Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Germanen

Arminius der Cherusker

Er forderte die Weltmacht Rom in ihrer Blütezeit heraus und gewann eine sagenumwobene Schlacht gegen einen schier übermächtigen Gegner: Arminius, der Cherusker.

Von Jo Siegler, Frank Endres und Mareike Potjans

Dieser Sieg wirkt bis heute nach, obwohl er zunächst fast anderthalb Jahrtausende vergessen worden war. Arminius wurde von vielen als "deutscher Held" verehrt, er ist laut dem Historiker Tillmann Bendikowski "Everybody's Darling der deutschen Nationalgeschichte".

Vom Fürstensohn zum römischen Ritter

Arminius wurde um das Jahr 16 vor Christus als Sohn des Cheruskerfürsten Segimer geboren. Die Zeiten waren unruhig: Ein paar Jahre nach seiner Geburt eroberte der römische Heerführer und spätere Kaiser Tiberius (42 vor Christus bis 37 nach Christus) während seiner Germanenfeldzüge auch das Gebiet der Cherusker, das sich von der oberen Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zur Elbe erstreckte. Arminius und sein Bruder wurden als Geiseln nach Rom gebracht und dort ausgebildet.

Arminius, der wahrscheinlich vorher Armin hieß und dessen Name nun ins Lateinische übertragen wurde, wurde dort zum Stabsoffizier (Tribun) und begleitete das Heer des Tiberius in den Jahren 4 bis 6 nach Christus bei Feldzügen durch Germanien. Arminius hinterließ dabei einen guten Eindruck. Er erhielt für seine Verdienste das römische Bürgerrecht und wurde in den Ritterstand erhoben.

Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Rückkehr in die Heimat und Aufstand gegen Rom

Gegen 7 nach Christus kehrte Arminius in seine Heimat zurück. Als Kommandeur germanischer Hilfstruppen (Auxiliareinheiten) war er Publius Quinctilius Varus unterstellt, dem Statthalter der gallischen Provinzen und Oberbefehlshaber über die Rhein-Legionen.

Varus hatte den Befehl, Germanien endgültig zu einer römischen Provinz zu machen. So trieb er Steuern ein und behandelte die Germanen wie Untertanen des Römischen Imperiums.

Arminius wechselte die Fronten – aus welchen Gründen genau, darüber geben die historischen Quellen keine Auskunft. Im Jahr 9 nach Christus kam es zu dem blutigen Aufstand der Germanen unter der Führung von Arminius, der als Varusschlacht in die Geschichte eingegangen ist. Mit diplomatischem Geschick war es ihm gelungen, die vorher zerstrittenen Stämme der Cherusker, Chattten, Angrivarer, Marser und Brukterer zu einen.

Die Varusschlacht – der glorreiche Sieg des Arminius

Es war der Herbst im Jahr 9 nach Christus und die Verlegung der römischen Truppen ins Winterlager am Rhein stand an. Der Weg verlief zunächst ohne besondere Vorkommnisse. An einem Abend erhielt Varus der Legende nach eine Warnung vor einem bevorstehenden Attentat, das Arminius und sein Vater Segimer planten. Varus schenkte dem allerdings keinen Glauben, da die beiden das römische Bürgerrecht besaßen und er sie schon lange kannte.

Am folgenden Tag bekam er eine gefälschte Nachricht von einem germanischen Aufstand in der Nähe. Deswegen wich der über knapp 15 Kilometer lang gezogene Heereszug von seiner ursprünglichen Route ab und bewegte sich nun durch unübersichtliches, sumpfiges Waldgebiet. So bot er ein leichtes Angriffsziel für die germanischen Krieger, die es gewohnt waren, in unwegsamem Gelände zu kämpfen.

Viele Kämpfer auf germanischer Seite waren trainierte römische Soldaten mit Kampferfahrung, da auch sie in den Hilfseinheiten gedient hatten. In einer dreitägigen Schlacht wurde das gesamte römische Besatzungsheer, bestehend aus drei Legionen und sechs Hilfskontingenten mit 15.000 bis 20.000 Mann, niedergemetzelt.

Zeichnung: Hermann in der Varusschlacht.

Arminius wurde als Held verklärt

Das Ende des Arminius

Arminius' Leben wurde auch nach der gewonnenen Schlacht nicht langweilig: Er hatte Thusnelda, die Tochter des Cheruskerfürsten Segestes, gegen dessen Willen geheiratet. Segestes holte sich seine Tochter mit militärischer Gewalt wieder zurück.

Daraufhin belagerte Arminius seinen Schwiegervater, der schließlich den Römer Germanicus zur Hilfe rief. Dieser konnte Segestes und Thusnelda befreien und brachte beide nach Rom. Nun kämpfte Arminius gegen Germanicus, doch er konnte keine bedeutenden militärischen Erfolge mehr erzielen. Um 19 oder 21 nach Christus wurde Arminius ermordet – in den historischen Quellen heißt es: "von Verwandten".

Nationale Verklärung

Fast anderthalb Jahrtausende lang gerieten die Varusschlacht und ihr Held Arminius in Vergessenheit: Rom hatte kein Interesse daran, die Erinnerung an die Schmach zu bewahren und die Germanen verfügten über keine Schriftkultur, um die Ereignisse für die Nachwelt festhalten zu können.

Erst im Jahr 1515 stieß der deutsche Gelehrte Ulrich von Hutten in Rom auf die Annalen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, die gerade erst wiederentdeckt worden waren.

Tacitus bezeichnet Arminius als "Befreier Germaniens". Das kam Ulrich von Hutten gerade recht, der beweisen wollte, dass die Deutschen keine Barbaren waren, wie es die Italiener gerne behaupteten. So war von Hutten der erste, der einen Heldenmythos um Arminius kreierte. Dem schlossen sich in der deutschen Geschichte viele an, unter anderem Martin Luther, der Arminius den unhistorischen Namen Hermann gegeben haben soll.

1875 wurde die Statue von "Hermann dem Cherusker" bei Detmold auf einer Erhebung des Teutoburger Waldes eingeweiht – passend zum nationalen Einheitsgefühl des 1871 gegründeten Kaiserreiches.

Idealisierte Zeichnung von Arminius

Heldenverklärung im 19. Jahrhundert

Auch die Nationalsozialisten machten sich Arminius zu eigen und in der DDR wurde der "deutsche Held" wegen der "Rolle der germanischen Stammesverbände bei der Befreiung vom Sklaventum" ebenfalls verehrt.

Heute wird Arminius weitaus realistischer betrachtet: als ein charismatischer Germane, der es verstand, verschiedene Stämme für eine kurze Zeit zu vereinen und auf diese Weise die Römer in einer wichtigen Schlacht zu schlagen. Nicht mehr und nicht weniger.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 09.06.2020)

Quelle: WDR

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