Ersthelfer mit Hund suchen in einem zerstörten Haus in Mexiko nach Überlebenden

Organisationen

Katastrophenmanagement

Katastrophen stürzen ein Gebiet in kürzester Zeit ins Chaos. Dann machen sich Helfer auf der ganzen Welt bereit, um im Katastrophengebiet zu helfen: mit Trinkwasser, Essen, Kleidung, Unterkünften und medizinischer Versorgung.

Von Petra Haubner und Wiebke Ziegler

Der Manager im Chaos

Gleich nach einem Tsunami oder nach Erdbeben werden sie gerufen: die Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW), vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und vielen anderen Hilfsorganisationen.

Der Weltkatastrophenbericht der internationalen Rot-Kreuz-Verbände zählte zwischen 2008 und 2018 weltweit 3751 Naturkatastrophen, also zehn Jahre lang im Schnitt mehr als eine pro Tag.

134 Millionen Menschen waren laut Bericht allein 2018 direkt von diesen Katastrophen betroffen. In fast 85 Prozent der Fälle waren Wetterereignisse wie Dürren oder Überflutungen die Ursache.

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Heldengeschichten

Die Hilfsorganisationen haben ein ehrenhaftes Ziel: Sie wollen helfen. Manchmal schießen sie dabei aber übers Ziel hinaus. Nach dem Tsunami in Thailand 2004 waren am Ende mehr als 2000 internationale Organisationen vor Ort. Dazu kam noch einmal eine fast genauso große Zahl einheimischer Helfer – aber niemand stand vor Ort bereit, um alle Helfer zu koordinieren.

Und oft fehle es den internationalen Freiwilligen an der passenden Ausbildung, klagt der Unfallchirurg und Katastrophenhelfer Richard Munz. Ein Imageproblem: In Deutschland setze man auf ehrenamtliche Freiwillige und nicht auf professionelle bezahlte Katastrophenhelfer. Es passe nicht ins Bild, dass der Held vor Ort für seine Arbeit bezahlt wird.

Zudem sähen sich viele als große Retter, die den Ärmsten der Armen helfen wollten, aber vor Ort nicht zusammenarbeiteten und die Einheimischen einfach überrennen. Munz sieht die Schuld dafür auch bei den Medien: Sie berichten einseitig, zu dramatisch und manchmal auch fern der Realität.

So werde ein falsches Bild aufgebaut und fast jedes Erdbeben oder jede Flutwelle zur "Jahrhundertkatastrophe", während andere hilfsbedürftige Länder und Regionen schlicht vergessen würden.

Die Liste der vergessenen Katastrophen

Tatsächlich stellt die einseitige Berichterstattung für professionelle Helfer ein Problem dar. Jedes Jahr listet die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" die Länder auf, die von den Medien vernachlässigt und damit oft auch von den Spenden ausgeschlossen werden.

In den vergangenen Jahren zählte etwa Simbabwe wiederholt dazu. Hier ist vor allem die gesundheitliche Situation im Land besorgniserregend: 14 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind HIV-positiv. Jeden Monat sterben tausende Menschen an den Folgen der Infektion.

Ähnlich katastrophale Bedingungen finden sich in anderen Gebieten. Die Liste der Länder, die sich im Grunde mitten in einer Katastrophe befinden, aber kaum Hilfe bekommen, ist lang.

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Zu wenig Berichterstattung über das Leid in Afrika

Quelle: SWR/WDR | Stand: 22.10.2020, 12:40 Uhr

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