Grizzlybär auf einem Felsen

Wildtiere

Bären

Bären bewohnen sehr unterschiedliche Lebensräume, vom Treibeis der Arktis über die Wälder der gemäßigten Breiten bis zum tropischen Regenwald. Die großen Landraubtiere sind allerdings überwiegend auf der nördlichen Erdhalbkugel zu Hause.

Von Susanne Wagner

In Australien haben vermutlich niemals Bären gelebt, im Süden Afrikas konnten nur fossile Exemplare nachgewiesen werden.

Vom Braunbär bis zum Kragenbär

Die Familie der sogenannten Großbären gliedert sich in acht Arten: Zu den größten Exemplaren gehören die Braunbären, die in den Wäldern Nordamerikas, Asiens und – in kleinen Beständen – Europas leben. Je nach Region tragen Braunbären nicht nur unterschiedliche Fellfarben, sondern auch Namen: In Amerika werden sie Grizzlybären genannt, im Osten Russlands Kamtschatkabär und in Alaska Kodiakbär.

Der in der Eiswüste des hohen Nordens beheimatete, schwergewichtige Eisbär ist die zweitgrößte Bärenart. Eisbären kommen ausschließlich in der Arktis vor, wo sie sich in der Region rund um den Nordpol aufhalten.

Die Amerikanischen Schwarzbären (auch Baribal genannt), die ähnlich wie die Braunbären in ihrer Färbung stark variieren können, leben in den USA und Kanada. Sie gelten als besonders intelligent und neugierig.

Die Asiatischen Schwarzbären, auch Kragenbären genannt, verdanken ihren Namen der langen Behaarung auf Schultern, Hals und Nacken sowie einem weißen V oder Y auf der Brust. Sie sind in den Laub- und Mischwäldern der Gebirgsregionen Zentral- und Ostasiens zu Hause.

Der Kragenbär liegt gemütlich auf dem Rücken

Der Kragenbär verdankt seinen Namen dem charakteristischen weißen Halsband

Lippenbären, Malaienbären und Brillenbären

Lippenbären, ursprünglich in den Regenwäldern Indiens weit verbreitet, findet man heute nur noch vereinzelt in Ostindien und auf Sri Lanka. Mit ihrer nach vorne gezogenen Schnauze, ihren ausgeprägten Lippen und der langen Zunge können sie hervorragend Insekten fangen.

Zur kleinsten Großbärenart gehören die Malaienbären, von denen nur noch wenige tausend Exemplare in den tropischen Regenwäldern Südostasiens leben. Die nachtaktiven Tiere verbringen einen großen Teil ihres Lebens auf Bäumen.

Die bedrohten Brillenbären besiedeln die Gebirgswälder der nördlichen Anden in Südamerika. Ihr Name bezieht sich auf die hellen Augenringe, die an eine Brille erinnern. Brillenbären sind die einzige Bärenart, die in Südamerika lebt. Im Gegensatz zu vielen anderen Bären hält der Brillenbär keine Winterruhe.

Der ebenfalls selten gewordene Große Panda bewohnt eine auf wenige tausend Quadratkilometer beschränkte Region in China. Er ernährt sich hauptächlich von Bambus und anderen Pflanzen, frisst aber auch Insekten und kleine Wirbeltiere.

Aufgrund seiner geringen Verbreitung und der kleiner werdenden Population versuchen viele Zoos, Pandas zu züchten. Dies stellt sich jedoch als sehr schwierig heraus, da Große Pandas in Gefangenschaft offenbar keine große Lust auf Fortpflanzung verspüren.

Diese acht Arten werden der Gruppe der Großbären zugerechnet. Von ihnen unterscheiden Biologen die sogenannten Kleinbären, zu denen zum Beispiel der Waschbär oder der Nasenbär zählen.

