Obwohl die Zither als jüngstes Mitglied der Instrumentenfamilie erst im 19. Jahrhundert entstanden ist, haben die Zupfinstrumente eine jahrtausendealte Tradition. Die ersten steinzeitlichen Kulturen, die vor 30.000 Jahren bereits Pfeil und Bogen zur Jagd nutzten, brachten parallel auch die Entwicklung der Zupfinstrumente voran.
Harfe
Zu den ältesten Zupfinstrumenten gehört die Harfe, die aus einem Jagdbogen entwickelt wurde. Die Jäger der frühen Kulturen hatten offenbar bemerkt, dass die Bogensaite beim Spannen einen Ton erzeugte. Vorstellbar ist, dass sie zuerst eine, dann zwei, später drei und immer mehr Saiten aufspannten, um einen größeren Tonumfang zu erhalten.
Da die Töne nur einen leisen Klang produzierten, kam man schließlich darauf, das Instrument mit einem Resonanzkörper zu versehen. Von Abbildungen auf Vasen oder Grabreliefs weiß man, dass in den ersten Hochkulturen der Sumerer und der Ägypter die Harfe ein beliebtes Instrument war.
In der griechischen Antike waren sowohl die Harfe als auch die Kithara und die Lyra in Gebrauch. Originale Saiteninstrumente aus der Zeit der Antike sind heute allerdings nicht mehr erhalten.
Einer der berühmtesten Harfenisten der Antike war König David, der auf vielen Abbildungen mit einer Harfe dargestellt wird. Durch sein Harfenspiel soll er der Erzählung nach den zürnenden König Saul besänftigt haben.
Mit der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert nach Christus brachten Normannen und Angelsachsen die Harfe in den Westen Europas. Die romanische Harfe ist die älteste Form einer Harfe in Europa. Mit diesen noch kleinen Harfen zogen im Mittelalter Troubadoure, Barden und Minnesänger wie Walther von der Vogelweide von Ort zu Ort und trugen ihre Lieder vor.
Ein Land, in dem die Harfe bis auf den heutigen Tag größte Popularität besitzt, ist Irland. Das Instrument war lange Zeit ein Zeichen des Widerstandes gegen die englische Besetzung des Landes. Sowohl im irischen Staatswappen als auch auf den Euro-Münzen ist heute die Harfe abgebildet.
Ihre klangliche Vollendung fand die Harfe durch die Erfindung des Pedalsystems von Jacob Hochbrucker aus Donauwörth. Durch Betätigen des Pedals mit dem Fuß wurde es möglich, verschiedene Halbtöne zu erzeugen. Die sogenannte Südtiroler Volksharfe wurde noch durch den Bau der Doppelpedalharfe, die sieben Pedalen besitzt, übertroffen.
Durch diese Verbesserung, die auf den Franzosen Erard zurückgeht, konnten fortan nicht nur zwei, sondern drei verschiedene Töne auf einer Harfensaite gespielt werden. Zusammen mit einem verbesserten Klangkörper führte diese Entwicklung zur heutigen Konzertharfe.
Eine Erfindung von Jägern früherer Kulturen
Zither
Obwohl die Zither überwiegend mit alpenländischer Musik in Zusammenhang gebracht wird, stammt das wohl bekannteste Musikstück, das je für eine Zither geschrieben wurde, aus einem berühmten Kinofilm: Die Titelmelodie aus "Der Dritte Mann" ging 1949 um die Welt. Elf Wochen lang stand sie auf Platz eins der US-Charts und wurde als Single 40 Millionen Mal verkauft.
Doch tatsächlich gehören die Zithern traditionell in den deutschsprachigen Alpenraum: nach Bayern, Österreich und in die Schweiz. Gerade im Winter hatten die Bauern viel Zeit, um ihre Zitherinstrumente zu verfeinern und in geselliger Runde zu musizieren. So begründeten sie die Tradition der Zither- und Stubenmusik.
Eine Vorform der heutigen Harfenzither und Konzertzither ist die Rafelen. Sie hat nur drei Saiten und war bereits im 15. Jahrhundert bekannt.
Ursprünglich geht die Rafelen auf das "Schaitholt" zurück. Dabei handelt es sich um eine Schindel, auf die man Saiten spannte und so einen Ton erzeugen konnte. Eine vollchromatische Tonleiter ließ sich darauf allerdings noch nicht spielen.
