Eine Steilküste mit türkisblauem Meer von oben

Inseln

Zypern – die östlichste Insel im Mittelmeer

Zypern ist die drittgrößte Mittelmeer-Insel und ein beliebtes Urlaubsziel. Reisende schätzen vor allem die Sandstrände und Felsküsten. Aber auch kulturell hat Zypern viel zu bieten.

Von Hernán Martín und Katrin Ewert

Kleine Insel mit großem Reichtum

Zypern, auf Griechisch Kípros und auf Türkisch Kıbrıs genannt, ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Mit einer Fläche von rund 9000 Quadratkilometern ist Zypern jedoch nur etwa doppelt so groß wie das Ruhrgebiet.

Die längste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Insel ist die 225 Kilometer lange Strecke zwischen Kap Arnauti im Westen und Kap Apostolos Andreas im Nordosten.

Obwohl Zypern relativ klein ist, bietet die Insel eine große Vielfalt an Landschaften mit hohen Bergen, Salzseen, breiten Stränden und schroffen Felsküsten mit türkisfarbenem Wasser.

Eine Besonderheit der Insel ist ihre Lage: Zypern liegt etwa 65 Kilometer südlich von der Türkei und 60 Kilometer westlich von Syrien. Die Insel gehört damit geografisch zu Asien, politisch und kulturell wird sie jedoch zu Europa gezählt.

Diese strategische Lage im östlichen Mittelmeer hat sie historisch gesehen zu einem der kulturellen und kommerziellen Treffpunkte zwischen Europa und Asien gemacht.

Paphos – Hafenstadt mit antiken Ausgrabungsstätten auf Zypern

Planet Wissen 12.09.2023 03:06 Min. Verfügbar bis 30.09.2027 WDR

Historiker schätzen, dass die Insel seit mehr als 10.000 Jahren bewohnt ist. Zypern ist seit der Antike bekannt für seine Bodenschätze, Weine und fruchtbaren Felder.

Im Laufe der Geschichte Zyperns waren zahllose Herrscher auf der Insel und haben hier ihre Spuren hinterlassen: darunter die Perser, Griechen, Römer sowie die Osmanen und sie alle beeinflussten Zyperns Kultur, Gastronomie und Architektur.

Im 20. Jahrhundert gab es eine Reihe von Ereignissen, die das heutige Zypern geprägt haben. 1960 erlangte Zypern die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich, zu dem es ab 1925 als Kolonie gehört hatte. 1960 fanden die ersten Wahlen statt. Daraufhin wurde die Republik Zypern gegründet – ein unabhängiger Staat, der als Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen wurde.

Danach herrschte jedoch eine große Instabilität auf der Insel. Es gab Differenzen zwischen der griechisch-zypriotischen Mehrheit und der türkisch-zypriotischen Minderheit.

Diese Spannungen gipfelten 1974 in einer Invasion der türkischen Armee. 1975 wurde ein türkisch-zypriotischer Staat im nördlichen Drittel der Insel gegründet. Dieser Staat erklärte 1983 seine Unabhängigkeit und nannte sich Türkische Republik Nordzypern. Bis heute ist allerdings die Türkei das einzige Land, das diese Unabhängigkeit anerkennt. Die Republik Zypern hingegen wird auf internationaler Ebene bis heute als eigener Staat gesehen.

Eine Folge dieser Geschehnisse ist, dass die Hauptstadt Nikosia bis heute geteilt ist.

Neben Nikosia gehören Limassol, Paphos und Famagusta zu den wichtigsten Städten der Insel. Es sind Orte, die Modernität und Tradition miteinander verbinden und in denen es bis heute viele archäologische Stätten gibt.

Das Klima auf der Insel ist typisch mediterran: Die Sommer sind insbesondere an der Südküste sehr sonnig und trocken. Erst im Spätherbst wird es kühler und regnerischer. Die Winter sind im Vergleich zu Deutschland sehr mild mit Durchschnittstemperaturen von etwa 16 Grad Celsius.

