Moore und der Klimawandel

Planet Wissen 01.04.2019 00:42 Min. Verfügbar bis 01.04.2024 SWR

Landschaften

Moore

Das Moor ist ein besonderer Lebensraum, eine ökologische Übergangszone zwischen festem Land und Wasser. Überall auf der Erde, wo ausreichend Wasser vorhanden ist und das Klima eine torfbildende Vegetation erlaubt, können Moore entstehen.

Von Siegfried Klaschka

Die Entstehung der Moore

Wie ein Moor entsteht, war lange Zeit ein Rätsel. In einem der ersten Bücher, die sich mit Torf befassten, spekuliert der Autor im frühen 18. Jahrhundert noch darüber, "ob der Torf etwa Faulholtz sey" oder "ob er Erde sey", ob er ein "harzigt oder schweffelhafte Materie sey" oder gar ein "Auswurf des Meeres".

Im 19. Jahrhundert setzte sich dann die Erkenntnis durch, Torf sei eine "Komposition von hübschen, halbzerstörten Moosen, Sumpfgräsern, zierlichen Haideblumen, Blättern, Knospen Stengeln und Zweiglein vieler andern See- und Landpflanzen."

Steg führt in ein Moor.

Moore gibt es in fast allen Regionen der Welt

Nach dem Ende der letzten Eiszeit, als sich das Klima allmählich wieder erwärmte, begann in weiten Gebieten die Moorbildung. In dieser Periode fielen sehr viele Niederschläge. Die Eispanzer schmolzen und setzten weiteres Wasser frei. Der Grundwasserspiegel stieg, zahlreiche Täler, Senken und Niederungen wurden überflutet.

So veränderte sich die Vegetation, es wuchsen vermehrt feuchtigkeitsliebende Pflanzen. An den Stellen, an denen die Pflanzen auch nach ihrem Absterben nicht abgebaut werden konnten, bildeten sich Moore. Vor etwa 12.000 Jahren begann die Hochzeit der Moore in unseren Breiten.

Faszination Moor

Planet Wissen 01.04.2019 05:31 Min. Verfügbar bis 01.04.2024 SWR

Hochmoor

Hochmoore sind Regenwassermoore. Sie entstehen in Gebieten, in denen die Niederschlagsmenge größer ist als der Wasserverlust durch Verdunstung und Abflüsse. Außerdem müssen sich die Niederschläge gleichmäßig über das ganze Jahr verteilen, damit das Gebiet nie trocken fällt.

Entsprechende Voraussetzungen finden sich bevorzugt in Gebieten mit regenreicher atlantischer Klimaprägung. Ein weiteres Kennzeichen für Hochmoore ist ein sehr saurer, mineral- und sauerstoffarmer Wasserhaushalt.

Nahaufnahme von gründem Torfmoos

Torfmoos bildet nach dem Absterben Torf

Hauptmoorbildner sind die Torfmoose. Charakteristisch für das Moor ist, dass in ihm (durch den hohen Wasserstand und den Mangel an Sauerstoff) die Stoffproduktion der Pflanzen größer ist als ihr Abbau. Es entsteht also mehr Biomasse, als wieder abgebaut wird. Das Pflanzenmaterial sammelt sich an und wird nach und nach zu Torf.

So kann ein Moor allmählich – wenn auch sehr langsam – immer weiter wachsen und immer mächtiger werden. Pro Jahr wächst die Torfschicht eines intakten Hochmoores um rund einen Millimeter.

Sonnentau.

In den Hochmooren wachsen viele seltene Pflanzenarten

Hochmoore sind Standorte seltener Pflanzenarten und Rückzugsgebiete für viele bedrohte Tierarten. Da Hochmoore nicht mit dem Grundwasser in Verbindung stehen, sondern vom Regenwasser gespeist werden, sind sie sehr nährstoffarm. Solche Bedingungen ertragen nur wenige Organismen. Daher ist das Hochmoor sehr artenarm.