Der Große Panda mit einer Frucht im Maul

Pandabären ernähren sich größtenteils vegetarisch

Bärenhunger

Auch wenn die einzelnen Arten sich an sehr unterschiedliche Lebensräume anpassen, haben sie doch viele gemeinsame Merkmale: Bären haben einen großen, kräftigen Körper, dichtes Fell, eine lange Schnauze und einen kurzen Schwanz. Sie haben stämmige Beine und breite Tatzen mit langen, gebogenen, nicht einziehbaren Krallen.

Alle Bären verfügen über das Gebiss und Verdauungssystem eines typischen Fleischfressers. Dennoch sind die massigen Tiere äußerst ungewöhnliche Vertreter der Carnivoren (Fleischfresser), da sich ein Großteil von ihnen hauptsächlich von pflanzlicher Kost ernährt.

In der Regel gelten Bären als Allesfresser, das räuberische Verhalten ist aber unterschiedlich ausgeprägt: Während Eisbären sich fast ausschließlich von Fleisch ernähren, fressen Pandas beinahe nur Bambusgras.

Das Gewicht der Bären reicht, je nach Art, von 30 Kilogramm beim weiblichen Malaienbär bis zu 800 Kilogramm bei einem großen Eisbärenmännchen. Wegen ihres schweren Körperbaus ist für die Bären Bewegung mit großem Energieaufwand verbunden. Deshalb laufen sie ihrer Beute nur dann hinterher, wenn sie einen großen Gewinn verspricht.

Eisbären zum Beispiel legen sich lieber auf die Lauer. So verbringen sie oft mehrere Stunden an Robben-Atemlöchern und warten auf deren Rückkehr. Die muskulösen Bären sind weniger auf Tempo als auf Kraft ausgelegt. Diese benötigen sie, um auf Bäume zu klettern, nahrhafte Wurzeln freizulegen oder um sich im Kampf gegen einen Rivalen durchzusetzen.

Ein Braunbär steht an einem Bach und fängt einen Fisch aus der Luft

Als Allesfresser mögen Bären auch Fisch

Typisch Bär

Bären sind scheue Einzelgänger. Nur zur Paarung finden sich Männchen und Weibchen zusammen, danach geht jeder wieder seine eigenen Wege. Die Bärenmütter bleiben so lange bei ihren Jungen, bis diese selbstständig sind (in der Regel dauert das 18 bis 24 Monate) und verlassen sie dann.

Die Jungtiere sind leicht und sehr klein: So wiegt zum Beispiel ein Eisbärenbaby nur 400 bis 900 Gramm, während seine Mutter 150 bis 300 Kilogramm auf die Waage bringt. Den größten Teil ihrer Tragezeit verbringen die meisten Weibchen in Höhlen, wo im Winter die Jungen zur Welt kommen.

Typisch für Bären ist die Winterruhe. Dafür suchen sie sich Felshöhlen oder hohle Baumstämme. Manche graben sich sogar selbst einen Bau. Nachdem die Tiere sich noch einmal richtig satt gegessen haben – ihr Gewicht kann sich dabei verdreifachen – beziehen sie ihr Quartier, wo sie meist vier bis fünf Monate ohne Nahrungsaufnahme überwintern.

Im Gegensatz zu anderen überwinternden Tieren sinkt ihre Körpertemperatur allerdings nur um wenige Grad, sodass sie sehr leicht wieder aufwachen können, um sich gegebenenfalls gegen Feinde zu verteidigen.

Doch nicht alle Großbären halten Winterruhe. Nur die Arten, bei denen der Winter sich deutlich von den anderen Jahreszeiten unterscheidet und nur wenig Nahrungsangebot bereithält, fahren ihre Körperfunktionen herunter. Große Pandas, Lippenbären, Malaienbären und Brillenbären finden im Winter genug Futter, sodass sie ihn nicht verschlafen müssen.

Ein Brillenbär liegt gemütlich auf einem Baumstamm

Brillenbären halten keine Winterruhe

(Erstveröffentlichung 2003, letzte Aktualisierung 02.01.2018)

Quelle: SWR

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