Blick aus der Luft über die Steilküste in Südengland mit dahinterliegenden Wiesen.

Westeuropa

Englands Süden

Mondäne Seebäder, verzauberte Gärten und eine atemberaubende Küste – all das macht Südengland zu einem attraktiven Urlaubsziel. Ein Landstrich, der viele Generationen von Schriftstellern inspirierte und Jahr für Jahr Millionen Touristen anzieht.

Von Kerstin Eva Zeter und Johannes Höflich

Die Region

Südengland liegt am Atlantischen Ozean und teilt sich in elf Grafschaften, die sich insgesamt über eine Fläche von rund 35.000 Quadratkilometern erstrecken. Das ist in etwa ein Siebtel der Gesamtfläche Großbritanniens.

Alle Städte Südenglands liegen in der Nähe der Küste. Sie sind höchstens 60 bis 70 Kilometer vom Meer entfernt. Die kürzeste Entfernung von der britischen Insel zum europäischen Festland liegt zwischen Dover und Calais und beträgt etwa 35 Kilometer. Diese Distanz kann man entweder mit dem Zug durch den Tunnel oder über das Wasser per Fähre überbrücken.

Eine spektakuläre Küste

Die Küste Südenglands ist etwa 1000 Kilometer lang und beeindruckt durch bizarre Felsformationen, wie die massiven Granitblöcke im Dartmoor, aber auch durch sanfte grasbewachsene Hügellandschaften. Typisch für den Küstenstreifen sind tief abfallende Schluchten und weite Badestrände.

Der westliche Teil Südenglands liegt nah am Golfstrom. Der sorgt für milde Winter mit Temperaturen, die nur selten unter den Gefrierpunkt fallen, und feuchten, wechselhaften Sommern. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist typisch für das atlantische Klima. Sie sorgt häufig für dichten Nebel.

Das milde Klima ermöglicht, dass in Cornwall mediterrane Pflanzen wie die Palme wachsen. Da die Wassertemperatur des Atlantiks nie unter zehn Grad Celsius sinkt, beherbergt die Unterwasserwelt exotische Meeresbewohner. Sicherlich ist dies auch ein Grund dafür, dass sich die südenglischen Badestrände solch großer Beliebtheit erfreuen.

Das Bild zeigt die typisch karge, grasbewachsene Hügellandschaft des Dartmoors. Auf einem Hügel stehen mehrere Ponys.

Die urwüchsige Landschaft des Dartmoors

Landschaft voller Mythen und Legenden

Stonehenge – die Jahrtausende alte Grabanlage – gehört zu den bekanntesten Reisezielen im Süden Englands. Es heißt, dass zwischen den kreisförmig angeordneten Monolithen magische Kräfte wirken. Deshalb ist dieser Landstrich seit den 1970er-Jahren das Mekka aller Reisender, die etwas für Magie, Sagen und Spiritismus übrig haben.

Auch Glastonbury in Somerset ist so ein magischer Ort. Dort stehen Abtei-Ruinen, die als Ort des heiligen Grals und des Grabes von König Artus verehrt werden. Es heißt, Glastonbury sei das sagenumwobene Avalon – die mythische, vom Nebel verborgene Insel, auf der laut der Gralssage König Artus nach seiner Verwundung gelebt haben soll.

Blick auf die monumentalen Steinquader von Stonehenge

Stonehenge – ein Ort voller Mythen

Inspiration für Generationen von Schriftstellern

Nicht nur William Shakespeare (1564-1616) war angetan von seiner Heimat und verarbeitete ihre Landschaften in seinen Stücken. Auch Jane Austen (1775-1817) beschrieb in ihren Romanen die Schönheit des englischen Landlebens – sei es beim Picknickausflug oder dem Besuch des Seebades Lyme Regis in Dorset oder des Kurortes Bath in Avon.

Für Fans von Charles Dickens (1812-1870) ist ein Besuch des Badeortes Broadstairs in Kent ein Muss. Das kleine Städtchen ehrt den Schriftsteller jedes Jahr mit einem Festival und besitzt zwei Dickens-Museen.

Virginia Woolf (1882-1941) zog sich gerne nach Rodmell in Sussex zurück und Agatha Christie (1890-1976) stammt aus dem Küstenstädtchen Torquay. Und Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) ließ seine wohl bekannteste Sherlock-Holmes-Geschichte "Der Hund von Baskerville" im berüchtigten Dartmoor spielen.

Der Schriftsteller Charles Dickens

In Südengland zu Hause: Charles Dickens

Mondäne Seebäder

England war und ist die Heimat der Seefahrer und Fischer. Noch heute lebt die Erinnerung an Admiräle, Weltumsegler und Piraten. In Plymouth startete Sir Francis Drake (1540-1596) 1577 zu seiner dreijährigen Weltumsegelung, in deren Zuge er die spanische Armada besiegte. In Southampton legte 1620 die Mayflower ab und brachte die ersten Pilger nach Amerika.

Die an der Südküste liegenden Seebäder waren im 18. Jahrhundert Reiseziel betuchter Engländer. Mit dem Besuch des Prinzregenten Georg IV. (1762-1830) avancierte das Seebad Brighton zum Treffpunkt von Aristokratie und Großbürgertum. Wie so oft folgten dem Adel bald die Bürger und sogar heute, gut 200 Jahre später, ist Brighton noch immer ein international bekanntes Seebad.

Strand von Brighton mit einem Pier, der ins Wasser führt, und Hochhäusern hinter der Strandpromenade.

Brighton – bis heute ein beliebtes Seebad

Aufwendige Gartenkunst

Die großen Industriestädte Englands konzentrieren sich auf den Norden des Landes. In vielen südenglischen Dörfern und Landschaften dagegen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und das ländliche Idyll blieb erhalten. Nicht zuletzt deshalb bezeichnet man den Süden als Garten Englands.

In dieser Gegend findet der Besucher die bekanntesten und schönsten Gärten. Ein Zuschauermagnet ist zum Beispiel Sissinghurst. Der Garten wurde von der bekannten Schriftstellerin Victoria Sackville-West (1892-1962) angelegt und gepflegt.

Weiße Lilien, von akkurat geschnittenen Hecken umgeben.

Aufwendige Gärten sind ein Hobby vieler Engländer

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 19.05.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: