Kirschblütenzweige vor dem "EKO-Haus der Japanischen Kultur" in Düsseldorf

Japan

Deutsch-japanische Beziehungen

Das deutsch-japanische Verhältnis ist geprägt von Rhein-Romantik und fernöstlicher Exotik. Mehr als 150 Jahre diplomatischer Beziehung verbinden die Länder trotz einer wechselhaften Vergangenheit und großer kultureller Unterschiede.

Von Alfried Schmitz

Neuordnung mit Bismarcks Hilfe

Während der sogenannten Meiji-Restauration kam es ab 1868 in Japan zu einer innenpolitischen Neuordnung des Landes. Die Furcht vor einer zu großen Einflussnahme durch westliche Mächte führte zu einem Erstarken des nationalen Bewusstseins und somit auch zu einem Erstarken alter Strukturen. Die neue Herrschaft im Land wurde fast gleichberechtigt von drei wichtigen Säulen getragen: vom Hofadel, von Wirtschaftsführern und von Militärs.

Der Kaiser, bis dahin politisch ohne großen Einfluss, wurde in seiner Position wieder aufgewertet. Ihm wurde im umgestalteten Japan nicht nur die Rolle des Landesherren zuteil, sondern auch die einer gottähnlichen Symbolfigur.

Der Glaube an den Kaiser wurde ganz gezielt zu einer Ersatzreligion aufgebaut, mit deren Hilfe man das Volk gleichschalten und besser kontrollieren wollte. Als westliches Vorbild für dieses "neue" Japan diente das Deutsche Reich, das von Kanzler Otto von Bismarck fast in Alleinherrschaft regiert wurde.

Erster Kanzler des Deutschen Reiches

Bismarck unterstützte die Umstrukturierung des japanischen Militärs

Wie Deutschland befand sich auch Japan durch die Industrialisierung im wirtschaftlichen Aufschwung, wie Deutschland war auch Japan zu einer Großmacht mit einem erstarkten nationalen Bewusstsein aufgestiegen.

Im März 1873 reiste eine japanische Regierungsdelegation nach Berlin, um Bismarck zu besuchen. Die Mission war von Erfolg gekrönt. Der deutsche Reichskanzler sicherte den Japanern für die Neuordnung nach deutschem Muster seine volle Unterstützung zu.

1879 wurde ein hochrangiger deutscher Offizier nach Japan entsandt. Er sollte den neuen Freunden in Fernost dabei helfen, den Militärapparat nach preußischem Vorbild umzustrukturieren. 1885 erfolgte eine Bildungsreform in Japan, ebenfalls nach deutschem Muster. Und als 1889 in Japan die neue Verfassung proklamiert wurde, hatte die deutsche Verfassung Pate gestanden.

Verbündete werden zu Gegnern

1895 kam es dann aber zu einem Bruch in den guten deutsch-japanischen Beziehungen. Gemeinsam mit Frankreich und Russland verlangte das Deutsche Reich die Rückgabe der von Japan besetzten Liaotung-Halbinsel an China.

Auf der einen Seite wollte Deutschland damit die japanische Aggressions- und Ausdehnungspolitik einschränken, auf der anderen Seite wollte man sich aber auch gemeinsam mit anderen westlichen Mächten im Fernen Osten selbst Land aneignen. Um den Ruf einer international agierenden Kolonialmacht bemüht, wurde daher das chinesische Tsingtau-Gebiet von deutschen Truppen besetzt.

China: Die erste deutsche Eisenbahn von Tsingtau nach Tsinanfu

Im chinesischen Kiautschou sollte eine deutsche "Musterkolonie" entstehen

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges sah Japan dann eine passende Gelegenheit gekommen, um sich an Deutschland für die erlittene Schmach zu rächen. Die Japaner verbündeten sich nun mit den alliierten Mächten gegen das Deutsche Reich. Aus den ehemaligen Freunden waren Kriegsgegner geworden.

Doch schon während des Krieges bemühte sich die deutsche Diplomatie darum, die einstmals so guten Kontakte zu Japan wieder aufzubauen. Man wollte mit Japan einen sogenannten Sonderfrieden aushandeln. Dieser Plan scheiterte allerdings. Zu eng waren die Beziehungen zwischen Japan und dem deutschen Kriegsgegner England.

Annäherung unter Hitler

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges dauerte es nicht lange, bis sich beide Nationen wieder ausgesöhnt hatten. Deutschland und Japan nahmen diplomatische Beziehungen auf und es entstanden auch wieder erste Handelskontakte.

Als Japan 1931 einen selbst provozierten Grenzzwischenfall zum Anlass nahm, drei östliche chinesische Provinzen zu besetzen, verhielt sich Deutschland diesmal im Völkerbund neutral, was die Japaner als Freundschaftsdienst bewerteten.

Diese Politik der Annäherung wurde zwei Jahre später nach der Machtergreifung durch Hitler und sein nationalsozialistisches Regime noch intensiviert. Hitler, Mussolini und der japanische Kaiser Hirohito wollten einen Zusammenschluss gegen das von Stalin ins Leben gerufene "Kommunistische Internationale Bündnis" (Kominternpakt) schaffen. 1936 schlossen Deutschland und Japan den "Antikominternpakt" ab, dem ein Jahr später auch Italien beitrat.

