Fischer am Donaudelta

Schwarzes Meer

Donaudelta

Etwa 2850 Kilometer fließt das Wasser der Donau von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Im rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet weitet sich die Mündung zu einem riesigen Flussdelta – mit Europas größten Schilfrohrgebieten und 5000 Quadratkilometern an Auwäldern.

Von Christiane Gorse

Welterbe nach der Diktatur

Die Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989 und die damit einhergehende politische Wende kam für das Donaudelta gerade noch zur rechten Zeit. Denn der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu plante, fast die Hälfte des Gebietes in Getreidefelder und Fischteiche umzuwandeln.

In den Vogelparadiesen, den artenreichsten Europas, sollte der organisierte Tourismus Einzug halten. Nur der Zusammenbruch des Ceausescu-Regimes 1989 verhinderte die Zerstörung der Schönheit des Donaudeltas.

Bereits zwei Jahre später erklärte die Unesco große Teile des Deltas zum Weltnaturerbe und Biosphärenreservat. Zahlreiche durch Dämme abgeschnittene und trockengelegte Flächen wurden im Verlauf der vergangenen Jahre wieder an die Donau angeschlossen. Der Prozess, die ursprüngliche Wildheit wieder herzustellen, verläuft insgesamt erfolgreich.

Fischer in seinem Boot im rumänischen Donau-Delta vor einem dichten Schilfrohrdickicht.

Europas größte Schilfrohrgebiete

Heimat des Pelikans

Der Pelikan ist das Symbol des Deltas. Hier ist Europas bedeutendste Kolonie beheimatet: 7000 Exemplare des größten Wasser- und schwersten Flugvogels der Erde leben im Donaudelta.

Bis zur politischen Wende 1989 waren die Fisch fressenden Pelikane manchem Angriff der Fischer ausgesetzt. Heute schwimmen die mächtigen Vögel majestätisch auf dem Wasser und ziehen geschützt ihre Nachkommen auf.

Doch das Donaudelta ist nicht nur für den Pelikan ein Paradies. In besonders geschützten Teilen des Deltas nisten riesige Vogelkolonien. Zahlreich vertreten ist zum Beispiel der große Kormoran.

Auch im Wasser tummeln sich selten gewordene Tiere wie der Stör. Dieser Fisch war ursprünglich so zahlreich, dass der Kaviar (die Eier des Störs) ein gewöhnliches Lebensmittel war. Dank des Donaudeltas finden die Fische wieder Laichplätze.

Eine Sensation des Donaudeltas sind auch die riesigen Seerosenfelder. So weit das Auge reicht, bedecken die großen Blätter mit ihren gelben Blüten das Wasser.

Zum Bild des Deltas gehören außerdem die Schilfrohrflächen, die die größten Europas sind. Ob dieser natürlichen Vielfalt entwickelt sich das Gebiet seit der Jahrtausendwende zunehmend zum Touristenziel.

Zwei Rosapelikane im Flug knapp über dem Wasser im Donaudelta.

Symbol des Donaudeltas: der Pelikan

Ist das Donaudelta in Gefahr?

Entsprechend groß war der internationale Aufschrei von Naturschützern, als die Ukraine 2004 begann, mitten durch das Delta einen neuen Kanal zu bauen. Der Bystroje-Kanal soll die Schifffahrt auf dem ukrainischen Teil des Deltas beleben und mehr Arbeitsplätze schaffen.

Bislang gibt es einen großen Kanal für schwere Frachtschiffe im rumänischen Teil des Deltas, den Sulina-Kanal. Weil die Nutzung dieses Wasserwegs der Ukraine zu teuer war, wollte sie sich einen eigenen schaffen.

Ein Kanal im Donaudelta, dessen Ufer mit dichter und urwüchsiger Natur bewachsen ist.

Kleine Kanäle gibt es seit alters her

Durch die groß angelegten Bagger- und Baumaßnahmen aber verändern sich die Landschaft, das Wasser und die Sedimente im Delta derart, dass Naturschützer vom World Wide Fund for Nature (WWF) fürchten, dass bedrohte Arten wie der Stör oder der Zwergkormoran keinen Lebensraum mehr finden.

Wegen der internationalen Kritik haben sich mehrere internationale Baufirmen, darunter auch deutsche, wieder aus dem Projekt zurückgezogen. Denn durch das Vorantreiben des Bauprojektes durch die ukrainische Regierung wurden wichtige nationale und internationale Gesetze und Vereinbarungen missachtet, denen die Ukraine eigentlich verpflichtet ist.

Für den Erhalt des Deltas setzt sich neben dem WWF unter anderem die "Internationale Kommission zum Schutz der Donau" (IKSD) ein.

Das Projekt wurde nach Informationen des WWF dennoch nach Unterbrechungen weitergeführt und 2007 wieder für die Schifffahrt eröffnet. 2009 war die erste Bauphase offiziell beendet.

(Erstveröffentlichung 2010, letzte Aktualisierung 28.03.2018)

Quelle: SWR

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