Nikolaus Kopernikus – Begründer eines neuen Weltbildes

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Sonne

Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus (1473-1543) war ein berühmter Astronom. Er erkannte als einer der ersten in seiner Zeit, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Damit stellte er das Weltbild auf den Kopf, das die Kirche bis dahin vorgegeben hatte.

Von Barbara Siemes

Die bahnbrechende Theorie des Kopernikus

Heute im 21. Jahrhundert wissen wir: Die Erde ist nur ein Planet unter mehreren und bewegt sich um die Sonne herum. Die Sonne steht also im Mittelpunkt unseres Planetensystems. Dieses Konzept wird "heliozentrisches Weltbild" genannt, nach den griechischen Wörtern "helios" (Sonne) und "kentron" (Mitte).

Doch als Nikolaus Kopernikus diese Theorie im 16. Jahrhundert zum ersten Mal äußerte, stieß er auf Unverständnis. Bis dahin hatten die meisten Menschen geglaubt, dass die Erde im Mittelpunkt steht und die Sonne, der Mond und die anderen Planeten um die Erde kreisen – also an ein "geozentrisches Weltbild".

Zeitgenössischer Kupferstich von Nikolaus Kopernikus.

Nikolaus Kopernikus

Auch die Kirche vertrat diese Meinung. Sie zeichnete ihren Gläubigen ein sehr anschauliches Weltbild, wonach die Erde unbeweglich im Mittelpunkt des Universums stand, oben der Himmel, unten die Hölle und auf der Erde, als Herrscher über das gesamte Leben, der Mensch. Wer eine andere Meinung vertrat, musste befürchten, als Gotteslästerer von der so genannten Inquisition verfolgt und getötet zu werden.

Auch Kopernikus' Buch erregte den Zorn der Kirche. Jahrzehnte nach dem ersten Erscheinen wurde das Werk in einem spektakulären Kirchenprozess im Jahr 1616 verboten – so gefährlich erschienen Kopernikus' Erkenntnisse. Erst mehr als 200 Jahre später wurde das Verbot 1835 zurückgenommen.

Sein Buch "De revolutionibus" (1543) und seine Theorien gelten als ein Meilenstein, der den Übergang zur Neuzeit markierte und ebenso wegweisend war wie die Erfindung des Buchdrucks und die Eroberung Amerikas.

Johannes Gutenberg und die Erfindung des Buchdrucks

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Kindheit und Jugend

Nikolaus Kopernikus war ein so genanntes Universalgenie  – heute würde man vielleicht sagen: ein Allround-Talent. Er war Arzt, Astronom, Mathematiker, Jurist mit Doktortitel und Wirtschaftswissenschaftler. Geboren wurde Kopernikus als Sohn eines Kaufmanns 1473 in Thorn, einem Ort in Westpreußen im heutigen Polen.

Zusammen mit einem älteren Bruder und zwei jüngeren Schwestern wuchs er in einem stattlichen Kaufmannshaus auf. Sein Vater starb, als Nikolaus zehn Jahre alt war. Fortan übernahm der Onkel Lukas Watzenrode die Erziehung, der später Bischof im polnischen Verwaltungsbezirk Ermland wurde.

Über Kopernikus' Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Mit 18 Jahren ging er für drei Jahre nach Krakau, an eine der damals bekanntesten Universitäten Europas. Wahrscheinlich kam Kopernikus schon hier mit den Grundlagen der Sternenkunde (Astronomie) in Kontakt.

Ein großer Platz, über den Menschen bummeln, im Vordergrund Markthallen, im Hintergrund eine Kirche.

Kopernikus verbrachte mehrere Jahre in Krakau

Weitere Studienaufenthalte

Nach dem Aufenthalt in Krakau und einem Besuch in der Heimat reiste Kopernikus weiter nach Italien. An der Universität Bologna, in Rom, in Padua und Ferrara studierte er eine ganze Reihe von Fächern: Kirchenrecht, Astronomie und sogar Medizin.

Zwölf Jahre lang lebte er hauptsächlich im Ausland, dann wurde die Kirche – sein Arbeitgeber – ungeduldig. Man drängte ihn, endgültig an seinen eigentlichen Arbeitsplatz zurückzukehren, in die Stadt Frauenburg im Ermland.

Danach wurde er für sieben Jahre Sekretär, Leibarzt und ständiger Vertrauter seines Onkels, des Bischofs. Um 1510 arbeitete er dann als Domherr und in der Verwaltung des Domkapitels in Frauenburg. Gleichzeitig widmete er sich seinen astronomischen Studien, die spätestens im Jahr 1514 zu ersten konkreten Ergebnissen führten, wahrscheinlich auch schon einige Jahre früher.

Erste Erkenntnisse

Kopernikus hatte längst begonnen, an den damals herrschenden Vorstellungen der Himmelskunde zu zweifeln. Er suchte nach einer Möglichkeit, um zu beweisen: Die Planetenbewegungen, die man am Himmel beobachten kann, sind auf Kreisbewegungen dieser Planeten um die Sonne herum zurückzuführen.

Schließlich mündete seine Arbeit in der Erkenntnis: Alle diese Kreise liegen um die Sonne herum, und diese ruht in der Nähe des Mittelpunktes und bewegt sich selbst nicht. Sämtliche Bewegungen am Himmel rühren daher, dass sich die Erde einmal pro Jahr um die Sonne und einmal pro Tag um die eigene Achse dreht. Seine Berechnungen teilte Kopernikus jedoch zunächst nur mit seinen Freunden.

Geozentrisches Weltbild nach Claudius Ptolemäus mit der Erde im Zentrum

Die Erde als Zentrum: Weltbild des Ptolemäus

Mehr als 30 Jahre forschte Kopernikus an seiner Theorie und verfeinerte sie dabei weiter. Dass es nicht schneller ging, lag vermutlich zum einen auch an seinen zahlreichen beruflichen Aufgaben.

Zum anderen scheute er wohl auch die Veröffentlichung seines Hauptwerks – schließlich stand seine Theorie im Gegensatz zur Lehre der Kirche, die gleichzeitig sein Arbeitgeber war.

Eine neue Sicht der Welt

Erst kurz vor seinem Tod veröffentlichte Kopernikus die fertige Theorie in ihrer Gesamtheit: Unter dem Titel "Über die Kreisbewegungen der Weltkörper" (im lateinischen Original: "De revolutionibus orbium coelestium") beschrieb er in 14 Kapiteln sein Weltmodell.

Erstmals wurde das neue Weltsystem, in dem die Erde nicht mehr das Zentrum des Universums ist, in einer mathematisch geschlossenen Form dargestellt.

Darstellung des Weltsystems des Kopernikus von 1510 mit der Sonne im Zentrum

Die Sonne als Zentrum: Weltbild des Kopernikus

Das war revolutionär – es war der Umsturz des herrschenden Weltbildes. Allerdings gab das Modell der Kreisbahnen die tatsächlich beobachteten Planetenbewegungen nicht exakt wieder. Irgendwo steckte noch ein Fehler. Doch Kopernikus konnte ihn vor seinem Tod nicht mehr finden. Nur zwei Monate nach der Veröffentlichung seines Werks starb Kopernikus am 24. Mai 1543 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Nach seinem Tod entwickelten die Astronomen Tycho Brahe, Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton die Theorien weiter. Kepler gelang es schließlich auch, den Rechenfehler zu beseitigen: Er erkannte, dass die Planeten nicht auf Kreisbahnen um die Sonne ziehen, sondern auf Ellipsen. Die Kopernikanische Lehre war nicht nur eine neue Sicht der Welt, sondern sehr viel mehr: Sie veränderte langfristig gesehen das Bewusstsein der Menschheit.

Portrait von Tycho Brahe mit goldener Nasenprothese.

Johannes Kepler entwickelte Kopernikus' Theorie später weiter

(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 01.03.2024)

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Quelle: WDR

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