Kanal vor grünen Hügeln.

Donau

Main-Donau-Kanal

Der Main-Donau-Kanal ist eine künstliche Wasserstraße in Bayern. Er verbindet die Flüsse Main und Donau miteinander und ermöglicht eine durchgehende Schiffsverbindung von Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Der Kanal ist eines der umstrittensten und beeindruckendsten Bauwerke der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Von Helmut Brasse und Tobias Aufmkolk

Erste Versuche

Die Idee zu einem Main-Donau-Kanal ist mehr als 1200 Jahre alt. Schon der Frankenkaiser Karl der Große hatte die Idee, Main und Donau miteinander zu verbinden. Unter seiner Herrschaft wurde 793 sogar ein Bauversuch unternommen, der aber schnell wieder aufgegeben wurde: Ein heftiger Regen brachte die ersten mühsam gegrabenen Dämme zum Einsturz.

Der bayerische König Ludwig I. war erfolgreicher: Er ließ von 1836 bis 1845 den "Ludwig-Donau-Main-Kanal" anlegen. Der Kanal bekam jedoch bald ein erhebliches Problem: Die Schiffe wurden in den folgenden Jahrzehnten immer größer, und bald war der Kanal zu schmal für viele der Schiffe. Dadurch nahmen die Betreiber auch weniger Kanalgebühren ein und der Kanal brachte bald kaum noch Gewinne. Er verlor zum Ende des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung.

1950 verabschiedete man sich dann von dem unrentablen Kanal. Einige Abschnitte wurden trockengelegt, andere abgetragen oder überbaut. Die wenigen verbliebenen Teilstücke stehen seit den 1970er-Jahren unter Denkmalschutz und sind ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Radfahrer.

Wasser fließt durch den alten "Ludwig-Donau-Main-Kanal"

Der "Ludwig-Donau-Main-Kanal" war bald zu schmal

100 Jahre von der Idee zur Vollendung

Die Idee zum heutigen Main-Donau-Kanals kam gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf: 1892 gründete sich der "Verein zur Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt in Bayern". Sein Ziel war, durch Lobbyarbeit die Voraussetzungen für eine Verbindung von Main und Donau zu schaffen. Doch es sollten noch viele Jahre vergehen, bis das Projekt umgesetzt wurde.

1921 wurde eine Gesellschaft gegründet, deren Aufgabe es war, durch den Bau von Wasserkraftwerken und den daraus resultierenden Gewinnen das benötigte Geld zu erwirtschaften. Konkrete Planungen zum Bau des Kanals begannen 1938. Bis 1942 wurden einige Vorarbeiten durchgeführt, durch den Zweiten Weltkrieg aber unterbrochen.

Erst 15 Jahre nach Ende des Krieges begannen dann die richtigen Bauarbeiten. 1992, also 32 Jahre nach Baubeginn und ein Jahrhundert nach der Gründung jenes Vereins, war der Kanal erstmals durchgängig befahrbar.

Nicht nur in Bezug auf die Bauzeit schlägt der Kanal Rekorde: Auch die Ausmaße der Erdbewegungen und des verbauten Materials – überwiegend Stahl und Beton – waren gigantisch.

16 Schleusen mussten eingebaut werden, um Höhenunterschiede auf dem Weg zwischen Main und Donau auszugleichen. Die drei größten Schleusen haben jeweils eine Hubhöhe von mehr als 20 Metern. Zudem wurden auf der gesamten Kanalstrecke 122 Straßen- und Fußgängerbrücken gebaut.

Genial oder überflüssig?

Der Bau des Main-Donau-Kanals war und ist bis heute umstritten. Naturschützer kritisierten das Projekt, allen voran der "Bund Naturschutz" in Bayern. Man warf den Betreibern vor, unter anderem das Altmühltal durch den Bau zu zerstören. Einen großen Rückschlag für die Kanalbauer gab es im März 1979, als sich bei Katzwang ein Dammbruch ereignete und ein Kind ertrank.

Auch kamen während des Baus immer wieder Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Mammutprojektes auf. Anfang der 1980er-Jahre wollte die Bundesregierung das Projekt wegen knapper Haushaltslage und schlechter Prognosen für die Kanalnutzung sogar beenden. Der Freistaat Bayern konnte sich aber letztlich durchsetzen. Man ließ Gegengutachten erstellen und bestand auf der Einhaltung aller Verträge.

Mittlerweile haben sich die Fronten ein wenig beruhigt. Auch die Spuren der Baustellen sind längst nicht mehr sichtbar. Einige Kritiker räumen inzwischen sogar ein, dass man keine Mühen gescheut habe, den Kanal der Natur anzupassen. Was die Auslastung des Bauwerkes angeht, sind die Angaben widersprüchlich.

Es gibt Behauptungen, der Kanal sei nicht wirtschaftlich und könne es auch nie werden. Die Prognosen über das mögliche Frachtaufkommen aus den 1980er-Jahren haben sich keinesfalls erfüllt.

Die Bayerische Landesregierung dagegen sieht den Bau des Kanals positiv. Die Wasserstraße habe sich voll und ganz bewährt und fördere zudem den umweltfreundlichen Güterverkehr.

(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 29.04.2020)

Quelle: WDR

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