Münzen in einer zerbrochenn Vase aus Ton.

Methoden der Archäologie

Schatzsucher und Raubgräber

Geschichten von Schatzsuchern, von Tatendrang und Abenteuermut sind faszinierend. Aber gleichzeitig erfüllen sie, bei Tageslicht betrachtet, einen Straftatbestand und gefährden Kulturgut.

Von Andrea Wieland

Unterwegs mit Sonde, Hacke und Klappspaten

Vor ein paar Jahren gruben zwei Männer in der Stadt Frechen in Nordrhein-Westfalen einen knapp 20 Meter langen Tunnel. Ihr Ziel: eine alte Keramikwerkstatt. Die Grabungen führten dabei unter einem Haus hindurch – eine lebensgefährliche Mission. Bevor sie am Ziel ankamen, brach der Tunnel in einem Garten neben der Töpferei ein. Die beiden Raubgräber wurden erwischt.

Und sie sind nicht die Einzigen: Das Suchen mit der Sonde ist zu einer Art Volkssport geworden. In ihrer Freizeit durchforsten Sondengänger Wälder und Felder mit dem Metalldetektor. Das Ziel sind Münzen, Schmuck, Waffen oder eben der ganz große Schatz.

Ursprünglich wurden Metalldetektoren vom Militär eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach dienten sie zum Auffinden von Landminen und Munition. In den 1960er-Jahren wurden erstmals Metallsuchgeräte für den privaten Gebrauch produziert. Ausgehend von den USA hielt die Schatzsuche Anfang der 1970er-Jahre Einzug in Europa.

Bekannter Kriminalfall

Der wohl berühmteste europäische Fund von Sondengängern ist die Himmelsscheibe von Nebra. Sie wurde 1999 von Raubgräbern auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Die Scheibe gilt als eine der wichtigsten archäologischen Entdeckungen der Menschheit, die älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung.

Demnach ein sensationeller Fund und eine Szene wie in einem Krimi: Die Raubgräber verkauften die Himmelsscheibe für 700.000 Mark an Hehler. Als diese das wertvolle Stück verschiedenen Museen anboten, schlug die Polizei zu – bei einer arrangierten Übergabe in einem Baseler Hotel.

Raubgräber und Hehler wurden zu Haftstrafen auf Bewährung sowie Geldstrafen verurteilt. Immer wieder verschwinden bedeutende Funde wie dieser in Privatsammlungen. Die Himmelsscheibe von Nebra gehört seit 2002 zum Bestand des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.

Kein Graben ohne Genehmigung

Wer mit Sonde und Klappspaten loszieht und gräbt, riskiert ein Bußgeld. Grundsätzlich müssen alle Funde angezeigt werden. Dennoch sind Raubgrabungen auch in Deutschland an der Tagesordnung.

Das Bewusstsein für die Illegalität ihres Vorgehens sei bei den Sondengängern oft erschreckend gering, sagt Dr. Jonathan Scheschkewitz. Am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg versucht man daher, durch Schulungen eine Sensibilisierung für das Problem zu erreichen.

Mann gräbt Boden voller Laub auf.

Von der Landesdenkmalpflege geschulte Sondengänger werden anschließend beauftragt, an einer bestimmten Stelle zu suchen. Es müsse aber noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, erklärt der Archäologe. Den Schatzsuchern sei nicht bewusst, dass sie oft den Kontext des Fundes zerstören.

Wo das Fundstück genau lag, wie es ausgerichtet war, welche Dinge noch danebenlagen – all das sind Fragen, die für Archäologen von Bedeutung sind und die von Raubgräbern nicht selten übergangen werden.

Quelle: SWR | Stand: 25.11.2020, 17:00 Uhr

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