Computertaste mit der Aufschrift Hass, überschrieben mit dem Wort Liebe

Fake News

Gegenrede – Position beziehen gegen Hass

Täglich engagieren sich Menschen gegen Pöbelei und Hass im Netz. Sie schreiben an gegen so genannte Hater (Hasser) und Trolle, die andere Nutzer emotional provozieren. Forscher sagen: Die Gegenrede in Sozialen Netzwerken ist nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Von Andrea Wieland

Zwei Beispiele im Netz

Der Verein #ichbinhier wurde im Dezember 2016 von dem Kommunikationsberater Hannes Ley gegründet. Es reichte ihm mit der Wut und dem Hass im Netz, mit den Beleidigungen und den Lügen.

Zweieinhalb Jahre später hatte die Gruppe 45.000 Mitglieder, die in ihrer Freizeit "Gegenrede machen". Und das funktioniert so: Auf ein Hasskommentar antwortet ein Mitglied mit einem sachlichen und respektvollen Kommentar. Die anderen Mitglieder liken diesen Beitrag, sodass dieser in der Ansicht weiter nach oben rückt.

Die so genannte Hassrede ("Hate Speech") zu bekämpfen, das hat sich auch die Gruppe "Reconquista Internet" zur Aufgabe gemacht und bezeichnet sich als "digitale Menschenrechtsbewegung". Ins Leben gerufen wurde sie von Jan Böhmermann, schnell hatte die Bürgerrechtsbewegung 60.000 Mitglieder.

Werbung mit zwei gezeichneten Menschen, dazu der Slogan "Gemeinsam gegen Hass im Internet!"

Plakat der Aktion "Helden statt Trolle"

Von wegen nur ein Tropfen

Marc Ziegele, Juniorprofessor in Düsseldorf, untersuchte mehrere Tausend Kommentare von #ichbinhier-Mitgliedern. Er stellte fest, dass Gruppenmitglieder die Qualität von Diskussionen verbessern können, wenn sie nicht mit dem erhobenen Zeigefinger antworten. 

Das Engagement von #ichbinhier helfe, das Diskussionsklima positiv zu verändern: "Unsere Analysen zeigen, dass die Kommentare von #ichbinhier-Mitgliedern unter anderem respektvoller, ausgewogener und themenbezogener sind als die Kommentare von Nicht-Mitgliedern. Solche Kommentare fördern zivilisierte Anschluss-Diskussionen und tragen dazu bei, dass stille Leser ein besseres Gesamt-Diskussionsklima wahrnehmen und weniger Hemmungen haben, sich mit eigenen Kommentaren zu beteiligen", sagt Ziegele.

Offline wie online

Nicht schweigen, sondern Haltung zeigen. Das fordern auch die Initiatoren von klicksafe.de – einer EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz. Sie bringen das Thema in die Schulen. Auf ihrer Website schreiben sie: "Grundsätzlich gilt: Niemand sollte im öffentlichen Raum Gewalt fürchten müssen. Und natürlich gilt dies ebenso für den digitalen Lebensraum."

Die Macher von klicksafe.de wollen Eltern und Fachkräfte ermuntern, für die Jugendlichen Vorbild zu sein, denn "Hassreden im Netz entgegenzustellen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe". Hassbotschaften etwas entgegenzusetzen, die nicht (sofort) strafrechtlich geahndet werden können, dazu bedarf es der Unterstützung jedes einzelnen Nutzers. 

Quelle: SWR | Stand: 14.10.2019, 13:00 Uhr

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