
Western
"Spiel mir das Lied vom Tod" – eine legendäre Filmmelodie
Der große Cowboyhut verdeckt das Gesicht. Der Mann spricht kaum ein Wort, doch seine Melodie macht jedem Angst: Die Figur des rätselhaften Fremden, gespielt von Charles Bronson in "Spiel mir das Lied vom Tod", ging in die Filmgeschichte ein.
Von Natalie Muntermann
Musikalisches Alter Ego des Italowesterns
Der 1968 gedrehte Western "Spiel mir das Lied vom Tod" – Resümee und Höhepunkt des Italowesterns – katapultierte nicht nur Regisseur Sergio Leone in den Filmolymp, sondern machte auch den Komponisten Ennio Morricone zu einer Kultfigur.
Die Ritualisierung der Handlung, die Sergio Leone in "Spiel mir das Lied vom Tod" betreibt, findet ihre musikalische Ausprägung in einer seriellen Kompositionstechnik mit stark melodramatischen Zügen. Der 1928 geborene Italiener sagt, er habe deshalb so fruchtbar mit Leone zusammengearbeitet, "weil er mir Zeit eingeräumt hat, mich auszusingen: lange Kamerafahrten, Landschaftsschwenks, musikalisch inspirierte Schnitte."
Morricone, der auch die Musik für alle Filme der sogenannten Dollar-Trilogie von Leone komponiert hat, ist das musikalische Alter Ego des Italowesterns.

Ennio Morricone schuf viele unvergessliche Melodien
Die Hauptfigur: eine Mundharmonika
Die theatralisch angelegte Leitmotivdramaturgie ist mit einer ungewöhnlichen Instrumentierung umgesetzt: einer Mundharmonika.
Auf die Frage, warum die Musik von "Spiel mir das Lied vom Tod" aktiver als die in anderen Filmen ist, sagte Morricone: "Weil der Hauptdarsteller eine Mundharmonika ist. Dies führt zu einer bestimmten Arbeitsweise beim Komponisten, für den der reale Klang der Mundharmonika später zu einem Faktum wird, das der Erinnerung dient und auch der Ausdruckskraft des Films- weil sie wiederholt gehört wird."
Das ist Morricone bestens gelungen: Im Laufe des Films werden die Figur des Fremden und die Mundharmonika musikalisch so geschickt verquickt, dass sie eins zu sein scheinen. Charles Bronson als der Fremde ist nicht zu sehen, man hört nur die Musik der Mundharmonika – und schon weiß man: Gleich wird er ins Bild kommen. Instrument und Filmfigur verschmelzen – das jagt nicht nur den eingefleischten Fans einen Schauer über den Rücken.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 29.10.2019)
Quelle: WDR