Aufgeschnittenes Brot und Salz nebeneinander.

Salz

Bräuche und Sagen rund um das Salz

Früher stand das Salz symbolisch für Reinheit und Göttlichkeit. So entstanden im Laufe der Jahrtausende viele Mythen, Geschichte,n, Volksbräuche und Anekdoten um das Salz.

Von Tobias Aufmkolk und Sine Maier-Bode

Brot und Salz

Brot und Salz werden seit alters her bei vielen Völkern als konservierende und kraftspendende Stoffe verehrt. Sie dienten zudem als sicherstes Abwehrmittel gegen alles Böse. Sobald der Mensch feststellte, dass diese Nahrungsmittel die Gesundheit erhalten und fördern, schrieb er ihnen heilende Kräfte zu.

Die germanischen Volksstämme sahen in Brot und Salz kostbare Geschenke der Natur und maßen ihnen in ihrem Kultleben einen großen Raum zu. Die kraftspendende Wirkung und die Abwehr des Bösen sind dabei nicht voneinander zu trennen.

Brot und Salz sollten zum Beispiel vor Drachen und Hexen schützen. Es hieß, die Hexe sei Feindin des Brotes und habe keine Macht darüber, besonders wenn es mit dem Kreuz gezeichnet sei. Nach einer Barnimer Sage soll Salz die Hexen ebenso sicher bannen wie Brot und nach einem Grimmschen Märchen hat nicht einmal der Teufel Macht über das Brot.

Der Glaube, dass Brot und Salz Kraft spenden und das Böse bannen sollen, hat viele Bräuche hervorgebracht. So streute oder legte man es überall dorthin, wo der Teufel Einfluss nehmen könnte. Im Stall hängte man Brot und Salz gegen Hexen auf. Man bot es dem Gast an, brachte es selbst zum Besuch mit oder steckte es der Braut in die Schuhe.

Noch heute bekommen die Gastgeber im neu gebauten Haus oder beim Einzug in eine neue Wohnung Salz und Brot geschenkt. Das soll die künftigen Bewohner vor Mangel an Lebensmitteln bewahren.

Dass sich christlicher Glaube und uraltes Gut zum Teil überlagert haben, zeigt sich in der Tradition, dem Täufling Brot und Salz vor der Taufe zu geben, um ihn vor Dämonen zu schützen. Aber nicht nur zu Beginn des Lebens, auch über den Tod hinaus wird Salz Wunderkraft zugesprochen. So gibt man es mancherorts auch heute noch den Toten als Grabbeigabe mit.

Liebe und Salz

Wenn das Essen versalzen ist, so ist die Köchin oder der Koch verliebt. Diese Redewendung hat sich bis heute in unserem Sprachgebrauch gehalten. Ihre historische Wurzel liegt weit zurück in einer ganz speziellen Verwendung von Salz.

Bereits in der Antike wurde der Rohstoff als Aphrodisiakum benutzt und die Griechen glaubten, dass zu wenig Salz die männliche Potenz beeinträchtige. Verliebte zielten also darauf ab, durch viel Salz im Essen die sexuelle Lust zu steigern.

Im 16. und 17. Jahrhundert war das "Einsalzen des Ehepartners" als Mode in der Literatur und in der satirisch-grafischen Darstellung weit verbreitet.

Ein Holzschnitt aus dieser Zeit zeigt zum Beispiel, wie vier Frauen ihre Ehemänner auf dem Pökelfass einsalzen mit dem Spruch: "Unsere Männer sind so edel und süß, dass sie gerne unseren Dienst ertragen... Deshalb salzen wir sie auf dem Salzfass von vorne und hinten ein, um ihr Geschlecht noch stolzer zu machen."

Eine Hand schüttet eine große Menge Salz in einem Kochtopf.

Dieser Koch muss verliebt sein

Die Lüneburger Salzsau

Eigentlich müsste im Wappen von Lüneburg eine Sau zu sehen sein, so wie in anderen Wappen ein Bär, ein Löwe oder ein Ross. Denn wie es scheint, hat die Stadt einer einzigen Sau sehr viel zu verdanken. Das zumindest überliefert die Sage.

Danach sollen vor sehr langer Zeit einige Jäger einem Wildschwein durch dichte Wälder gefolgt sein. In der Gegend um das heutige Lüneburg wurde der Wald lichter und sie fanden an einem Hang eine große Wildsau schlafend vor. Das Besondere an ihr war, dass sie nicht wie üblich schwarz war, sondern schneeweiße Borsten hatte.

Nachdem sie die Sau erlegt hatten, merkten sie, dass die weiße Farbe durch Salzkörner in ihrem Fell hervorgerufen wurde. Die Jäger folgten der Fährte der Sau und fanden einen Tümpel, in dem sie sich gesuhlt hatte. Sie kosteten das Wasser und stellten fest, dass es enorm salzhaltig war. Die Sau hatte sie zu einer Solequelle geführt.

In der Stadt Lüneburg wird die Geschichte der Salzsau bis heute gepflegt. Den salzhaltigen Solequellen in ihrer Umgebung hatte die Stadt im Mittelalter ihren Wohlstand zu verdanken. Bereits seit dem 10. Jahrhundert wird hier Salz professionell abgebaut. Über Jahrhunderte hinweg hat Lüneburg vom Salz profitiert.

Nachgestellte historische Szene: Sechs Menschen auf einem Boot mit Salzsäcken

Der Salzhandel machte die Stadt Lüneburg reich

Das sieht man heute noch: Das Stadtbild ist geprägt von den herrschaftlichen Giebelhäusern der reichen Sülfmeisterfamilien und den prachtvollen Kirchen, die sie erbauen ließen. In der 1980 geschlossenen Saline ist inzwischen ein Salzmuseum untergebracht, in dem man sich die Geschichte des Salzes in aller Ruhe anschauen kann – und natürlich auch die Geschichte der Lüneburger Salzsau.

(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 18.08.2020)

Quelle: WDR

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