Hollywood

Los Angeles

Hollywood – Mythos und Realität

Hollywood – obwohl der Name eigentlich nicht mehr als einen Stadtteil in Los Angeles bezeichnet, ist er weltweit zum Markenzeichen der populären Filmkultur des 20. Jahrhunderts geworden. Hollywood ist ein Mythos.

Von Eva Mommsen

Stars wie Charlie Chaplin und Marilyn Monroe haben dazu beigetragen, dass die Traumfabrik Hollywood weltweit bekannt wurde und heute für Glamour, Erfolg und Reichtum steht. Aber die Filmindustrie hat auch ein anderes Gesicht. Nirgendwo scheinen Ruhm und Bedeutungslosigkeit, Armut und Reichtum, Illusion und Wirklichkeit so dicht beieinander zu liegen.

Hollywoods Anfänge

Eigentlich beginnt die Geschichte Hollywoods an der Ostküste der USA, in New York. Dort gründeten die beiden Filmgesellschaften "Biograph" und "Edison" unter der Leitung von Thomas Edison 1908 die "Motion Picture Patent Company".

So vereinten sie fast alle bedeutenden Unternehmen der damaligen Filmindustrie und damit alle Patente für Filmmaterial, Kameras und Projektoren unter einem Dach. Der so geschaffene Zusammenschluss konnte den gesamten Filmmarkt der USA kontrollieren.

Um dieser rigiden Lizenzierungspraxis zu entgehen, gingen eine Handvoll unabhängiger Produzenten, darunter Carl Laemmle, Adolph Zukor, Marcus Loew und William Fox, 1910 an die Westküste in einen kleinen Vorort von Los Angeles, genannt Hollywood. Hier, fernab der Patentanwälte, begannen sie ihre Filme zu drehen, vor allem Western und Komödien.

Als amerikanische Gerichte 1912 das Monopol der "Motion Picture Patent Company" einschränkten und sie 1915 schließlich für illegal erklärten, stand dem Erfolg der unabhängigen Produzenten aus Hollywood nichts mehr im Wege.

Jetzt bauten sie hier die großen Filmstudios auf wie "Famous Players Lasky" (später "Paramount"), "Loew's" ("Metro-Goldwyn-Mayer"), "Warner Brothers", "RKO" und "Fox" (später "20th Century Fox").

Filmstudios "Warner Brothers" gegründet (im Jahr 1923)

WDR ZeitZeichen 21.11.2018 14:34 Min. Verfügbar bis 18.11.2098 WDR 5


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Das goldene Zeitalter des Studiosystems

In Hollywood gab es ideale Bedingungen für die Filmproduktion: Die angenehmen Temperaturen ermöglichten Außendreharbeiten das ganze Jahr über, es gab genügend Arbeitskräfte und billiges Bauland. Jede Woche brachte jetzt jedes Studio einen Film auf den Markt, das Geschäft boomte.

Selbst den großen Börsencrash von 1929 überlebte die Filmbranche relativ gut, da sie mithilfe des neu erfundenen Tonfilms einen größeren Markt erobern konnte und so keine Umsatzeinbrüche hatte. Die großen Studios setzten jetzt auch auf eigene Vertriebsfirmen und eigene Kinoketten, statt mit unabhängigen Unternehmen zusammenzuarbeiten.

Genre-Produktionen wie der Gangsterfilm, der Western, Musicals und Melodramen wurden zur Massenware. 1939 erreichte die Filmindustrie in Hollywood ihren Höhepunkt, etwa 177.000 Menschen arbeiteten hier, 338 Filme wurden herausgebracht.

Schwarzweiß-Bild: Filmszene aus dem Western "Ringo"

Western wie "Ringo" waren sehr erfolgreich

Das Ende der Studio-Ära

Für den Niedergang des Studiosystems in den 1950er-Jahren war vor allem die Kartellgesetzgebung der US-Regierung verantwortlich. 1938 hatte das Justizministerium im Namen unabhängiger Kinobetreiber gegen die Studios Anklage wegen Monopolisierungs-Bestrebungen erhoben.

Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verzögerte sich der sogenannte Paramount-Prozess und kam erst 1948 vor den Obersten Gerichtshof. Der erklärte die Praktiken der Filmgesellschaften für illegal und sorgte für die Trennung der Studios von ihren Kinoketten. Dadurch entstanden viele neue Produktionsfirmen, deren Filme in den unabhängigen Kinos gezeigt wurden.

Neben dem Urteil im Paramount-Prozess gab es auch eine technische Neuerung, die für die Auflösung des bestehenden Studiosystems verantwortlich war: das Fernsehen. Waren 1946 noch 78,2 Millionen Amerikaner pro Woche ins Kino gegangen, waren es 1971 gerade noch 15,8 Millionen. Es folgten magere Jahre für die Filmindustrie.

