Küstenabschnitt an der Côte d'Azur .

Westeuropa

Côte d'Azur

Leuchtend gelbe Mimosen, lila Lavendel, tiefblaues Meer und die roten Felsen von l’Estérel: Auch wegen ihrer satten Faben ist die Côte d’Azur ein Sehnsuchtsland der Nordeuropäer.

Von Sabine Kaufmann

Die Lage der "blauen Küste"

Beim Versuch, die Côte d’Azur geografisch einzugrenzen, scheiden sich die Geister. Das Kerngebiet umfasst einen rund 120 Kilometer breiten Küstenstreifen, der bei Menton an der italienischen Grenze beginnt und bei St. Tropez endet.

Manche Quellen bezeichnen die gesamte Strecke zwischen Menton und Marseille als Côte d’Azur, doch das geht einheimischen Puristen zu weit.

Die Côte d’Azur gehört verwaltungstechnisch zur Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA). Geografisch gesehen bilden die einzelnen Teilregionen jedoch keine Einheit.

Zur Provence gehört das fruchtbare Rhônetal, das heute eine blühende Kulturlandschaft ist und im Wesentlichen landwirtschaftlich geprägt ist. Östlich des Flusses erstreckt sich eine Mittelgebirgslandschaft mit dem Mont Ventoux (1912 Meter) als höchste Erhebung.

Im Nordosten erheben sich die Seealpen mit einer Höhe von mehr als 3000 Metern, die zur Küste steil abfallen. Im Hinterland der Côte d’Azur liegen die zerklüfteten Mittelgebirge des Massif des Maures und des Massif de l'Esterel.

300 Tage Sonnenschein im Jahr

Zwischen der Mittelmeerküste, der Provence und den alpinen Regionen gibt es einen Temperaturunterschied von durchschnittlich sieben Grad Celsius. Das Klima an der Côte d’Azur ist mediterran, das heißt, es gibt milde Winter und heiße Sommer.

Die Temperaturen im Sommer übersteigen oft die 30-Grad-Marke. Die Nächte sind häufig angenehm warm bei 20 Grad Celsius. Die Berggipfel der Seealpen liegen dagegen bis weit ins Frühjahr hinein unter einer dichten Schneedecke.

Die Niederschläge in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur liegen bei etwa 50 Regentagen pro Jahr. Doch wenn es regnet, und das meist im Herbst, dann richtig. Die heftigen Schauer können zu heftigen Überschwemmungen in Bach- und Flusstälern führen.

Die nördlich an die Côte d’Azur angrenzenden Gebirge bilden einen besonderen Schutz vor den Stürmen, die vom Atlantik her nach Osten übers Festland ziehen. An der Küste herrscht deshalb ein besonderes Mikroklima, das für sehr milde Winter sorgt. Dann erreicht an sonnigen Tagen das Thermometer schon mal 15 bis 20 Grad Celsius.

Promenade des Anglais in Nizza

Milde Winter und heiße Sommer

Und dann gibt es noch den Mistral, einen aus dem Rhônetal kommenden kalten Fallwind, der alle Wolken vertreibt und einen strahlend blauen Himmel zurücklässt. Die Kehrseite: In Windeseile fallen dann auch die Temperaturen um rund zehn Grad. Meist bläst der Mistral im Frühjahr und Herbst und erreicht Geschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde.

Blütenpracht in allen Farben

Die Vegetation im südöstlichen Frankreich ist geprägt durch die Garrigue, eine mediterrane Strauchlandschaft mit immergrünen Zwergsträuchern, die besonders gut auf trockenem und felsigem Boden gedeihen.

Typische Garrigue-Pflanzen sind Ginster, Zistrose und Wacholder sowie die berühmten Kräuter der Provence – unter anderem Thymian, Oregano, Rosmarin und natürlich Lavendel. Die blauviolett blühende Pflanze wächst in dichten, beinahe kugelförmigen Büschen. Erntezeit ist von Ende Juli bis Anfang September.

Die heißen Temperaturen während des Sommers lassen die ätherischen Öle der Pflanze zu ihrer vollen Entfaltung kommen. Lavendel gibt nicht nur der berühmten Kräutermischung seinen unverwechselbaren Geschmack, die Öle der Pflanze sind auch eine wichtige Essenz bei der Parfümherstellung.

Lavendelfelder in der Provence.

Blauviolette Felder in der Provence

Überstrahlt wird der Duft des Lavendels nur noch von der Duftrose, der sogenannten Centifolia, aus der man das Rosenöl gewinnt, das unverzichtbar für die Parfümherstellung ist.

An den Hängen des Massif des Maures und des Massif de l'Esterel wachsen dichte Korkeichenwälder. Typische Bäume für den Landstrich sind außerdem Pinien, Platanen und Zedern.

Von dem milden Klima entlang der Cote d’Azur profitiert die gesamte Pflanzenwelt. Mittlerweile wachsen viele Arten an der Küste, die hier ursprünglich gar nicht heimisch waren.

Olivenbäume und Weinstöcke kamen bereits in der Antike mit den Griechen nach Südfrankreich. Im 19. Jahrhundert hatten die exzentrischen Engländer viele exotische Pflanzen im Gepäck, darunter auch die Palmen, die heute viele Strandpromenaden schmücken.

Ins Auge springen jedoch die üppig blühenden, gelben Mimosen. Botanisch korrekt sind es die blühenden Zweige der Akazie. Dieser Baum stammt ursprünglich aus den tropischen und subtropischen Regionen Asiens und Australiens. Als erste Frühlingsboten blühen sie bereits ab Anfang Februar. Lässt man Akazien unkultiviert wachsen, können sie zu riesigen, bis zu 30 Meter hohen Bäumen werden.

Refugium seltener Tierarten

Die Tierwelt der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist durch die großen Klimaunterschiede sehr vielfältig. In den Seealpen leben seltene Tierarten wie Steinbock und Steinadler. Sogar Wölfe sind inzwischen aus dem benachbarten Italien hier eingewandert. Weiter westlich in der Mittelgebirgslandschaft des Mont Ventoux trifft man noch auf den seltenen und geschützten Wiesenotter.

Direkt an der Côte d’Azur, im Massif des Maures, hat die griechische Landschildkröte ein Refugium gefunden. Die Schatten der Korkeichen bieten den seltenen Reptilien einen idealen Lebensraum zum Brüten.

Frankreich, Provence, Les Calanques

Les Calanques – Lebensraum vieler Reptilienarten

Westlich von Saint-Tropez erstrecken sich die Calanques. An die raue Felslandschaft haben sich andere Reptilienarten wie die Smaragdeidechse und die Eidechsennatter perfekt angepasst.

Die Eidechsennatter zählt zu den typischen Tieren der Garrigue, meist hält sie sich in Wassernähe auf. Die bis zu zwei Meter lange Natter übertrifft an Größe sämtliche Reptilien Europas.

Die Eidechsennatter gehört zwar zu den Giftschlangen, dennoch sind Bisswunden bei Menschen äußerst selten. Das liegt zum einen an der natürlichen Scheu der Schlange, zum anderen an weit hinten im Oberkiefer leigenden Giftzähnen.

Mit etwas Glück kann man eine weitere, sehr seltene Reptilienart in der Garrigue beim Sonnenbaden beobachten. Mit einer Gesamtlänge bis zu 90 Zentimetern ist die Perl-Eidechse die größte Eidechse Europas. Sie kommt nur noch in ganz wenigen Gegenden Südwesteuropas vor.

Quelle: SWR | Stand: 27.04.2020, 14:40 Uhr

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