Mit Resilienz durch die Krise

Resilienz

Mit Resilienz durch die Krise

Jeder Mensch durchlebt Krisen: persönliche Schicksalsschläge oder auch globale wie Corona-, Klima- und Finanzkrise. Manche zerbrechen daran, andere wachsen an den Herausforderungen. Ist Stärke erlernbar? Das wollen Resilienzforscher klären.

Von Michaela Kürschner-Kloiber

Der amerikanischen Wissenschaftlerin Emmy Werner fiel in den 1950er-Jahren auf, dass manche Menschen, die unter extrem schwierigen Bedingungen aufwuchsen, trotzdem nicht aus der Bahn geworfen werden. In ihren Studien begleitete sie Kinder bis in das Erwachsenenalter und konnte Rückschlüsse ziehen, woran das liegt.

In Deutschland untersuchte der Psychologe Friedrich Lösel Heimkinder, die zum Teil trotz schwieriger Situationen ihr Leben gut meisterten. Beide Wissenschaftler fanden heraus, welche Schutzfaktoren dabei zum Tragen kommen. Denn Menschen, an denen Katastrophen abzuperlen scheinen, haben alle etwas gemein.

Schutzfaktor gegen Krisen

Schutzfaktor gegen Krisen: stabile Beziehung zu einer Bezugsperson

Der Einfluss der Erziehung

Der Grundstein für Stärke in Krisen wird in der Kindheit gelegt: wichtig ist eine stabile, positiv-emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson, ein unterstützendes Erziehungsklima, soziale Unterstützung außerhalb der Familie, Vorbilder, sowie die Erfahrung, dass eigene Kompetenzen und Handlungen das Leben beeinflussen zu können.  Außerdem ist es gut für Kinder, wenn sie lernen, wie sie ihre Gefühle einordnen können, und wenn sie Sinnzusammenhänge und Struktur in ihrem Leben erfahren.

Der positive Blick aufs Leben

Optimismus, ein humorvoller Blick auf das Leben oder der Glaube an Gott sind Schutzfaktoren gegen Krisen. Interessen und Hobbies, die Freude und Selbstbestätigung fördern, stärken ebenfalls. Auch anderen zu helfen sowie das Schreiben von Tagebüchern oder Gedichten kann sich positiv auswirken.

Optimismus als Schutzfaktor gegen Krisen

Optimismus als Schutzfaktor gegen Krisen

Der Einfluss der Gene

Inwieweit ist Resilienz schon in den Genen angelegt? Dieser Frage geht der Würzburger Verhaltensforscher Prof. Klaus-Peter Lesch nach. Er hat es geschafft, besondere genetische Merkmale nachzuweisen, die Resilienz fördern oder beeinträchtigen. Lesch geht davon aus, dass es hunderte "Resilienz-Gene" gibt. Seine Versuche zeigen jedoch auch: Selbst wenn "schlechte" genetische Voraussetzungen zugrunde liegen, kann das durch liebevolle Betreuung und Erziehung kompensiert werden.

Es ist nie zu spät: resilient werden als Erwachsener

Die Resilienzforschung macht auch Erwachsenen Mut. Sie können Verhaltensweisen erlernen, die sie widerstandsfähig und krisenfest machen. Die Resilienz-Trainerin Sylvia Kéré-Wellensiek hat auf der Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse ein eigenes Kursprogramm entwickelt.

Die Seminarteilnehmer sollen sich bewusst machen, wo ihr Leben in eine falsche Richtung läuft, und bekommen dann ein Trainingsprogramm, das ihnen helfen soll, Verhaltensweisen zu ändern. Besonders wichtig findet die Resilienz-Trainerin, den Menschen klar zu machen, wieviel Kraft sie oft schon bewiesen haben, was jeder einzelne schon gemeistert hat.

Quelle: BR | Stand: 07.10.2020, 15:00 Uhr

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