Intensive Bewässerung von Feldern in Arizona (USA).

Wasserversorgung in Deutschland

Virtuelles Wasser und verstecktes Wasser

Jeden Tag verbraucht jeder Bundesbürger durchschnittlich 127 Liter Wasser. Damit ist aber nur das sichtbare Wasser gemeint. Der so genannte versteckte Wasserverbrauch liegt bei etwa 3900 Litern am Tag.

Von Ana Rios

Was ist "virtuelles Wasser"?

Der Begriff "virtuelles Wasser" beschreibt, welche Menge Wasser zur Herstellung eines Produktes – egal ob industriell oder landwirtschaftlich – verbraucht wurde. Das Konzept des virtuellen Wassers entwickelte der britische Wissenschaftler John Anthony Allan (1937–2021) in den 1990er-Jahren.

Inzwischen hat seine Arbeit viel Beachtung in der Wirtschaft und in der Politik gefunden. 2008 wurde Allan dafür der renommierte Stockholmer Wasserpreis verliehen.

Porträtaufnahme von dem britischen Wissenschaftler John Anthony Allan

Der britische Wissenschaftler John Anthony Allan

Wie viel Wasser verbraucht man für ein T-Shirt?

Ein Beispiel: Zur Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch werden etwa 16.000 Liter Wasser verbraucht. Berechnet werden neben dem Wasser zum Tränken der Tiere beispielweise auch das Wasser, das beim Anbau der Futtermittel für die Rinder verbraucht wird.

Neben Nahrungsmitteln ist vor allem die Baumwolle für Bekleidung im Anbau sehr wasserintensiv. Allein der Anbau der Menge, die für ein T-Shirt benötigt wird, verschlingt durchschnittlich 2700 Liter Wasser.

Damit ist das T-Shirt aber noch längst nicht fertig produziert. Es wird Wasser zur Reinigung der Baumwolle und der Stoffe, zur Fertigung der Farben für die Baumwolle und so weiter gebraucht. So kann der Verbrauch in einigen Fällen auch auf 15.000 Liter ansteigen.

Wird das virtuelle Wasser berechnet, verbraucht jeder Deutsche pro Tag knapp 3900 Liter Wasser, ein gewaltiger Unterschied zu den 127 Litern "sichtbaren" Wassers. Andere Schätzungen gehen sogar von 5300 Litern aus.

Ein weißes T-Shirt

Sehr wasserintensiv ist der Anbau von Baumwolle für Bekleidung

Der Wasser-Fußabdruck

Der Wasser-Fußabdruck ist die Weiterentwicklung des virtuellen Wasser-Konzeptes. Man geht davon aus, dass von den 3900 Litern virtuellen Wassers, das wir verbrauchen, mehr als zwei Drittel importiert wurden. Der Wasser-Fußabdruck will eine Wasserbilanz zwischen den Ländern herstellen.

Die Idee dahinter: Länder, die sowieso schon an Trockenheit leiden, sollen weniger Wasser indirekt exportieren. Aber es sind gerade diese Länder, die Kaffee, Reis oder Baumwolle wasserintensiv anbauen.

In Entwicklungsländern wird viel Wasser für die Herstellung von Waren für den Export in die Industrieländer verbraucht, das den Menschen vor Ort und der heimischen Landwirtschaft dann fehlt.

Ein Frau pflückt Kaffebohnen von den Büschen (Nicaragua).

Kaffee-Ernte in Nicaragua

Quelle: SWR | Stand: 05.08.2022, 17:00 Uhr

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