Im Vordergrund des Glockenturms ist eine große Bronzeglocke, im Hintergrund sind zwei weitere Glocken zu sehen, ein Mann zieht an einem Seil.

Architektur

Glocken

Glocken gelten als das Sinnbild der Harmonie. Auch schreibt man ihnen die Fähigkeit zu, durch ihr Geläut Himmel und Erde miteinander zu verbinden.

Von Sabine Kaufmann

Die Ursprünge in China

Die ersten Glocken tauchten vor etwa 5000 Jahren in China auf. Zunächst benutzte man Klingsteine, später kamen Frucht- und Klangschalen hinzu, aus denen sich die Glocken entwickelten. Ihr Hohlraum war die Maßeinheit für Getreide, ihr Durchmesser gab das Maß der Länge vor.

Jeder chinesische Kaiser hatte das Recht, eine neue Glocke nach eigenen Maßen gießen zu lassen, die während seiner Regentschaft im gesamten Reich eingeführt wurden.

In der Kulturgeschichte gelten Glocken als die ältesten Musikinstrumente überhaupt, die vor allem bei kultischen und religiösen Handlungen erklangen. Die Handglocke, Ghanta genannt, war unverzichtbares Instrument im buddhistischen Ritus. Die Vorliebe im Buddhismus gilt jedoch der großen Glocke.

Eine der größten klingenden Glocken weltweit ist die Mingun-Glocke in Birma. Sie wiegt 90 Tonnen und hat einen Durchmesser von fünf Metern. Für die Glocke wurde eigens ein Tempel geplant, der jedoch nie fertiggestellt wurde und das ganze Land finanziell ruinierte. Die Neubau-Ruine ist heute noch zu besichtigen.

Zwei buddhistische Mönche bringen mit einem großen Klöppel eine goldene Glocke zum Schwingen

Große Glocken spielen im Buddhismus eine große Rolle

Glocken im Christentum

Die ersten Glocken, die von christlichen Schriftstellern erwähnt werden, sind die zwölf Glöckchen am Rocksaum des Hohepriesters. Der Zahl Zwölf kommt im christlichen Glauben eine große symbolische Bedeutung zu. So steht die Vier für die vier Elemente und repräsentiert die Erde selbst. Die Drei steht für das Göttliche und beide Zahlen miteinander vervielfacht drücken das Unbegreifliche schlechthin aus.

Im Christentum wurde die Glocke zum unumstrittenen akustischen Symbol für die Verkündigung der christlichen Botschaft. Sie hatte aber auch eine praktische Bedeutung.

In den Mönchsgemeinschaften des frühen Christentums läuteten die Glocken, um den Tag zu gliedern. Zu den sieben Gebetszeiten rief jedesmal die Glocke die Mönche zusammen. Diese Funktion wurde bald auf christliche Gemeinden ausgedehnt. Die Glocken sollten den Tag der Christen ordnen und sie zum gemeinsamen Gebet versammeln.

Im Verlauf des Kirchenjahres werden, je nach Anlass, unterschiedliche Glocken geläutet. Manche Glocken erklingen nur an hohen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern. Andere Glocken sind für die Gestaltung des Gottesdienstes unverzichtbar: Sie ertönen als Einladung zur Messfeier, beim Vaterunser oder bei der Wandlung während der Eucharistiefeier.

Dass die Menschen ihren Glocken Namen geben, wie zum Beispiel die "Jesaja" aus der Dresdener Frauenkirche, zeigt, welch enge Beziehung die Menschen zu ihren Glocken hatten und immer noch haben.

Glocke im Kloster St. Katharina auf der Halbinsel

Schon im frühen Christentum gab es Glocken

Glocken in Europa

In Europa erlangte die Glocke neben der kirchlichen auch eine weltliche Bedeutung, was ihre Verwendung bei den unterschiedlichsten Anlässen zeigt: Friedensgeläut, Wetter- und Pestglocken sowie Mord- und Revolutionsgeläute. Während Kriegszeiten war Glocken oft ein trauriges Schicksal bestimmt: Man sah in ihnen schlicht eine Metallreserve.

Während der französischen Revolutionskriege ließ Napoleon Bonaparte Glocken zu Kanonen einschmelzen, obwohl er selbst ein glühender Verehrer von Glocken war. Wenig zimperlich gingen die Machthaber auch während der beiden Weltkriege mit Glocken um: Im Ersten Weltkrieg wurde die Hälfte aller Kirchenglocken vernichtet, im Zweiten Weltkrieg zerstörten die Nationalsozialisten 50.000 Glocken.

Quelle: SWR | Stand: 03.03.2021, 08:54 Uhr

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