Ein Mann arbeitet an einem Teppich auf einem Teppichbasar in Teheran

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Geschichte des Teppichs

Teppiche gibt es seit etwa 10.000 Jahren. Die ersten entstanden im Orient und bereits vor mehr als 2000 Jahren kamen sie auch nach Europa.

Von Sabine Kaufmann

Die ersten Teppiche

Vor rund 10.000 Jahren stellten Nomadenvölker und die ersten sesshaften Bauern Teppiche aus Schafswolle her. Die ältesten Teppiche muss man sich als eine Art Filz vorstellen. Ihre Herstellung war einfach: Die geschorene Schafswolle wurde nass gemacht und immer wieder zusammengedrückt, bis der Filzteppich fertig war.

Von höherer Qualität sind handgewebte Teppiche wie Kelims, die meist im Kaukasus, im Iran und in der Türkei gefertigt werden. Das Besondere des Kelims ist, dass der Schussfaden auf beiden Seiten das Muster bildet.

Der älteste noch heute existierende Teppich, der je gefunden wurde, ist der Pasyryk. Er wurde von russischen Archäologen im Altaigebirge in der nördlichen Mongolei entdeckt. Der Teppich lag rund 2500 Jahre lang im Grab eines einheimischen Fürsten.

Im zentralasiatischen Raum entwickelte sich die raffinierteste Art der Teppichproduktion: die Knüpfkunst. Ihre Herstellung ist wesentlich komplizierter als das Weben. Geknüpfte Teppiche sind aber auch wesentlich stabiler und belastbarer als gewebte Teppiche.

Knüpfteppiche waren bereits in der Antike ein absolutes Luxusprodukt, das sich nur reiche Menschen leisten konnten.

Alltagsteppiche dagegen waren auch für andere erschwinglich. Sie kamen in vielen Lebenslagen zum Einsatz: als Tischdecke, Schlafdecke, Satteltasche, Beutel für Lebensmittel, Pferdedecke, Wand- oder Bodenteppich.

Großaufnahme von zwei Händen, die am Webstuhl einen Teppich bearbeiten

Auch heute noch Handarbeit

Die Orientteppiche

Orientteppiche werden im gesamten Nahen, Mittleren und Fernen Osten hergestellt und zwar innerhalb eines Gebietes, das 3500 Kilometer lang und 1800 Kilometer breit ist und von Albanien nach China reicht.

Orientteppiche unterscheiden sich sehr stark in ihrer Qualität, ihrer Form und ihrem Aussehen. Sie können aus Seide, Wolle oder Ziegenhaar bestehen, einen dicken Flor haben oder dünn gewebt sein.

Manche Orientteppiche sind nicht größer als ein Papiertaschentuch und werden als Gastgeschenk mitgebracht. Andere Teppiche können 1000 Quadratmeter groß sein und Paläste schmücken. Der größte handgeknüpfte Teppich der Welt ist fast 6000 Quadratmeter groß und besteht aus 45 Tonnen Wolle und Baumwolle.

Europäische Teppiche

Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus brachte Alexander der Große von seinen persischen Eroberungen Teppiche nach Europa mit. Danach hatten auch viele Fernostreisende und Händler wie Marco Polo Teppiche im Gepäck.

Unter dem Einfluss der maurischen Kultur in Spanien entstand im 8./9. Jahrhundert nach Christus auf der Iberischen Halbinsel das erste europäische Teppichzentrum. Hier wurden überwiegend Teppiche nach orientalischem Stil geknüpft – ähnlich wie in England zu Beginn der Frühen Neuzeit.

Einwanderer aus dem Nahen und Mittleren Osten fertigten "englische Orientteppiche" nach anatolischen Vorlagen mit geometrischen Mustern oder nach persischen Vorlagen mit Tier-, Blumen- und Baummotiven.

In Frankreich dagegen entstand eine ganz andere Teppichkultur. Je nach Region oder Besitzer der Teppichwerkstatt wurden hier unter anderem Gobelins oder Aubusson-Teppiche gewebt.

Viele Wandteppiche waren kein fürstliches Luxusprodukt, sondern Massenware, die billig hergestellt wurde. Sie sollten Wärme und Gemütlichkeit in die Häuser bringen, die oft aus Natursteinmauern bestanden.

Bildteppich: "Das Fest für die polnischen Gesandten am 14. September 1573"

Belgischer Bildteppich aus der Zeit um 1582

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 23.01.2020)

Quelle: SWR

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