Menschen auf dem Gipfel der Zugspitze

Zugspitze

Die schönsten Routen zur Zugspitze

Auch für Wanderer hat der höchste Berg Deutschlands viel zu bieten. Auf vier unterschiedlich schwierigen Routen erleben Bergfreunde die majestätische Schönheit der Zugspitze.

Von Lothar Nickels

Höllental

Die anspruchsvollste Strecke zur Zugspitze führt durch das Höllental. Mit Pausen beträgt die Gehzeit durchschnittlich acht Stunden. Etwa 70.000 Menschen jährlich entscheiden sich für diese Variante. Weil das gleichzeitig sehr gefährlich ist, kommt es immer wieder zu Unfällen, die manchmal tödlich enden.

Unter Kennern gilt der Weg durch das Höllental als der Anstieg. An Spitzentagen waren hier schon 3000 Personen unterwegs. Eine ernsthafte Bergtour, bei der es auf Erfahrung und die richtige Ausrüstung ankommt. Vom Ausgangspunkt in Hammersbach müssen bis zum Gipfel 2200 Höhenmeter bewältigt werden.

Anfangs geht es durch die Höllentalklamm, eine der größten begehbaren Klammen überhaupt. Erschlossen wurde sie zwischen 1902 und 1905.

Danach ist die Klettersteigausrüstung gefragt. An der ersten Schlüsselstelle – dem "Brett" – geht es über Eisenstifte weiter, die in die glatte Wand geschlagen sind.

Als nächstes führt eine Geröllstrecke zum Höllentalferner. Der Gletscher ist am besten mit Steigeisen und Seilen zu begehen. Seine Randkluft wird jedes Jahr tiefer und breiter. Dementsprechend ist hier große Vorsicht geboten.

Schließlich führt ein Klettersteig nach gut eineinhalb Stunden Kraxeln zum Gipfel. Die etwa acht Stunden dauernde Route verlangt gute Vorbereitung sowie bergsteigerisches Geschick und Können. Auch das Wetter muss mitspielen.

Reintal-Weg

Wer den Gipfel der Zugspitze durch das Reintal erreichen möchte, sollte ausreichend Zeit einplanen. Denn diese Passage ist von allen die längste. Darum ist sie nicht an einem Tag zu bewältigen, die Entfernungen sind einfach zu groß. Das hat aber auch seinen Vorteil: Weitaus weniger Menschen entscheiden sich für den Reintal-Weg. Man kann also recht ungestört und gemütlich unterwegs sein.

Los geht's am Skistadion in Garmisch-Partenkirchen zur Partnachklamm. Ist die geschafft, bietet sich dem Gipfelstürmer eine fantastische Kulisse, die er durch das Reintal bis zur Angerhütte durchläuft. Hier oder an der weiter oben gelegenen Knorrhütte gibt es die Möglichkeit zu übernachten, was auch erforderlich ist.

Am nächsten Tag steht die Wanderung über das Zugspitzplatt auf dem Programm, die relativ wenig Abwechslung bietet und in ein Geröllfeld mündet. Ab jetzt wird es immer felsiger, weshalb der Weg auch mit Drahtseilen gesichert ist. Er führt zum Wettersteingrat, dem man bis zum Münchner Haus folgt. Und das steht bei 2959 Metern nahezu auf dem Gipfel der Zugspitze. Dieser kann dann über den Gipfelsteig erklommen werden. Die komplette Gehzeit beträgt insgesamt um die elf Stunden.

Die rechts und links bewaldete Partnachklamm mit dem Blick auf die Berge im Hintergrund

Am Anfang geht es durch die Partnachklamm

Stopselsteig

Eine weitere Möglichkeit, in den Genuss des Gipfelglücks zu kommen, ist der Anstieg auf dem Stopselsteig. Von der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn führt der Weg steil über eine Skipiste hinauf. Nach dem sich anschließenden Geröll des Gamskars gelangt man auf steilem und kurvigem Weg zur Gratkante. Bis zur Wiener-Neustädter-Hütte auf 2213 Metern ist es nicht mehr weit. Hier kann man rasten oder auch die Nacht verbringen.

Ab jetzt wird die alpine Unternehmung schwieriger und eine Bergsteiger-Ausrüstung unerlässlich. Ein Klettersteig, der anfangs noch ohne Schwierigkeiten gemeistert werden kann, nimmt bis zum Stopselsteig zu, wo es eine steile Wand zu bezwingen gilt. Besonders beeindruckend auf dieser Passage ist ein Felsentunnel – der "Stopselzieher" – den man durchquert.

Es folgt nach langem und kräftezehrendem Anstieg der Wettersteingrat. An dieser Stelle verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Jetzt noch über den Wettersteingrat hinüber und das Münchner Haus am Gipfel ist nach über fünf Stunden erreicht.

Zwei Bergsteiger auf einem Grat

Manche Routen sind auch für geübte Bergsteiger anspruchsvoll

Gatterl

Am leichtesten zum Berggipfel ist es über das "Gatterl". Dafür sollten mindestens sieben Stunden eingeplant werden. Aus dem Tal kann man mit der Seilbahn bis zur Ehrwalder Alm fahren. Von dort aus eine Wanderung bis zur Pestkapelle, von wo aus das nächste Etappenziel "Am Brand" heißt.

Der Weg führt an der Hochfeldernalm vorbei. Dieser fällt zum Feldernjöchel hin bis zur tiefsten Stelle vor dem "Gatterl" etwas ab. Dann wird er sehr steil und über einen Klettersteig erreicht man das "Gatterl". Ist das durchlaufen, geht es in längerem Auf und Ab auf dem Plattsteig zur Knorrhütte. Jetzt am Zugspitzplatt an karger Berglandschaft vorbei Richtung Schneefernerhaus.

Noch einmal folgt ein Schotterfeld. Hat man das hinter sich gelassen, ist noch eine Felspassage mit Stahlseilen zum Wettersteingrat zu nehmen. Bis zum Münchner Haus braucht es jetzt nicht mehr lange. Über den Gipfelsteig gelangt man dort schließlich zum Gipfelkreuz.

Seilbahn vor Bergpanorama

Mit der Ehrwalder Seilbahn geht es zum Ausgangspunkt

Vorsicht vor Wetterstürzen

Welche Route man auch immer nehmen möchte, man sollte immer bedenken, die eigene Leistungsfähigkeit nicht zu überschätzen. Wichtig ist auch, sich vorher genau mit der jeweiligen Route zu beschäftigen.

Eine entsprechende Ausrüstung ist nützlich – in manchen Situationen geht es ohne sie überhaupt nicht. Dazu gehört auch die richtige Kleidung. Denn immer wieder kommt es zu überraschenden Wetterstürzen. Das strahlend schöne Wetter kann dann blitzartig in eisige Kälte umschlagen.

Quelle: SWR | Stand: 14.04.2020, 16:45 Uhr

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