Kommunismus
Karl Marx – Begründer des Kommunismus
Der Kommunismus ist eine Theorie und beschreibt eine Gesellschaft, in der soziale Gleichheit und Freiheit herrschen. Ein Vordenker des Kommunismus war der Deutsche Karl Marx. Er schrieb 1848 den Text "Manifest der Kommunistischen Partei".
Von Carsten Günther
Ein Mann aus Trier verändert die Welt
Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier als drittes von sechs Kindern geboren. Nach der Schulzeit studierte er auf Wunsch seines Vaters in Bonn und Berlin einige Monate lang Rechtswissenschaften. Doch er interessierte sich mehr für philosophische Fragen und wechselte in die Fächer Philosophie und Geschichte.
Nach seinem Studium setzte er sich ab 1842 als Redakteur der "Rheinischen Zeitung" für mehr Pressefreiheit und gegen die staatliche Zensur ein. Denn eine freie Presse war damals noch keine Selbstverständlichkeit. Seine Artikel erregten großes Aufsehen, obwohl Marx als Journalist noch völlig unbekannt war.
Außerdem beschäftigte Marx besonders die Situation der Arbeiter, die meistens sehr schlecht bezahlt wurden. Es war die Zeit der Industriellen Revolution, als auch die ersten Fabriken in Deutschland entstanden. Viele Arbeiterfamilien lebten in winzigen Wohnungen und unter schlimmen hygienischen Bedingungen. Die Fabrikbesitzer hingegen wurden immer reicher.
Karl Marx schrieb in seinen Artikeln, dass die Gesellschaft grundlegend verändert werden müsse. Daher ließ die preußische Regierung seine Texte immer öfter zensieren. Die "Rheinische Zeitung" wurde schließlich 1843 verboten – nur ein Jahr nach ihrer Gründung.
Das Geburtshaus von Karl Marx in Trier ist heute ein Museum
Von Trier über Paris und Brüssel nach London
1843 zog Karl Marx mit seiner Frau Jenny nach Paris. Er hoffte, dort als Journalist seine Meinung frei äußern zu können. In Paris machte er Bekanntschaft mit Friedrich Engels, einem jungen Fabrikantensohn aus der deutschen Stadt Barmen (heute Wuppertal), der ebenfalls auf der Seite der Arbeiterbewegung stand.
Aber auch in Frankreich wurden Karl Marx' Ansichten nicht gerne gesehen. 1845 wurde er ausgewiesen und lebte drei Jahre in Brüssel, bis er auch dort als unerwünscht galt und wieder nach Deutschland zurückkehren musste.
Zusammen mit Friedrich Engels reiste Karl Marx 1845 nach England und besuchte die Elendsviertel in Manchester. Dort gab es viele Fabriken und er konnte den sich entwickelnden Kapitalismus aus nächster Nähe studieren. Mit Engels erarbeitete er das politische Konzept des Kommunismus. Damit ist eine Gesellschaftsform gemeint, in der die Klassenunterschiede, also die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, überwunden sind.
Im Februar 1848 breitete sich in Frankreich eine Protestbewegung aus, deren Funke bald auf große Teile Europas übersprang. In der Deutschen Revolution von 1848 forderten die Menschen Freiheit und soziale Verbesserungen.
Karl Marx begrüßte die revolutionäre Bewegung und gründete 1848 in Köln die "Neue Rheinische Zeitung". Doch die Revolution wurde niedergeschlagen, im Mai 1849 musste auch diese Zeitung ihr Erscheinen einstellen.
Wieder einmal wurde Karl Marx des Landes verwiesen. Er zog mit seiner Familie nach London.
Die "Neue Rheinische Zeitung" wurde von Karl Marx herausgegeben
Das "Kommunistische Manifest"
Im Februar 1848 erschien das "Kommunistische Manifest", das Karl Marx mit Friedrich Engels im Auftrag des "Bundes der Kommunisten" geschrieben hatte. Berühmt wurden auch die Einleitungsworte: "Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus."