Aufgrund seiner Kultur und Geschichte, des mediterranen Klimas und der schönen Strände und Landschaften ist Zypern ein attraktives Reiseziel für Touristen.

Ein Strand mit Sonnenschirmen und Liegen, im Hintergrund das Meer

Coral Bay Beach: Einer von Zyperns schönsten Stränden

Tempel und Traumstrände

Wie in vielen anderen Mittelmeerländern sind auch auf der Insel Zypern die Strände eine wichtige touristische Attraktion. Es gibt mehr als 50 Strände, die eine Blaue Flagge besitzen. Diese bescheinigt, dass der Strand sauber, sicher sowie umweltfreundlich ist. Zu den beliebtesten Stränden gehören die Blaue Lagune, der Nissi-Strand und der Aphrodite-Strand.

Die touristische Anziehungskraft Zyperns beschränkt sich jedoch nicht nur auf seine schönen Strände. Dank seiner privilegierten Lage im östlichen Mittelmeerraum verfügt Zypern über ein großes archäologisches und historisches Erbe.

In der Hauptstadt Nikosia können Reisende zum Beispiel im Archäologischen Museum mehr über die Geschichte der Insel erfahren, die Altstadt erkunden und die gotische Kathedrale bewundern.

Zypern besitzt außerdem drei UNESCO-Weltkulturerbestätten:

  • Chirokitia – diese Siedlung im Süden der Insel gilt als eine der wichtigsten prähistorischen Stätten im östlichen Mittelmeerraum. Chirokitia war vom 7. bis zum 5. Jahrtausend vor Christus bewohnt.
  • Die bemalten Kirchen im Troodos-Gebirge – in dieser Region in der Mitte der Insel gibt es nicht nur beeindruckende Bergkulissen, sondern auch kleine Bergdörfer. In diesen lassen sich insgesamt zehn Denkmäler aus der Zeit des byzantinischen Reiches finden. Dabei handelt es sich um verschiedene religiöse Gebäude wie kleine Kirchen und Klöster, die alle charakteristische, bunte Wandmalereien besitzen.
  • Paphos – die Stadt an der Westküste ist seit der Jungsteinzeit bewohnt. In der Antike war sie das Zentrum der Verehrung der Göttin Aphrodite. Diese wurde der griechischen Mythologie zufolge in den Gewässern Zyperns geboren. Heute ist die Stadt bekannt für ihre architektonischen Stätten mit griechisch-römischen Tempeln, Ruinen und Gräbern.
Eine Ausgrabungsstätte mit einem runden Mosaik auf dem Boden

Stätten wie das Haus des Theseus machten Paphos zum UNESCO-Weltkulturerbe

Flora und Fauna Zyperns

Zypern gilt als die waldreichste Insel des Mittelmeers. Besonders grün ist das Troodos-Gebirge. Hier wächst neben Kiefern, Zwergeichen und Zypressen auch die Zypern-Zeder – eine Baumart, die weltweit nur auf Zypern vorkommt.

Die Waldfläche auf der Insel schrumpft jedoch seit Jahrzehnten. Die Hauptgründe dafür sind Rodungen und häufige Waldbrände. Förster versuchen, die kahlen Flächen neu zu bepflanzen. Doch auf der Insel herrscht Wassermangel, was die Aufforstung erschwert.

Entlang der Nordküste gibt es sehr fruchtbare Gebiete, auf denen Oliven- und Zitrusbäume wachsen. Im Süden und Westen bauen die Zyprioten Wein an.

An den Salzseen der Insel lassen sich ganz andere Pflanzen finden: zum Beispiel die Blütenpflanze Queller, die Strandmelde oder die Artischockendistel. Diese Pflanzen sind besonders robust und können in der salzigen Umgebung überleben.

Insgesamt wachsen auf Zypern knapp 2000 Pflanzenarten.

