Die Geschichte der Wolle

Planet Wissen 13.03.2020 03:15 Min. Verfügbar bis 13.03.2025 WDR

Werkstoffe

Wolle

Schafswolle ist vermutlich seit der Bronzezeit als textiles Material bekannt. Schon die Ägypter betrieben die Wollmanufaktur in großem Umfang.

Von Susanne Wagner

Dichtes, wärmendes Fell

Bis ins 19. Jahrhundert war Wolle ein kostbares Material und das Tragen von Wollkleidung ein Privileg wohlhabender Bürger. Erst seit Schafwolle aus Australien und Neuseeland nach Europa importiert wird und in ausreichender Menge zur Verfügung steht, ist das wärmende Material auch für den Rest der Bevölkerung erschwinglich.

Das Schaffell besteht aus den äußeren, steifen und groben Haaren, die als Schutz gegen die Witterung dienen, sowie aus den inneren, weichen und feinen Haaren, die die Körperwärme regulieren. Die eigentliche Schafwolle wird aus den inneren Haaren gewonnen.

Charakteristisch für das flauschige Material ist die schuppige Außenschicht des Haares und seine Kräuselung, die je nach Rasse sehr unterschiedlich ist. Je gleichmäßiger die Faserstruktur, umso besser ist die Qualität der Wolle.

Ein nachwachsender Rohstoff

Während des Wollwachstums produzieren Talgdrüsen das körpereigene Fett Lanolin, das jedes Wollhaar umhüllt und die Haare aneinander bindet, so dass keine Feuchtigkeit auf die Haut gelangt. Lanolin wird auch als Kosmetikprodukt und in der Heilkunde verwendet.

In Deutschland werden die Schafe in der Regel einmal im Jahr geschoren, zwischen April und Mitte Juni. Das geschorene Fell der Schafe nennt man auch Vlies. Die beste Wolle wächst auf dem Rücken und an den Seiten.

Im Durchschnitt liefert jedes Schaf je nach Rasse und Alter heute 3,5 Kilogramm Wolle. Durch die Züchtungen der vergangenen Jahrhunderte hat sich die Menge ungefähr verdreifacht.

Schäfer beim Scheren eines Schafes.

Ein Schaf liefert mehr als drei Kilogramm Wolle

Weiterverarbeitung zum Garn

Nach der Schur wird die Wolle nach Farbe und Qualität sortiert und gewaschen. Dadurch verliert die frisch geschorene Wolle, auch Schweißwolle genannt, mindestens die Hälfte an Gewicht. Das Vlies ist zwar jetzt von Fett und Verschmutzungen gereinigt, doch alle Fasern sind noch wild verteilt.

Bevor das Material weiter verwendet werden kann, muss es aufgelockert und gekämmt werden – man nennt diesen Vorgang Karden oder Kardätschen. Falls die Wolle nicht ihren natürlichen Farbton behalten soll, ist dies auch der Zeitpunkt, um sie zu färben. Dann erst beginnt die eigentliche Verarbeitung der Fasern, sie werden zu Garn gesponnen.

Wie macht man Wolle?

Planet Wissen 13.03.2020 03:56 Min. Verfügbar bis 13.03.2025 WDR

Vom Handwerk zur Industrie

Der Beginn der Fertigkeit, Wolle zu einem Faden zu zwirbeln, liegt vermutlich mehr als 5000 Jahre zurück. Bis ins 19. Jahrhundert wurde zum Spinnen die Handspindel verwendet, dann hielt das Spinnrad – erfunden um das Jahr 1000 in China – Einzug in die Bauernhäuser und bürgerlichen Wohnstuben.

Beim Spinnen wird durch Verziehen und Zusammendrehen einzelner kurzer Fasern oder Faserbündel ein gleichmäßiger Faden hergestellt, der dann auf ein Knäuel oder zu einem Strang gewickelt wird. Das Prinzip des Spinnens wird heute noch bei modernen Spinnereimaschinen angewendet.

Aus der Rohwolle wird außerdem Filz hergestellt: Dazu werden die Fasern gewalkt und unter Einwirkung von feuchter Wärme, Druck und Seife dicht verschlungen.

Wolle gilt als einer der besten und gesündesten Rohstoff, den es für Textilien gibt: Je nach Qualität und Stärke werden die Garne für Oberbekleidung, Strümpfe, Sportstoffe bis hin zu rustikalen Strickwaren und Teppichen verwendet. Aus Filz werden unter anderem Hüte und Hausschuhe hergestellt.

Frauen in Spreewälder Arbeitstracht sitzen an Spinnrädern und verarbeiten Schafwolle.

Traditionelle Weiterverarbeitung

Quelle: SWR | Stand: 13.02.2020, 14:40 Uhr

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