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Mode
Hose
Spätestens als der Mensch begann, sich aufrecht zu bewegen, rutschten die Geschlechtsorgane des Mannes in eine wesentlich exponiertere Lage als vorher. Der Mann war fortan gezwungen, sich zu schützen. Das geschah anfänglich, vom Feigenblatt mal abgesehen, mittels eines Lendenschurzes oder eines Penisfutterals, wie sie auch heute noch bei einigen Naturvölkern zu finden sind. Tierfelle und Lederhäute dienten als erste Kleidungsstücke und steinzeitliche Felsmalereien lassen vermuten, dass eine Art Hose, die bis zum Knie reichte, wahrscheinlich schon vor 10.000 Jahren getragen wurde.
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- Über die Frühgeschichte der Hose gibt es viele Theorien.
- Reiten und Kälteschutz: Die Germanen tragen schon früh Hosen.
- Ritter: Eine starre Rüstung benötigt ein enges Beinkleid darunter.
- In der Renaissance wird die Hose zum Statussymbol.
- Französische Revolution: Adel und Volk wechseln das Beinkleid.
- Von bunt zu schlicht: Heute fallen Hosen kaum noch auf.
Die Hose als Friedensstifter?
Für den Menschen steht die Zweckmäßigkeit der Kleidung zunächst an erster Stelle. Es gibt auch Theorien, die davon ausgehen, dass erst mit der Bedeckung des männlichen Geschlechtsorgans ein friedliches Zusammenleben in einer Gruppe möglich wurde: Die Erektion des Penis war nicht mehr sichtbar und löste damit weniger Machtgerangel und Eifersucht aus.
Über die Frühgeschichte der Hose gibt es viele Theorien, eindeutig nachweisbar sind Form und Funktion der Hosen aufgrund von Fundstücken, Beschreibungen und Darstellungen natürlich erst wesentlich später in unserer Zeitrechnung.
Die Germanen und ihre barbarischen Hosen
Während Römer und Griechen sich in eine Art offenes Gewand, die Toga, hüllten, trugen die Germanen relativ früh Hosen, oder besser gesagt, einen Vorläufer der Hose. Das Kleidungsstück bestand aus Stoff oder aus gegerbtem Leder und lag eng am Bein an. In der Taille wurde es von einem Gürtel zusammengehalten. Dies war überaus praktisch beim Reiten.
Historiker gehen davon aus, dass der Umgang mit Pferden und das Reiten zur Verbreitung der Hose beitrug. Hosen hatten außerdem in den nördlichen Gefilden immer eine Kälteschutzfunktion.
"Den Griechen und Römern aber galt die Hose, das praktische Kleidungsstück ihrer Feinde, lange Zeit als Symbol der Unkultiviertheit und des Barbarentums," heißt es in Gundula Wolters "Die Verpackung des männlichen Geschlechts". Das änderte sich erst gegen Anfang des 5. Jahrhunderts, auch in Rom.

Barbarisch oder praktisch?
Der Siegeszug der Hose zu Ritterzeit
Im frühen Mittelalter trugen Ritter, wenn sie nicht gerade im Panzer steckten, meist eine halblange Leinenhose unter ihrem knöchellangen Gewand, manchmal auch gewickelte Beinbinden.
Im Laufe des 14. Jahrhunderts aber änderte sich das Bild: Auslöser waren neu entwickelte Rüstungen für den Krieg. Statt der bisher bekannten Kettenhemden, gab es nun starre Panzerungen. Unter denen brauchte man aber eng anliegende, auf keinen Fall auftragende Kleidung.
Und, da wie in anderen Jahrhunderten auch, die Kleidung der Männer, Krieger und Kämpfer die Alltagskleidung stark beeinflusste, änderte sich damit auch die "Freizeitkleidung" der Männer.
Die Oberteile wurden immer enger und kürzer und rutschten teilweise so hoch, dass sie noch nicht einmal mehr das Gesäß bedeckten. Das wiederum hatte Auswirkungen auf die Hosenbeine, die waren jetzt wesentlich exponierter als vorher. Und Beinbinden oder enganliegende Strümpfe, die umständlich irgendwo angenestelt wurden, waren out.
Die "Hosen" (althochdeutsch "hosa" und germanisch "huson") und der sogenannte "Broich", die mehr oder weniger umfangreiche Bedeckung der Schamteile, wurden nun ein Kleidungsstück. Mit einem Latz versehen, wurde das ehemalige Unterkleid des Ritters hoffähig. Die Hose im heutigen Sinne war geboren.

Mit der starren Rüstung änderte sich auch das Beinkleid darunter
Die Hose als Statussymbol
In der Renaissance wuchs das Bedürfnis der Menschen, sich durch Statussymbole von anderen zu unterscheiden. Dies gelang auch mit Hilfe der Kleidung. Ein Mann, der etwas auf sich hielt, hatte mindestens 30 Gewänder. Und die Hose war ein Hauptbestandteil des Gewandes.
Wieder waren es die kämpfenden Männer, in diesem Fall die Landsknechte, eine Art Söldnerheer des 15. und 16. Jahrhunderts, die Vorreiter für modische Impulse waren. Ihre Kleidung war sehr farbenfroh und extravagant und passte zu ihrem provokativen Auftreten. Sie trugen die ersten weiten Hosen.
Die Hose wurde durch ein weiteres Stilelement erweitert: Sogenannte Schamkapseln verhüllten und unterstrichen zugleich ein überdimensioniert erscheinendes männliches Geschlechtsteil. Dies unterstrich demonstrativ ihre Angriffslust. Die Mode der Landsknechte wurde zum Vorbild der Männermode des 16. Jahrhunderts, auch bei Bürgern und Bauern.
Die Französische Revolution
Auch in späteren Jahrhunderten blieb die Kleidung der Soldaten Impuls und Vorbild für Männermode. Die Hose war aber bis zur Französischen Revolution immer maximal knielang. Erst 1789 wurde die "culotte", die Kniehose, die Kleidung der Adeligen und Oberschicht, radikal von den sogenannten "Pantalons", den langen Fischerhosen des Volkes abgelöst.
Die lange Hose war von da an nicht mehr das gering geschätzte Kleidungsstück der unteren Schicht, sondern wurde gesellschaftsfähig. Die Adeligen waren unter dem Druck der Revolution gezwungen, sich dem neuen Stil anzupassen. Im Gegenzug dazu wurde ihre ehemalige standesgemäße Kleidung mit den kurzen Kniehosen die Berufstracht der Dienerschaft.
Der Mann im Anzug
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Männer immer extravagant und farbenfroh gekleidet. Mit dem Gewand und vor allem mit prächtigen Hosen hatte der Mann seine Macht und Dominanz unterstrichen. Das änderte sich nun.
Die Gründe: Zum einen war dies eine Demonstration gegen höfischen Prunk und Standesdünkel, andererseits gewann auch der Puritanismus und Protestantismus immer mehr an Bedeutung. Der bürgerliche Mann bevorzugte einfache Stoffe wie Wolle und Baumwolle.
Die Form der langen Hosen blieb lang und betont schlicht. Männer konkurrierten miteinander nicht mehr über ihre Kleidung, sondern über beruflichen Erfolg. Farbenprächtige und protzige Kleidung ging in den Bereich der Frauen über.
Der Trend der gedeckten Farben und der schlichten Form setzt sich bis heute im klassischen Herrenanzug fort, als Erkennungszeichen des bürgerlichen und erfolgreichen Geschäftsmannes.

Der klassische Herrenanzug
Autorin: Sabine Coen
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Stand: 16.10.2017, 11:56 Uhr