Ein Mann mit länglichem Bart sitzt auf einem Stuhl

Wien

Arthur Schnitzler

Arthur Schnitzler (1861-1932) war ein österreichischer Arzt und Dramatiker. Mit seinem Theaterstück "Der Reigen" löste er 1920 einen Skandal aus.

Von Kerstin Hilt

In Schnitzlers Skandalstück "Der Reigen", geschrieben zwischen 1896 und 1897, sind zehn Figuren auf der Suche nach dem schnellen Seitensprung oder auch dem kleinen Glück – und kollidieren dabei notwendigerweise mit den Tabus der Gesellschaft.

Der junge Herr vertreibt sich die Zeit mit seinem Stubenmädchen, der Ehemann mit dem "süßen Mädel" aus der Vorstadt, der Graf mit einer Prostituierten. Erst 1920 wurde das Drama in Berlin uraufgeführt – und sogleich verboten.

"Reigen" von Arthur Schnitzler (Uraufführung 23.12.1920)

WDR Zeitzeichen 23.12.2020 14:50 Min. Verfügbar bis 24.12.2090 WDR 5


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In Wien brachte es seinem Autor sogar eine Klage ein die allerdings erfolglos war. Am Rande der Vorstellungen kam es regelmäßig zu antisemitischen Ausschreitungen, der spätere österreichische Bundeskanzler Seipel diffamierte es als "Schmutzstück aus jüdischer Feder".

Schnitzlers Vater war dagegen als berühmter Fachmann für Kehlkopferkrankungen in Wien höchst respektiert gewesen. Auch Schnitzler praktizierte zunächst als Arzt, unter anderem bei der österreichischen Armee.

Auf diese Zeit geht auch seine Erzählung "Leutnant Gustl" von 1900 zurück, in der er den überzogenen Ehrenkodex des damaligen Militärs anprangert.

Nach dem Erscheinen von "Leutnant Gustl" wurde Schnitzler der Offiziersrang als Oberarzt der Reserve aberkannt. Später stimmte Schnitzler auch nicht in die allgemeine Begeisterung zu Beginn des Ersten Weltkriegs ein – was ihn von vielen Schriftstellern seiner Zeit unterschied.

Auch privat hielt sich Schnitzler nicht an die ungeschriebenen Gesetze der Wiener Gesellschaft. Die Schauspielerin Olga Gussmann heiratete er erst, als der gemeinsame Sohn bereits ein Jahr alt war. Nach der Trennung des Paars zog er die Kinder alleine groß.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in zunehmender Vereinsamung. Wie es scheint, hat sich an ihm einmal mehr die bösartige Behauptung bewahrheitet, dass sich in Wien der Ruhm erst als Nachruhm erfüllt.

Den endgültigen Ritterschlag bekam Schnitzler 1999, als Star-Regisseur Stanley Kubrick Schnitzlers "Traumnovelle" als Vorlage für seinen Kinofilm "Eyes Wide Shut" auswählte.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 08.06.2021)

Quelle: WDR

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