Hygiene

Robert Koch – Pionier der Mikrobiologie

Im 19. Jahrhundert ging man davon aus, dass Seuchen und Epidemien von giftigen Dämpfen aus dem Erdreich verursacht wurden. Doch Robert Koch entdeckte, dass Mikroorganismen die Auslöser sind – und revolutionierte damit die Medizin.

Von Melanie Wieland

Ausbildung zum Mediziner

Robert Koch wird am 11. Dezember 1843 in Clausthal als eines von 13 Kindern des Bergamtleiters Hermann Koch und seiner Frau Mathilde geboren. Damals geht die Wissenschaft noch davon aus, dass Seuchen und Epidemien wie die Pest, Tuberkulose oder Cholera von so genannten "Miasmen" verursacht werden – also von giftigen Dämpfen, die aus dem Erdreich emporsteigen.

Robert Koch will eigentlich Entdecker und Weltreisender werden wie sein Vorbild Alexander von Humboldt. Er beginnt 1862 in Göttingen Naturwissenschaften zu studieren, doch schon kurze Zeit später entdeckt er die Medizin für sich. Nur vier Jahre später beendet er dieses Studium mit der Promotion.

Bis zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 arbeitet Koch als praktischer Arzt in Hamburg, Hannover, Potsdam und Rackwitz.

1872 nimmt er eine Stelle als Kreisarzt in Wollstein bei Posen an. In seiner täglichen Arbeit hat Koch ständig mit dem Milzbrand zu tun. Die Seuche sucht nicht nur das Vieh der Bauern heim, sondern infiziert auch die Landwirte. Die Mediziner sind ratlos.

Robert Koch, Mediziner (Todestag 27.5.1910) WDR ZeitZeichen 27.05.2020 14:36 Min. Verfügbar bis 28.05.2090 WDR 5

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Entdeckung der Ursachen des Milzbrands

Dass sich im Blut der an Milzbrand verendeten Tiere winzige stäbchenförmige Körper befinden, ist bereits bekannt. Doch hat bis dahin niemand diese Funde als Krankheitserreger ausgemacht. Koch spritzt Versuchstieren verseuchtes Blut – und jedes Mal findet er die Stäbchen in den Tierkadavern.

Durch das Anlegen von Bakterienkulturen und entsprechenden Langzeitbeobachtungen unter dem Mikroskop gelingt Robert Koch schließlich der Nachweis, dass es sich bei den Stäbchen um Lebewesen handelt, die den gefährlichen Milzbrand auslösen.

Auf dieser Entdeckung aufbauend entwickelt der französische Naturwissenschaftler Louis Pasteur einen Impfstoff gegen die Krankheit. Der bis dahin unbekannte Landarzt Koch wird 1880 nach Berlin berufen, wo er die Bakteriologische Abteilung des neu gegründeten Kaiserlichen Gesundheitsamtes übernimmt.

Mit Tuberkulin zum Weltruhm

In Berlin kann Koch unter deutlich besseren Bedingungen weiterforschen. Er verbessert die Züchtung von Bakterienkulturen und entdeckt 1882 den Tuberkulose-Erreger. Auch die Ursache der Cholera findet Koch heraus: Nach Forschungsreisen nach Ägypten und Indien, wo Choleraepidemien wüten, weist er 1883 den Cholera-Erreger nach.

Doch Robert Koch feiert nicht nur Erfolge. 1890 stellt er auf dem 10. Internationalen Mediziner-Kongress in Berlin einen Impfstoff vor, der der weit verbreiteten Tuberkulose ein Ende bereiten soll: das Tuberkulin. Tausende Tuberkulose-Kranke strömen herbei, da sie sich von Koch Heilung versprechen.

Leider hält das Serum nicht, was Koch verspricht. Zahlreiche Probanden sterben, Koch muss das Mittel wieder zurückziehen.

Koch stellt seinen Impfstoff vor | Bildquelle: AKG Berlin/ARC

Das Robert-Koch-Institut

1891 übernimmt Koch die Leitung des Berliner Instituts für Infektionskrankheiten, des späteren "Robert Koch-Instituts". Gegen Ende seines Forscherlebens begibt er sich dann doch noch auf die Spuren Alexander von Humboldts. Forschungsreisen mit Mitarbeitern und Schülern nach Japan, Indien, in die USA und in verschiedene afrikanische Länder führen zu wichtigen tropenhygienischen Ergebnissen.

Die Wissenschaftler finden die Erreger der Pest, der Malaria und der Schlafkrankheit. In Südafrika entwickelt Koch ein Mittel gegen die dort wütende Rinderpest.

1905 erhält Robert Koch für seine grundlegende Arbeit über die Tuberkulose den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. Am 27. Mai 1910 stirbt er nach einem längeren Klinikaufenthalt in Baden-Baden.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 03.11.2020)