, Kraft und Schönheit – wurden für den Nachwuchs der Frau wichtig, sondern auch die geistigen Fähigkeiten. Intelligentes Verhalten ist im Überlebenskampf von Vorteil. Deshalb suchten sich Frauen vermutlich vermehrt intelligente Fortpflanzungspartner.

Endgültig bewiesen ist keine dieser Theorien, endgültig widerlegt jedoch ebenfalls nicht. Insofern wird munter weiter überlegt und diskutiert – die Wissenschaftler schöpfen die Möglichkeiten ihres Geistes wahrlich aus.

Ein Schimpanse sitzt auf einem Ast.

Schimpansen haben eine ähnliche Gehirngröße wie unsere frühen Vorfahren

Quelle: SWR/WDR | Stand: 27.01.2020, 13:20 Uhr

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