schlaflose Frau neben Wecker.

Schlafen

Ist Schlaf lebenswichtig?

Forscher gingen lange davon aus, dass man ohne Schlaf nicht leben könne. Diese Meinung mussten sie revidieren, als im Jahr 2000 an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Freiburg ein Mann vorgestellt wurde, der trotz jahrelanger Schlaflosigkeit noch am Leben war.

Von Harald Brenner und Martina Peters

Schlaflosigkeit durch Bazillen

Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Der 45-jährige Freiburger litt fünf Jahre lang an nahezu kompletter Schlaflosigkeit. Weltweit gibt es bisher nur einen weiteren, vergleichbaren Fall.

Untersuchungen im Schlaflabor der Psychiatrie Freiburg konnten das Phänomen bestätigten, aber nicht den Grund dafür ermitteln. Erst weitergehende immunologische Untersuchungen entlarvten den Verursacher der Schlafstörung: den Bazillus Tropheryma whippeli, Urheber der schweren und seltenen Dünndarminfektion "Morbus Whipple".

Beim Freiburger Patient hatte er aber zusätzlich das zentrale Nervensystem befallen, sich im Gehirn eingenistet und so die Schlafstörungen hervorgerufen. Nach der erfolgreichen Behandlung mit einem Antibiotikum konnte der Patient wieder mehrere Stunden pro Nacht schlafen.

Für die Wissenschaftler war aber völlig neu, dass eine solch schwere Schlaflosigkeit nicht zum Tod führte und auch, dass sich nur relativ geringe psychische Begleitsymptome zeigten.

Mit Schlafentzug experimentieren

Auch Schlafentzugsexperimente wurden schon durchgeführt, brachten aber wenig Erkenntnisgewinn. Schlafentzug über mehrere Nächte führt zu einer Reihe vegetativer und psychischer Symptome.

Die Probanden werden reizbar, misstrauisch, sie können vorübergehend halluzinieren, Pulsfrequenz und Atmung werden labiler. Nach einem ausgiebigen Erholungsschlaf sind jedoch all diese Phänomene verschwunden. Bisher konnten bei solchen Versuchen keine dauerhaften Schäden festgestellt werden.

Diese Befunde aus zeitlich begrenzten Schlafentzugsexperimenten sind natürlich nur bedingt übertragbar auf die Frage, inwieweit chronischer Schlafmangel schädliche Folgen hat. Dieser Punkt ist bislang nur unzureichend erforscht. Doch zeigen die Ergebnisse aus den Experimenten, dass Sorgen wegen möglicher Folgeschäden gelegentlicher schlafloser oder schlafarmer Nächte vermutlich unbegründet sind.

(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 24.06.2020)

Quelle: SWR/WDR

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