Der Forschungsroboter ROV Kiel 6000 wird in Kiel zu Wasser gelassen.

Tiefsee

Die Erforschung der Tiefe

Bisher hat der Mensch gerade mal ein Prozent des Lebensraumes Tiefsee erkundet. Dabei geht es nicht nur um ihre Bewohner, sondern auch um Tsunamis, die hier entstehen und um Methanhydrat, welches zu einer ernsten Bedrohung des Klimas werden kann.

Von Dirk Beppler

Moderne "Tauchhelden" aus Stahl

Die Zeit der bemannten Tauchboote scheint sich dem Ende entgegen zu neigen. Die Zukunft gehört unbemannten, ferngesteuerten Tauchbooten oder auch Tauchrobotern. Tiefseeforscher können so gefahrlos an der Oberfläche bleiben, bekommen aber trotzdem wertvolle Daten.

Unbemannte Tauchboote, wie das japanische "Kaiko" oder das deutsche "Quest", können kilometertief abtauchen. Verbunden über Glasfaserkabel erkunden sie ferngesteuert von den Wissenschaftlern im Mutterschiff die fremde Welt der Tiefsee.

Die Vorteile: Unbemannte Roboter sind flexibler, billiger und tauchen auch mal 50 Stunden am Stück. Die neueste Generation von Tauchbooten sind sogenannte AUVs, "Autonomous Underwater Vehicles" – eine weitere Revolution in Sachen Tauchboot. Sie bekommen ihre Mission einprogrammiert und gehen dann selbstständig auf Erkundungstour. Bis zu zweieinhalb Tagen können sie unterwegs sein und ihre Aufträge ausführen.

Angetrieben von Brennstoffzellen reicht ihr Einsatzbereich bis hinunter auf 4000 Meter Tiefe. Dort inspizieren sie zum Beispiel Gas-Fernleitungen oder setzen Mess-Sensoren und andere Forschungsgeräte aus.

Tiefenweltrekord geht an Kaiko

"Kaiko" ist ein ferngesteuertes japanisches Forschungs-Tauchboot und hält den Tiefenrekord für unbemannte Tauchboote. 1995 glitt es im Marianengraben in die Witjastiefe I, mit 11.034 Metern die tiefste bekannte Stelle der Ozeane. Dort entnahm das Tauchboot Proben vom Meeresgrund und brachte sie zum Mutterschiff zurück.

Quest – Tieftauchroboter in deutschen Diensten

Der deutsche Tieftauchroboter "Quest" ist im Auftrag von mehreren Instituten unterwegs. Beim ersten Test 2003 schaffte er im Atlantik eine Tiefe von rund 4000 Metern. Ausgerüstet ist Quest mit bis zu 16 Kameras, zwei Greifarmen und viel Platz für wissenschaftliches Gerät.

Da der Roboter lediglich drei Tonnen wiegt, kann er auf verschiedenen Forschungsschiffen zum Einsatz kommen, ohne dass diese dafür umgebaut werden müssen. Seine wichtigsten Aufgaben sind Erkundungsfahrten, Probenentnahmen sowie die Wartung von Sensoren, die am Grund des Meeres Daten sammeln.

Alvin – Legende der Tauchboote

Von den bemannten Tauchbooten hat vor allem "Alvin" Berühmtheit erlangt. "Alvin" blickt auf ein bewegtes Leben zurück: 1964 wurde es gebaut und hatte zwei Jahre später einen spektakulären Einsatz: 20 Kilometer vor der spanischen Küste fand es eine Wasserstoffbombe wieder, die das US-Militär im Atlantik verloren hatte.

1968 sank "Alvin" nach einem Unfall auf den Boden des Atlantiks, wurde aber ein Jahr später wieder gehoben. Das sollte sich lohnen: 1977 tauchte der Meeresforscher Dr. Robert Ballard in "Alvin" vor den Galapagos-Inseln ab.

Was er dort unten in über 2000 Metern Tiefe entdeckt, war sensationell: eine Tiefseelebensgemeinschaft aus Bakterien, Würmern, Krebsen und vielen anderen Organismen in der Nähe von heißen Quellen, den so genannten "Schwarzen Rauchern".

1986 folgte das nächste Highlight, als der Unterwasserarchäologe Robert Ballard mit "Alvin" zum Wrack des Luxusdampfers "Titanic" abtauchte. Von seinem Tiefsee-Tauchboot aus dirigierte Ballard eine ferngesteuerte Kamera bis in die Kajüte des Kapitäns hinein. Auch Hollywood-Regisseur James Cameron tauchte 1995 mit "Alvin" zur Titanic ab, um sich auf seinen gleichnamigen Film vorzubereiten.

Das Tauchboot wird immer wieder technisch überholt und wurde so selbst zu einer Legende: Inzwischen ist "Alvin" rund 50 Jahre alt, hat mehr als 4000 Tauchgänge absolviert – und taucht noch immer.

Die Alvin wird mit einem Kran vom Schiff ins Wasser gelassen.

"Alvin" ist etwa ein halbes Jahrhundert alt und wurde schon früh berühmt

Forschung vor Japans Ostküste

Ein bemanntes Tauchboot der japanischen Tiefsee-Forscherflotte ist die "Shinkai 6500". 1988 lief sie vom Stapel und tauchte mit Besatzung schon bis in eine Tiefe von 6500 Metern.

Forschungsschwerpunkt der japanischen Tauchroboter ist die Tiefsee direkt vor Japans Ostküsten. Nirgendwo auf unserem Planeten bebt die Erde öfter: Vulkanausbrüche, See- und Erdbeben und die oft damit einhergehenden Tsunamis gehören in Japan fast schon zum Alltag. Für Tauchboote gibt es hier jede Menge Arbeit.

Quelle: SWR | Stand: 02.03.2020, 17:00 Uhr

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