Verschiedene Biersorten.

Bier

Bierregionen: Vielfalt in Deutschland

In Deutschland brodeln die Kessel in mehr als tausend Brauereien, von der kleinen Hausbrauerei bis zum internationalen Konzern. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine solche Markenvielfalt. Nahezu jede Region hat ihre eigene Bierspezialität.

Von Alfried Schmitz

Tausende Sorten, zwei Brauverfahren

Pils, Altbier, Kölsch, Export, Weizen, Helles und Dunkles – das sind die wichtigen Biersorten in Deutschland. Eine Sonderstellung nehmen die Bockbiere ein, die mehr Alkohol enthalten. Etwa 5000 Biersorten gibt es bei uns, schätzt der Deutsche Brauer-Bund (DBB).

Um die verschiedenen Biere herzustellen, wenden die Brauer lediglich zwei Verfahren an, die sich in der Brautemperatur und dem Gärverhalten der Hefen unterscheiden.

Obergäriges Bier wie Alt, Kölsch oder Weizen brauen die Brauer bei Temperaturen unterhalb von 20 Grad Celsius. Die Hefe steigt während des Brauens an die Oberfläche.

Untergäriges Bier wie Helles, Export oder Pils gärt bei Temperaturen unterhalb von zehn Grad Celsius – und die Hefe sinkt auf den Boden des Braubottichs.

Pils als Spitzenreiter

Pils ist mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent am weitesten verbreitet und damit der Favorit in Deutschland. Es wird überregional hergestellt und getrunken. Auch das Weizenbier ist beliebt bei den Deutschen. Es besteht aus Weizen, aber auch aus Gerste, deren Anteil jedoch geringer ist.

Weizenbier stammt aus dem Süden Deutschlands. Vor allem die Bayern bevorzugen den etwas süßlicheren Gerstensaft. Weißbier nennen sie das Bier, in Abgrenzung zu den dunklen Biermarken.

Nahezu vom Markt verdrängt ist das Weizenbier aus Berlin. Die Weiße mit einem Schuss Waldmeister oder Himbeersirup konnte gegen das Weizenbier aus Bayern nicht bestehen.

Ein Pils wird gezapft

Spitzenreiter Pils

Regionale Spezialitäten

Im Norden Bayerns, in der Gegend um Bamberg und Kulmbach, stellen die Brauereien Spezialbiere wie Bock und Rauchbier her. Das Bockbier ist ein Starkbier mit einem höheren Alkoholgehalt, Rauchbier ist dunkel und hat die typisch rauchige Note. Dunkel ist auch das Schwarzbier aus Thüringen, eine Brauspezialität, die aus Ostdeutschland stammt.

Die Menschen in Köln sprechen nicht nur Kölsch, sie trinken es auch. Das leichte helle Obergärige wird aus schmalen Gläsern namens Bierstangen getrunken. Es genießt Regionalschutz – das heißt: Nur wenn es aus Köln kommt, darf es sich Kölsch nennen.

In der Rheinstadt Düsseldorf beginnt das Altbierland: Das Alt ist ebenfalls obergärig, aber im Gegensatz zum Kölsch dunkel. Es schmeckt malziger.

Exportbier aus dem Pott

Typisch für das Ruhrgebiet ist das Exportbier, das vor allem die Brauereien in der ehemaligen Braumetropole Dortmund hergestellt haben. Noch belegt das Export den zweiten Platz unter den Biersorten in Deutschland, der Marktanteil des Kohlenpottbieres sinkt aber.

Eine wichtige Bierregion ist das norddeutsche Einbeck. Bei Hannover liegt die Wiege des Bockbieres. Schon im Mittelalter hatte es einen guten Ruf und die Menschen tranken gerne ein "einpöckisch Bier".

Neben dem Brauwasser und dem Malz ist der Hopfen ein wichtiger Bestandteil des Bieres. Hopfen verleiht dem Bier den bitteren Geschmack, sorgt aber auch für eine höhere Haltbarkeit. Nördlich von München liegt das größte Hopfenanbaugebiet der Welt, die Hallertau, auch Holledau genannt.

Viele kleine Brauereien

Heute sprießen immer mehr Kleinbrauereien aus dem Boden, die mit klassischen Rezepten und neuen Geschmacksvarianten den Markt etwas bunter gestalten. Allein zwischen 2000 und 2013 stieg die Anzahl der Brauereien in Deutschland von 1279 auf 1349, heißt es beim Statistischen Bundesamt.

Etwa 900 davon sind lokale Kleinstbrauereien, die ihre Biere lokal oder regional vertreiben. Die meisten davon sitzen in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Oft lassen sich die Kleinbrauer diese Biere aber einiges kosten. Sie sind sozusagen so etwas wie Feinschmeckerbiere. Manche haben ein Malvenaroma, andere schmecken fruchtig oder nach Schokolade.

Des Öfteren gibt es Bierverköstigungen von speziellen Aromanoten. Auch ganz alte Rezepte werden teilweise wiederbelebt. Eine Drittel-Liter-Flasche von diesen Spezialitäten kann drei bis zehn Euro kosten, manchmal sogar bis zu 60 Euro.

(Erstveröffentlichung 2014. Letzte Aktualisierung: 21.09.2018)

Quelle: WDR

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