Der japanische Kaiser Hirohito mit einem Orden um den Hals

Der japanische Kaiser Hirohito (1901-1989)

Mit einem Angriff auf China begann für Japan der Zweite Weltkrieg schon im Jahr 1937. 1941 verhängten die USA, als späte Antwort auf die japanische Eroberungspolitik, ein Ölembargo gegen das ostasiatische Land.

Diese Strafmaßnahme setzte eine Spirale der Gewalt in Bewegung. Im Dezember 1941 kam es zum Überraschungsangriff japanischer Bomber auf den US-amerikanischen Marine- und Luftwaffenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii.

Die Vereinigten Staaten entschieden daraufhin, aktiv in den Zweiten Weltkrieg einzugreifen. Nagasaki und Hiroshima waren im August 1945 die Ziele der neu entwickelten Atombombe, die Hunderttausende Menschen tötete. Um weitere Atombombenabwürfe zu verhindern, gab Kaiser Hirohito kurz darauf die bedingungslose Kapitulation Japans bekannt.

Nachkriegszeit bringt Freundschaft

Nach Kriegsende wurde Japan durch die Potsdamer Erklärung gezwungen, die besetzten Gebiete zu verlassen und sein Staatsterritorium auf seine vier Hauptinseln zu beschränken. Es begann eine politische Neugestaltung im demokratischen Sinn und nach US-amerikanischem Vorbild.

Das "Reich der aufgehenden Sonne" behielt zwar seinen Kaiser, doch der hatte nun lediglich eine repräsentative Funktion. Regiert wurde das Land ab jetzt vom Reichstag, der aus Senat und Repräsentantenhaus besteht.

Wie in Deutschland lag auch die japanische Wirtschaft nach dem verheerenden Krieg in Trümmern. Doch auch in Japan setzte mit dem Wiederaufbau ein enormes Wirtschaftswachstum ein. 1968 galt das Land schon als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der freien Welt.

Im Zuge einer offenen Außenpolitik, besonders gegenüber den USA und der Europäischen Union (die damals nicht EU, sondern noch EG hieß), wurden auch die Kontakte zu Deutschland intensiviert. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten wurden 1952 wieder aufgenommen.

Ffotografierende japanische Touristen.

Japanische Touristen in Deutschland

Eine rege gegenseitige Besuchstätigkeit setzte auf höchster politischer Ebene ein. Höhepunkt war 1971 der Deutschlandbesuch des japanischen Kaisers Hirohito. 1993 entstand schließlich das "Deutsch-Japanische Dialogforum", das dem Gedankenaustausch führender Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien dienen sollte.

Die deutsche Sprache und Kultur sind auch heute noch in Japan äußerst beliebt. Zwischen deutschen und japanischen Universitäten bestehen mehr als 200 Kooperations-Vereinbarungen. Beide Länder sind nicht nur wieder eng befreundete Nationen geworden, Japan ist nach China auch Deutschlands wichtigster Handels- und Wirtschaftspartner in Asien.

Zur Zeit leben mehr als 30.000 Japaner in Deutschland, davon mehr als 7000 in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Stadt am Rhein ist somit nach London und Paris die Stadt in Europa mit der drittgrößten japanischen Bevölkerungsgruppe.

Düsseldorf – Stadt mit japanischen Einflüssen

Japan benötigte zum Wiederaufbau und zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft Rohstoffe, Maschinen und Fachwissen aus Deutschland. Die Industrie, die diese Güter produzierte, war damals zum großen Teil im Ruhrgebiet ansässig. Und Düsseldorf galt als der "Schreibtisch des Ruhrgebietes".

In der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen wurden viele wichtige Entscheidungen getroffen. Außerdem saßen dort die Firmenzentralen einiger bedeutender Industriekonzerne. Düsseldorf bot sich damit als idealer Standort für japanische Firmen und Firmenvertretungen an.

Nachdem 1952 die ersten japanischen Wirtschaftskundschafter an den Rhein gekommen waren, um den Standort Düsseldorf in Augenschein zu nehmen, ließ sich schon drei Jahre später das japanische Unternehmen Mitsubishi in der Stadt nieder. Der Beginn einer intensiven Zuwanderung war die Folge.

Heute haben sich in der Düsseldorfer Region rund 490 japanische Firmen aus unterschiedlichen Bereichen niedergelassen, darunter Unternehmen aus der Elektrotechnik, aus der Chemie und aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau. Es gibt auch viele japanische Dienstleistungsunternehmen in der rheinischen Metropole, die aus der Werbe- und Finanzbranche kommen.

Vor allem aber sind es die vielen japanischen Einzelhandelsbetriebe und die japanischen Restaurants, die einigen Straßen Düsseldorfs ein ostasiatisches Flair geben.

(Erstveröffentlichung: 2010. Letzte Aktualisierung: 16.09.2021)

Quelle: WDR

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