Einstein in seinem Arbeitszimmer in Princeton. Er wirkt nachdenklich.

Albert Einstein

Einstein als Pazifist und Weltbürger

Schon zu Lebzeiten war Einstein eine Legende. Nach seinem Tod wurde er praktisch zum Popstar unter den Wissenschaftlern. Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen trug dazu wohl auch bei, dass er stets für Gerechtigkeit und den Weltfrieden eintrat.

Von Heinz Greuling

Einstein – der unbequeme Bürger

Albert Einstein war schon in seiner Schulzeit unbequem – frei von Vorurteilen, von nationalem Stolz und Pathos. Der militärische und autoritäre Drill an den deutschen Schulen befremdete und verstörte ihn schon früh.

So schrieb er 1933 im Rückblick: "Ich fühlte mich schon als Knabe der Mentalität fremd, die in dem deutschen Staate mit seiner überspitzten militärischen Mentalität verkörpert war. Als mein Vater nach Italien zog, hat er mich auf meine Bitte hin ausgebürgert, weil ich Schweizer werden wollte."

Er war in seinen Ideen frei, und er war in seinem äußeren Leben frei von jeder Konvention. Aber er engagierte sich und trat mutig für seine Überzeugungen ein. Als Mitglied des "Komitees für geistige Zusammenarbeit" wollte er im Völkerbund die Zusammenarbeit unter den internationalen Wissenschaftlern fördern. Er war Mitglied in der "Deutschen Liga für Menschenrechte" und demonstrierte für den Frieden und gegen den Krieg.

Als andere sich politisch arrangierten, zeigte er schon ein sensibles Gespür für die Entwicklungen, die sich im Deutschen Reich mit den Nationalsozialisten abzeichneten. Er kehrte Deutschland und dem immer stärker werdenden Antisemitismus den Rücken.

1933 wollte er von einer Vortragsreise aus Princeton nach Berlin zurückkehren. Noch von Belgien aus erklärte der Pazifist am 28. März seinen Austritt aus der Akademie und kehrte am 16. Oktober nach New York zurück, weil er, wie er sagte, nur in einem Land leben wolle, "in dem politische Freiheit, Toleranz und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz herrschen." Er betrat nie wieder deutschen Boden.

Albert Einstein in Laeken, Belgien, 1933

Albert Einstein 1933 in Belgien

Ein entschiedener, aber nicht absoluter Pazifist

Aber auch in seiner späteren Wahlheimat USA war er ein unbequemer Mahner und Kämpfer für den Frieden. Doch sein Pazifismus wurde ab der Machtergreifung Hitlers 1933 auf eine harte Probe gestellt.

Im Juli 1939 erfuhr Einstein von den neuesten Entwicklungen, die aus seiner Formel E=mc² entsprungen waren. Diese Formel beschrieb ja, dass man aus Masse Energie und aus Energie Masse gewinnen könne. Angewandt auf das Atom und seinen Kern war die Idee der Kernspaltung und der ungebremsten Kettenreaktion geboren. Damit war klar: Diese ungebremste Energieentwicklung könnte in einer Bombe, der Atombombe, umgesetzt werden.

Am 2. August schrieb Einstein den berühmt gewordenen Brief an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Darin wies er auf die Gefahr hin, dass Deutschland eine solch schreckliche Waffe in die Hand bekommen könnte. Und er empfahl, die Forschungen zur Nutzung der Kernenergie – und damit auch zur Entwicklung der Atombombe – zu intensivieren.

US-Präsident Franklin D. Roosevelt und seine Frau Eleanor Roosevelt in festlicher Kleidung beim Verlassen des Ostergottesdienstes 1938

Bekam einen Rat von Einstein: Franklin D. Roosevelt

Im Rückblick gestand Einstein, den Fortschritt des deutschen Atomprogramms überschätzt zu haben und erklärte: "Ich war mir der furchtbaren Gefahr wohl bewusst, die das Gelingen dieses Unternehmens für die Menschheit bedeutet. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutschen am selben Problem mit Aussicht auf Erfolg arbeiten dürften, hat mich zu diesem Schritt gezwungen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, obwohl ich stets ein überzeugter Pazifist gewesen bin. Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord."

Und einem japanischen Pazifisten schrieb er 1953: "Ich bin entschiedener, aber nicht absoluter Pazifist. Das heißt: Ich bin in allen Fällen gegen Gewaltanwendung, außer in dem Fall, dass der Gegner Vernichtung des Lebens als Selbstzweck beabsichtigt."

Das Russell-Einstein-Manifest wird veröffentlicht (am 9.7.1955)

WDR ZeitZeichen 09.07.2020 15:01 Min. Verfügbar bis 10.07.2090 WDR 5


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Bis zu seinem Tod kämpfte Einstein für seinen Traum von einer Welt ohne Krieg und Konflikte. Immer wieder wies er auf die Gefahren der Massenvernichtungsmittel hin. Im Mai 1936 – 19 Jahre vor Einsteins Tod am 18. April 1955 – versenkte der Verleger M. J. Schuster im Bibliotheksflügel seines Hauses eine auf Pergament geschriebene, persönliche Botschaft Einsteins an die Nachwelt. Sie lautet:

"Liebe Nachwelt! Wenn ihr nicht gerechter, friedlicher und überhaupt vernünftiger werdet, als wir sind, bzw. gewesen sind, so soll euch der Teufel holen. Diesen frommen Wunsch mit aller Hochachtung geäußert habend bin ich euer (ehemaliger) Albert Einstein."

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 13.01.2020)

Quelle: WDR

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