Luftaufnahme des "Warner Brothers"-Studios mit seinen großen Hallen in Hollywood.

Das "Warner Brothers"-Studio 1959

Die Filmindustrie erholt sich

Mitte der 1970er-Jahre fand ein Generationswechsel in Hollywood statt. Junge Regisseure wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Woody Allen, George Lucas und Steven Spielberg durften Filme machen und feierten große Erfolge im In- und im Ausland.

Filme wie "Star Wars", "Indiana Jones" oder "Der Pate" wurden zu Publikumsrennern. Doch die Filme der jungen Regisseure waren nicht immer erfolgreich. "The Last Movie" oder "Apocalypse Now" waren prämierte Filme, die aber die Kosten nicht einspielten. Das war für die Geldgeber letztendlich zu riskant.

Filmszene mit Marlon Brando aus "Der Pate".

Ein Kassenschlager: "Der Pate"

Anfang der 1980er setzten die Studios und Produktionsfirmen deshalb mehr und mehr auf erfolgreiche Blockbuster. Es kam die Zeit der Produzenten wie Jerry Bruckheimer und Don Simpson. Sie ließen Schreiber und Regisseure fast Fließbandproduktionen machen, die nach einer simplen Story funktionierten: Eine Person aus armen oder schwierigen Verhältnissen kämpft für einen Traum und gewinnt. So funktionierten Filme wie "Flashdance", "Top Gun" und "Footloose".

Das Filmgeschäft – Geld, Gier und Macht

In den 1990er-Jahren wurden die Studios in Hollywood durch große, global agierende Medienkonzerne übernommen. Jetzt sollten bessere Vermarktungsstrukturen auch im Ausland höhere Gewinne einbringen. Heute werden bereits bei der Planung von Filmen regionale Eigenheiten berücksichtigt, so können die Filme besser an das Interesse des Publikums angepasst werden.

Ein Film ist heute ein gigantisches Kaufhaus, das alles im Angebot hat: Streamingrechte, Soundtrack, Spielzeug und sogar Bettwäsche. Deswegen ist es heute für die Geldgeber oft lukrativer, einen 200-Millionen-Dollar-Film zu produzieren, den man anschließend besser vermarkten kann, als eine Beziehungskomödie für 20 Millionen Dollar.

Filmszene aus "Der Herr der Ringe": Frodo und der Ring.

Multimillionen-Dollar-Projekt: "Der Herr der Ringe"

Die Stars in Hollywood

Etwa 300.000 Schauspieler leben in Los Angeles, davon haben aber nur fünf Prozent einen Job in der Filmindustrie. Viele sind deswegen Kellner, Künstler oder Fotografen, um sich nebenher etwas zu verdienen. Denn nur die Superstars können wirklich von der Schauspielerei leben.

Dabei richtet sich die Gage eines Schauspielers nach dem Erfolg seiner Filme. Mitte der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre war beispielsweise Meg Ryan nach dem Blockbuster "Harry und Sally" der Star in Hollywood. Sie bekam danach die Hauptrollen in "Pretty Woman", "Ghost" und "Das Schweigen der Lämmer" angeboten, lehnte aber alle drei ab.

Filmszene aus "Harry und Sally" mit Meg Ryan und Billy Crystal.

"Harry und Sally" machte Meg Ryan zum Star

Julia Roberts wurde durch "Pretty Woman" ein Superstar, Demi Moores Gagen stiegen nach "Ghost" auf über fünf Millionen Dollar und Jodie Foster gewann für "Das Schweigen der Lämmer" einen Oscar. Meg Ryan drehte stattdessen mit "Prelude to A Kiss" und "When A Man Loves A Woman" zwei Flops. Danach konnte sie nicht mehr an ihren alten Erfolg anknüpfen.

Hollywood macht Stars, aber lässt sie auch genauso schnell wieder fallen. Denn letztendlich geht es in der Traumfabrik um Geld. Der erfolgreiche Produzent Don Simpson ("Top Gun", "Beverly Hills Cop") sagte einmal: "Es gibt keine Verpflichtung, in die Geschichte einzugehen oder Kunst zu machen. Unsere einzige Verpflichtung ist es, Geld zu machen und um Geld machen zu können, mag es wichtig sein, in die Geschichte einzugehen oder sich mit Kunst abzugeben oder ein paar Oscars zu gewinnen, denn das sind wieder zehn Millionen Dollar mehr an den Kinokassen."

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 18.03.2020)

Quelle: WDR

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