Um die Melodie mit dem rechten Daumen spielen zu können, stülpen sich Zitherspieler einen Ring darüber und zupfen damit die Saiten. Die anderen Finger der rechten Hand spielen die Begleitung und mit der linken Hand werden die Saiten abgedrückt, damit Halbtöne zu hören sind.
Die Harfenzither und die kleine Konzertzither sind recht junge Instrumente, die erst um 1850 entstanden und musikalisch eine sehr ähnliche Stimmung erzeugen. Im 20. Jahrhundert gewann die Zither auch in Sachsen und im Ruhrgebiet an Beliebtheit, und es entstanden viele Zitherclubs mit zahlreichen Mitgliedern.
Besonders in der Alpenregion beliebt
Hackbrett
Das heutige Hackbrett ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und ist damit ein sehr junges Instrument. Es wird mit zwei Schlägeln oder Klöppeln gespielt, die vorne mit Filz oder Leder bezogen sind. Im asiatischen Raum benutzt man zum Hackbrettspielen auch Bambusstäbchen.
Beim Anschlagen kann man immer nur zwei Töne auf einmal spielen. Streng genommen gehört das Hackbrett auch weniger zu den Zupf- als vielmehr zu den Saiteninstrumenten und ist von der Spielweise dem Cembalo ähnlich, dessen Saiten ebenfalls angeschlagen werden.
Doch aufgrund seiner historischen Entwicklung kann man das Hackbrett zur Gruppe der Zupfinstrumente zählen. Denn der Vorläufer des Hackbretts war das Psalterium, das man bereits im Mittelalter kannte. Sein Resonanzkörper war trapezförmig oder rechteckig.
Das Psalterium war ein reines Zupfinstrument und kam aus dem Orient nach Europa. Verwandt mit dem Hackbrett ist das Saitentamburin, das im Mittelalter überwiegend von Gauklern und Spielleuten in Südfrankreich gespielt wurde.
Ein sehr junges Instrument
Laute
Der Ursprung der Laute liegt im arabischen Raum. Dort war das Instrument "a loud" – zu Deutsch: "das Holz" – weit verbreitet. Und der Klang des arabischen Wortes hat sich noch in der heutigen Bezeichnung "Laute" gehalten.
Die Laute kam nicht wie die Harfe über Griechenland nach Europa, sondern über Nordafrika. Mauren und Sarazenen brachten sie in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts nach Spanien und Sizilien, und von dort breitete sie sich in den folgenden Jahrhunderten in ganz Europa aus.
Auffälligstes Merkmal der Laute ist ihre langer Steg mit dem abgeknickten Hals. Frühe Instrumentenbauer gingen davon aus, dass sie durch diese Bauweise die Statik des Instruments verbessern konnten, aber das erwies sich als Irrtum.
Einen akustischen Effekt, also dass die Töne anders oder besser klingen, hat der abgeknickte Hals auch nicht. Heute gilt er als typische Zierde der Laute.
Mauren brachten die Laute nach Europa
Gitarre
Die ersten gitarrenähnlichen Instrumente hatten Resonanzkörper – zum Beispiel Schildkrötenpanzer oder Kürbisse –, die mit Fell bespannt wurden. Bereits seit 5000 Jahren sind diese Saiteninstrumente bekannt, die in den ersten Hochkulturen von Mesopotamien und Ägypten in Gebrauch waren.
Die arabische Laute, die persische Setar mit drei Saiten und die Gitarre haben eine selbstständige Entwicklung durchlaufen.
Ab wann man von der klassischen Gitarre sprechen kann, ist nicht genau bestimmbar, da noch in der Renaissance die gitarrenähnlichen Instrumente regional sehr unterschiedlich waren. Oft wurde die Gitarre nur als Begleitinstrument für Gesang eingesetzt.
Besonders in Spanien trieb man den Bau und die Entwicklung der Gitarre voran. Ihre heute gebräuchliche Form erhielt die Konzertgitarre erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den spanischen Instrumentenbauer Antonio de Torres Jurado.
Vor allem durch die Volksmusik und die amerikanische Countrymusic trat die Gitarre im 19. Jahrhundert ihren Siegeszug um die Welt an. In Deutschland wurde die akustische Gitarre in der Wandervogelzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts populär. Und heute hat die E-Gitarre als wichtigstes Instrument der Pop- und Rockmusik bereits Kultstatus erlangt.
In Spanien entwickelte sich die Gitarre weiter
(Erstveröffentlichung 2007, letzte Aktualisierung 06.06.2018)
Quelle: WDR