Ein Junge mit Kippa auf dem Kopf beugt sich über eine Thorarolle und liest.

Judentum

Die Mizwot: Gesetze und Rituale

Die jüdischen Vorschriften (Mizwot) sind elementarer Bestandteil des jüdisch-orthodoxen Glaubens. Neben den Zehn Geboten gibt es in der Thora weitere 613 Mizwot für fromme Juden – darunter 365 Verbote und 248 Gebote.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Der Sabbat

Der Sabbat beginnt am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang und endet am Samstagabend.

Die Heiligung des Sabbats ist der Höhepunkt der Woche. Der Sabbat ist der siebte Wochentag (im jüdischen Kalender ist der Sonntag der erste Wochentag), und die Juden feiern das Ruhen Gottes am siebten Tag der Schöpfung sowie den Auszug der Israeliten aus Ägypten.

Orthodoxe Juden achten darauf, am Sabbat zu ruhen und nicht zu arbeiten. Sämtliche Haushaltsarbeiten werden also vorher erledigt. Am Sabbat darf, egal durch welche Handlung, keine neue Situation geschaffen werden. Strenggläubige Juden fahren deshalb auch kein Auto und betätigen keinen Lichtschalter, Herd oder Aufzugknopf.

Das Gebet

Das bekannteste jüdische Gebet ist das "Schma Jisrael" (hebräisch für "Höre Israel"). Es ist zugleich das eindringliche Glaubensbekenntnis der Juden an den Einen Gott. Es setzt sich aus den Thora- oder auch Bibel-Stellen Deuteronomium 6,4, einem Vers aus dem Talmud (mJoma 6,2) sowie den Abschnitten Deuteronomium 6,5-9, 11,13-21 und Numeri 15,37-41 zusammen.

Dreimal täglich beten fromme Juden, dabei tragen die Männer Kippa (Käppchen), Tallith (Gebetsumhang) und werktags Tefillin.

Tefillin sind Gebetsriemen aus Leder. Männliche Juden wickeln sie siebenmal um den Arm und dann dreimal um Hand und den Mittelfinger. Zu den Tefillin gehören auch Gebetskapseln, die in der Nähe des Herzens und auf der Stirn getragen werden. In den Kapseln befinden sich Texte aus der Thora.

Stehende und sitzende Juden, die sich betend einer hohen Mauer zuwenden.

Betende Juden an der Klagemauer

Diese Mizwot, die während des Gebets befolgt werden, finden sich in Teilen im Gebetstext selbst wieder. Denn das "Schma Jisrael" ist eine Verbindung aus Glaubensbekenntnis und Handlungsaufforderung an den frommen Juden:

"Höre Israel: ER,
unser Gott, er ist einer!
So liebe denn
Ihn einen Gott
Mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht.
So seien diese Reden, die ich heute dir gebiete, auf deinem Herzen,
einschärfe sie deinen Söhnen,
rede davon,
wann du sitzest in deinem Haus und wann du gehst auf den Weg,
wann du dich legst und wann du dich erhebst,
knote sie zu einem Zeichen an deine Hand,
sie seien zu Gebind zwischen deinen Augen,
schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und in deine Tore!"

Auch der Brauch der Mesusa (hebr. für "Türpfosten") wird im "Schma Jisrael" erwähnt: Gemeint ist ein kleiner Behälter, der Thora-Abschnitte auf Pergament enthält und aus rituellen Zwecken am rechten äußeren Türpfosten eines jüdischen Wohneingangs befestigt wird.

Die Beschneidung

Männliche jüdische Babys werden in der Regel an ihrem achten Lebenstag beschnitten. Die Beschneidung (auf hebräisch "Brit mila") soll an den Bund erinnern, den Abraham einst mit Gott schloss. Durch die Zeremonie wird das Neugeborene ebenfalls in diesen Bund aufgenommen.

Beschneidungen dürfen – obwohl sie mit Arbeit verbunden sind – sogar an einem Sabbat durchgeführt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind auch an einem Sabbat geboren wurde.

Während Babys früher meist in der Synagoge beschnitten wurden, findet das Ritual heutzutage in einem Festsaal, zu Hause oder in einem Krankenhaus statt. Vorgenommen wird die Beschneidung entweder von einem Kultusbeamten, dem sogenannten Mohel, oder einem jüdischen Arzt.

Die koscheren Speisevorschriften

Ein besonderes Kapitel der Mizwot sind die jüdischen Speisevorschriften (Kaschrut). Fromme Juden folgen den Gesetzen des koscheren Essens. Koscher meint "tauglich" und schreibt genau vor, was fromme Juden essen dürfen und welche Speisen sie vermeiden müssen.

Viele dieser Speisegebote finden sich in der Thora, weitere stehen im Talmud, der über die Jahrhunderte gewachsenen Auslegung der Schrift durch große Rabbiner.

Koschere Speisen sind etwa Fleischprodukte von Paarhufern und Wiederkäuern, also von Schaf, Rind, Ziege und Reh. Auch Geflügel darf gegessen werden, solange es sich vegetarisch ernährt. Fische mit Schuppen und Flossen gehören ebenfalls zu den koscheren Lebensmitteln. Dagegen sind Schweinefleisch, Schalen- und Krustentiere kein koscheres Essen.

Zu den Speisevorschriften gehört außerdem, Fleisch- und Milchprodukte strikt voneinander zu trennen. Orthodoxe jüdische Haushalte verfügen daher über zwei Kochgeschirre: ein Milchbesteck und ein Fleischbesteck.

Über einem Ladenlokal mit Markise hängt ein Schild mit der Aufschrift 'Kosher Bakery', also 'Koschere Bäckerei'.

Hauptsache koscher: Jüdische Bäckerei in New York

Quelle: SWR | Stand: 26.06.2019, 15:45 Uhr

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