Im "Kommunistischen Manifest" rufen die beiden zum gewaltsamen Umsturz der bisherigen Gesellschaftsordnung auf. Marx und Engels behaupten, die Geschichte der Menschheit sei eine Geschichte von Klassenkämpfen zwischen der besitzenden und der arbeitenden Bevölkerung.
Das Eigentum konzentriere sich dabei auf wenige Personen. Das heißt, es gebe einige wenige Menschen, die großen Reichtum anhäufen, während die Masse der Arbeiter verarme. Daher sollten sich die Arbeiter gegen die kapitalistischen Fabrikbesitzer erheben und sie enteignen. Das Privateigentum der Fabrikbesitzer würde dann allen Menschen gemeinsam gehören.
Das "Kommunistische Manifest" wurde weltweit bekannt
Den Kommunismus sehen Marx und Engels als eine ideale Gesellschaftsform, in dem alle produzierten Waren gerecht allen Menschen zugänglich gemacht werden.
Das Manifest endet mit den Worten: "Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder vereinigt euch!"
Mit rund 500 Millionen Exemplaren ist das "Kommunistische Manifest" nach der Bibel bis heute eines der meistgedruckten Bücher der Welt.
Marx als Vordenker vieler kommunistischer Revolutionen
Das "Kommunistische Manifest" markiert einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung. In ihm wurden die wichtigsten Argumente für den Kampf der Arbeiter gegen die Kapitalisten formuliert. Karl Marx schrieb in den folgenden Jahren auch zahlreiche Artikel für verschiedene Zeitungen, die weltweit gelesen wurden.
Im Jahr 1867 erschien Karl Marx' Buch "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie", das als sein Hauptwerk gilt. Darin formulierte er ausführlich seine Kritik an den herrschenden kapitalistischen Verhältnissen. In den folgenden Jahrzehnten nutzten viele kommunistische Bewegungen die Schriften von Marx und Engels als Grundlage für ihre politischen Forderungen.
Die marxistische Theorie führte im 20. Jahrhundert in mehreren Ländern der Erde zu kommunistischen Revolutionen. Die bekannteste ist die Russische Revolution von 1917.
Doch Marx und Engels erlebten diese gesellschaftlichen Umwälzungen nicht mehr. Karl Marx starb 1883 im Alter von 64 Jahren in London. Friedrich Engels veröffentlichte nach Marx' Tod weitere Schriften seines Freundes, unter anderem den zweiten und dritten Band des "Kapitals". Engels starb 1895, mit 74 Jahren.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und weiterer sozialistischer Staaten Ende des 20. Jahrhunderts galten die Schriften von Karl Marx vielen Politikern und Wissenschaftlern als widerlegt und überholt. Heute erleben sie zum Teil eine Renaissance, da die Kluft zwischen Arm und Reich weltweit zunimmt und soziale Themen wieder vermehrt in den Vordergrund treten.
Das Grab von Karl Marx in London
(Erstveröffentlichung: 2023. Letzte Aktualisierung 16.07.2023)
UNSERE QUELLEN
- Deutsches Textarchiv: "Manifest der Kommunistischen Partei"
- WDR Stichtag: "21. Februar 1848 – Marx und Engels veröffentlichen das Kommunistische Manifest"
- Museum Karl-Marx-Haus in Trier
- Lebendiges Museum Online: "Karl Marx 1818-1883"
- Friedrich-Ebert-Stiftung: "Kurzbiografie Karl Marx"
- Lernhelfer: "Karl Marx"
- Karl Marx: "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie" (Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872), Nikol Verlag, Hamburg 2014
- Wolfgang Korn: "Karl Marx. Ein radikaler Denker", Carl Hanser Verlag, München 2018
- Jürgen Neffe: "Marx. Der Unvollendete", C. Bertelsmann Verlag, München 2017
- Jonathan Sperber: "Karl Marx. Sein Leben und sein Jahrhundert", Verlag C.H. Beck, München 2013
- Rolf Hosfeld: "Karl Marx", Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011
- Klaus Körner: " Karl Marx", Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008
Quelle: WDR