Farbige gemalte Postkarte: Leif Eriksson auf einem Wikingerschiff.

Kanada

Wikinger – die ersten europäischen Siedler Kanadas

Die ersten Europäer, die ihren Fuß auf Kanadas Festland setzten, waren nicht etwa die Briten und Franzosen im 16. Jahrhundert. Die Wikinger waren schon rund 500 Jahre früher an der Küste gelandet.

Von Katrin Lankers und Gregor Delvaux de Fenffe

Leif Erikssons Landung an der Küste

Der Wikinger Bjarne Herjolfsson soll als erster Europäer Amerika betreten haben, und zwar um das Jahr 985. Er hatte eigentlich beabsichtigt, nach Grönland zu fahren, ein Sturm verschlug ihn jedoch an die Küste von Labrador im heutigen Kanada.

Inspiriert von Herjolfssons Erzählungen machte sich Leif Eriksson im Jahr 992 ebenfalls auf die Reise. Er landete an der Küste von Neufundland und nannte dieses Land Vinland (Weinland). 

Die Wikinger

01:59 Min. UT Verfügbar bis 29.08.2028 Von Anja von Kampen, VisionX

Als "dunkelhäutige Leute, mit schaurigem Haar, großen Augen, breiten Backenknochen" – so beschreiben die isländischen Sagen die Ureinwohner an der nordamerikanischen Küste.

Die Wikinger nannten sie "Skraelinger", was so viel bedeutet wie "Schwächlinge". Die Experten sind sich noch immer uneins darüber, wo genau Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten, um das Jahr 1000 nach Christus an der nordamerikanischen Küste landete.

Liegt sein "Vinland", wie er das Gebiet nannte, im kanadischen Neufundland? Auf der Halbinsel Cape Cod? Oder gar in Florida? Und woher kommt der Name? Steht der Begriff "Vin" für die Weinreben, die die Wikinger dort gefunden haben sollen?

Eine Wikingersiedlung in Nordamerika

Der norwegische Forscher Helge Ingstad entdeckte in den 1960er-Jahren wahrscheinlich das legendäre Vinland in Neufundland. Dort nämlich, am nördlichsten Zipfel der Insel, genauer gesagt in L’Anse aux Meadows, grub er gemeinsam mit seiner Frau Anne Stine eine Wikingersiedlung aus der Zeit um 1000 nach Christus aus.

Sie fanden acht altnordische Häuser und in den Ruinen zahlreiche Gegenstände, die denen ähneln, die bei Ausgrabungen auf Island und Grönland gefunden wurden. Auch Schlacken aus einer Eisenschmiede wurden gefunden sowie eine große Zahl von eisernen Schiffsnägeln.

All das machte die Forscher sicher, eine Wikingersiedlung entdeckt zu haben – die einzige, die in Nordamerika bekannt ist. Im Jahr 1978 erklärte die Unesco sie zum Weltkulturerbe.

Zwei Häuser wurden originalgetreu wieder aufgebaut und sind heute eine Touristenattraktion. Die Siedlung war wahrscheinlich nur wenige Jahre bewohnt. Ob Kämpfe mit den "Skraelingen" zum Rückzug der Wikinger führten, ist wie so vieles nicht geklärt.

Zwei mit Gras bewachsene Hütten vor der Kulisse des Meeres. Im Vordergrund ein geflochtener Zaun, über dem zwei Felle hängen.

Wikingerhäuser in L'Anse aux Meadows

Waren aus der Neuen Welt

Über zwei weitere Länder, denen Leif Eriksson auf seiner Reise Namen gab, bestanden dagegen kaum Zweifel: Helluland ("Land mit flachen Steinen") ist Baffin Island, und Markland ("Waldland") das heutige Labrador. Die Wikinger unternahmen noch viele Reisen an die nordamerikanische Küste.

Sie brachten sogar einige begehrte Waren an die europäischen Höfe des Mittelalters: "Elfenbein" von Walrossen, lebende Eisbären und Eiderdaunen. Als "Tunnit" gingen sie in die Sagen der Inuit ein. Im 14. Jahrhundert aber zogen sich die Wikinger aus ungeklärten Gründen aus Grönland zurück – und auch die Überfahrten nach Nordamerika hatten damit ein Ende.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 19.06.2019)

Quelle: WDR

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