Fische

Wiederansiedlungsprojekte

Bis ins 20. Jahrhundert gab es im Rhein mehr Lachse als in jedem anderen Fluss Europas. Ende der 1950er starben die Rhein-Lachse durch Industrialisierung, giftige Abwässer und Kanalisierung aus. Doch jetzt kehren die majestätischen Fische zurück.

Von Pia Grzesiak und Tobias Aufmkolk

Lachse im Rhein

Lachse sind Wanderfische. Sie schlüpfen im Quellbereich der Rheinnebenflüsse und wandern als Jungtiere die europäischen Flüsse hinunter bis in den Nordatlantik. Nach drei Jahren treten sie den Rückweg in ihre Geburtsgewässer an. Eine Reise mit Hindernissen, denn unzählige Staustufen, Wasserkraftwerke und Wehre versperren ihnen den Weg.

Nach einem Unfall im Basler Chemiekonzern Sandoz 1986 erreichte die Verschmutzung des Rheins ihren Höhepunkt. Seither bemühen sich die Anliegerstaaten in aufwändigen Naturschutzprogrammen darum, das Leben in den Fluss zurückzuholen.

In den vergangenen Jahren wurden unzählige Babylachse in den oberen Flussläufen ausgesetzt, allein in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr rund eine Million. Immer in der Hoffnung, die Lachspopulation werde dereinst wieder groß genug sein, um sich selbst zu erhalten.

Hoffnung für die Rheinlachse

Planet Wissen 04.02.2021 04:12 Min. UT Verfügbar bis 30.09.2024 WDR Von Eva Schultes

Das Programm "Lachs 2020" der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins sieht vor, dass künftig mindestens 7000 erwachsene Lachse den Rhein hinaufwandern sollen.

Dank innovativer Projekte, wie der Fischtreppe in Iffezheim bei Karlsruhe, sowie der stetigen Verbesserung von Wasserqualität und Laichplätzen, steigt die Zahl der Lachse, die aus dem Meer in den Rhein zurückkehren, auch kontinuierlich an.

Im Jahr 2012 wurden bereits 6900 Rückkehrer gezählt. Das Ziel, im Rheinsystem eine stabile Lachspopulation anzusiedeln, ist aber noch nicht erreicht. Die Besatzmaßnahmen mit Jungtieren müssen noch einige Jahre fortgesetzt werden.

Luftaufnahme der Staustufe mit Fischtreppe bei Iffezheim.

Aus ungewohnter Perspektive: die Fischtreppe bei Iffezheim

Störe in der Oder

Jahrtausendelang wanderten Störe von der Ostsee kommend die Oder hinauf, Hunderte Kilometer weit. Doch kaum jemand erinnert sich an die mehr als zwei Meter großen Giganten, denn Wasserverschmutzung und Überfischung vertrieben sie Mitte des 20. Jahrhunderts aus unseren Gewässern. 1968 wurde der letzte Stör in der Oder gefangen. Aber jetzt soll der Stör nach Deutschland zurückkehren.

Ursprünglich sollten europäische Störe aus einem Restbestand in der südfranzöischen Gironde in der Oder ausgesetzt werden. Genetische Untersuchungen zeigten aber, dass nicht der europäische Stör, sondern sein amerikanischer Verwandter (Acipenser oxyrinchus) in Ostsee und Oder heimisch war.

Die französischen Tiere werden deshalb nur in Elbe und Rhein ausgesetzt. Der Ostseestör wanderte vor ungefähr 1200 Jahren über den Atlantik ein und verdrängte den europäischen Stör aus seinem angestammten Lebensraum.

Im April 2005 landeten am Flughafen Frankfurt/Main 20 kanadische Störe. Die Tiere bildeten den Grundstock für die Nachzucht. Die Störe sollen in Gefangenschaft unter Kontrolle laichen.

Ihr Nachwuchs wird dann zeigen, ob er hier überleben und sich vermehren kann. Seit 2007 werden Jungstöre in der Oder ausgesetzt. Die mit Sendern versehenen Tiere sollen Aufschluss darüber geben, wo die Fische hinwandern und wo tödliche Gefahren liegen.

Bis zum Jahr 2011 wurden mehr als 30.000 Tiere in der Oder ausgesetzt. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Bis die Tiere geschlechtsreif sind, vergehen sogar in der freien Wildbahn zehn bis 15 Jahre und in der Zuchtstation dauert es noch länger. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis es wieder größere frei lebende Populationen gibt.

Junger Stör auf einer Hand

Junge Störe in der Oder – Überlebenschance ungewiss

Quelle: SWR/WDR | Stand: 30.09.2019, 13:56 Uhr

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