Blick vom Tripylos-Gipfel in ein hügeliges Tal, das mit Zedern bewachsen ist

Die Zypern-Zeder: ein typischer Baum, der auf der Mittelmeer-Insel wächst

Ein für Zypern typisches Tier ist die Meeresschildkröte, die jedes Jahr an den Küsten von Akamas im Westen der Insel ihre Eier ablegt. Um die Tiere zu schützen, sind die dortigen Strände während der Brutzeit für Menschen gesperrt.

Zypern ist außerdem bekannt für seine vielen Vogelarten. Heimische Arten sind zum Beispiel der Fichtenkreuzschnabel und das zypriotische Rebhuhn. Außerdem kommen viele Zugvögel auf die Insel, um dort zu rasten oder zu nisten. Dazu gehören zum Beispiel das Rotkehlchen und der Pirol. An den Salzseen kann man in den Wintermonaten Flamingos beobachten.

Die Zyprioten und ihre Kultur

Auf Zypern leben etwa 1,3 Millionen Menschen. Die meisten sind griechischer Herkunft und sprechen griechisch. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung sind türkischer Abstammung. Sie leben im Norden der Insel und sprechen türkisch. Es gibt auch kleinere Randgruppen, die auf Arabisch und Armenisch kommunizieren.

Zypern hat ein gutes Bildungssystem und die meisten Zyprioten sprechen und verstehen Englisch.

Viele der türkischsprachigen Zyprioten im Norden sind islamischen Glaubens und befolgen muslimische Traditionen – wie etwa den Fastenmonat Ramadan.

Die meisten griechischsprachigen Zyprioten sind Christen. Wichtige Feiertage für die Menschen im Süden Zyperns sind Ostern sowie das sogenannte Anthestiria. Das ist ein Blumenfest, das die Einwohner im Mai veranstalten und damit die "Wiedergeburt" der Natur und den Frühling feiern.

Sowohl die griechisch- als auch die türkischsprachigen Zyprioten sind für ihre traditionelle Handwerkskunst bekannt. Dazu gehören vor allem Stickereien, die insbesondere in der Stadt Lefkara in der Nähe der Hauptstadt Nikosia hergestellt werden. Auch die Silberschmiedekunst ist in Zypern weit verbreitet.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und macht Stickarbeiten an einem Stück Stoff

Stickarbeit ist eine weit verbreite Handwerkskunst auf Zypern

Kulinarisch hat Zypern einiges zu bieten. Es kommen viele Speisen aus Griechenland und Anatolien auf den Tisch, aber einige Gerichte sind rein zypriotisch: zum Beispiel der Halloumi-Käse, Pourgouri (ein Gericht aus gekochtem Weizen), Hiromeri (eine gepresste, geräucherte und gereifte Schweinekeule) und Soutzoukos (eine Süßspeise aus eingedicktem Traubensaft und Nüssen).

Literatur spielt auf Zypern eine wichtige Rolle. Die Werke von zypriotischen Dichtern wurden in viele europäische Sprachen übersetzt. Die Poesie ist auch ein wichtiges Element in der wachsenden Friedenskultur-Bewegung, die versucht, kulturelle Verbindungen über die Grenzen der Insel hinweg zu schaffen.

Zypern fördert junge Komponisten, Musiker und Tänzer. Auf der Insel findet zum Beispiel jedes Jahr das internationale Kypria-Festival mit Musik- und Theateraufführungen statt. Im Dorf Lemba in der Nähe von Paphos bietet das Cyprus College of Art Kurse für internationale Kunststudenten an.

Die Insel hat außerdem eine aktive Filmindustrie. Zypriotische Spielfilme wie zum Beispiel der Film "Sprung ins kalte Wasser" (aus dem Jahr 2021) wurden bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet.

(Erstveröffentlichung 2022. Letzte Aktualisierung 19.09.2022)

Quelle: WDR

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