Niedermoor

Niedermoore können sich dann bilden, wenn sich in Senken nährstoffreiches Wasser sammelt. Niedermoore sind dadurch charakterisiert, dass sie nicht nur Regenwasser abbekommen, sondern auch im Bereich des Grundwassers liegen. Sie sind oft aus verlandeten Seen und Teichen entstanden.

Niedermoor in Köln-Königsforst.

Niedermoore liegen im Bereich des Grundwassers

Durch den Nährstoffreichtum bieten sie günstige Bedingungen für einen individuen- und artenreichen Pflanzen- und Tierbestand. Oft finden sich in Niedermooren Schilfrohr, Rohrkolben, Binsen, Erlenbruchwälder oder Weiden-Faulbaumgebüsche.

Zwischenmoor

In Regionen mit vielen Niederschlägen kann sich ein Niedermoor auch zu einem Hochmoor entwickeln. Die Übergangsphase, in der das Moor sowohl vom Grundwasser als auch vom Regenwasser gespeist wird, nennt man Zwischenmoor oder Übergangsmoor.

Der im Niedermoor ständig neu entstehende Torf presst die darunter liegenden Torfschichten immer weiter zusammen. So bilden diese Schichten langsam eine Barriere für einströmendes Grundwasser. Das Regenwasser bringt keine Nährstoffe ein.

Das Pflanzenwachstum entzieht dem Boden Nährstoffe. Durch mangelnde Zersetzung der Pflanzen können sie dem Nahrungskreislauf nicht wieder zugeführt werden. Die saure, feuchte und nährstoffarme Umgebung, die so entsteht, bietet dem Torfmoos ideale Wachstumsbedingungen. Durch all diese Faktoren wächst das Moor in die Höhe und wird zum Hochmoor.

Produktive Lebensräume

Moore nehmen eine Sonderstellung im Stoffkreislauf ein. Sie unterscheiden sich von allen anderen Ökosystemen auf der Erde. Moore sind Lebensräume mit positiver Stoffbilanz. Es bildet sich mehr organische Substanz durch die Photosynthese der Pflanzen, als zersetzt und verbraucht wird.

Nur von Regenwasser gespeiste Moore produzieren jährlich bis zu acht Tonnen Pflanzenmasse pro Hektar. Nährstoffreiche Niedermoore mit Röhricht, Schilf und anderen Pflanzen bringen es sogar auf bis zu 16 Tonnen pro Hektar. Moore entsprechen damit in ihrer Produktivität den Laubwäldern.

Die mächtigsten Torfmoore Europas sind Niedermoore bei Grenada in Spanien mit 70 Meter Schichtdicke und Niedermoore in Ostmazedonien (Griechenland), die gar 200 Meter dicke Schichtungen aufweisen.

Wasser- und Kohlenstoffspeicher

Die Moore speichern große Mengen Wasser, da sie zu 95 Prozent aus Wasser bestehen. Damit haben sie eine wichtige Rolle im Landschaftswasserhaushalt. Schon Alexander von Humboldt verglich sie mit riesigen Schwämmen, die schnell große Wassermengen aufnehmen und dann ganz allmählich wieder abgeben können.

Überflutete Bereiche eines Moores.

Moore sind gigantische Wasserspeicher

In niederschlagsreichen Jahren können Moore tatsächlich mehr als einen Meter "aufschwimmen". In der Folgezeit wird dieses Wasser dann langsam wieder abgegeben. Dann sinkt das Moor wieder zusammen. So sind Moore hochwirksame Wasserspeicher, die die Gefahr von Überschwemmungen und Flutkatastrophen vermeiden helfen.

Außerdem sind Moore wichtige Kohlenstoffspeicher. Beinahe die Hälfte des als Kohlendioxid in der Atmosphäre vorhandenen Kohlenstoffs ist in Mooren gebunden.

Grafik der Moorgebiete der Erde.

Grün gefärbt – die Moorgebiete der Erde

Quelle: SWR | Stand: 07.08.2019, 09:33 Uhr

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