Blick auf ein Zirkuszelt mit großem Vorbau, auf dem 'Circus Krone' steht. Davor stehen einige Autos auf einem sandigen Parkplatz.

Zirkus in Deutschland

Circus Krone

Der Circus Krone gilt als größter Zirkus in Europa. Er blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1870 legte Carl Krone Senior den Grundstein für den Zirkus.

Von Andrea Böhnke und Natalie Muntermann

Ein klassischer Zirkus

Artisten, die zwischen Trapezen fliegen, Clowns, die durch die Manege watscheln, und Dompteure, die mit der Peitsche knallen – das Programm von Circus Krone ist traditionell und lebt vor allem von den verschiedenen Tiernummern. Kunststücke von Elefanten, Nashörnern und Löwen gehören ebenso dazu, wie die von Pferden und Seehunden.

In der Manege von Circus Krone zeigen Artisten aus aller Welt ihr Können. Sie reisen in den Sommermonaten mit dem Zirkus durch Deutschland oder gestalten die verschiedenen Winterprogramme mit, die in München stattfinden. Einige Artisten sind auch das ganze Jahr über Teil der Kronefamilie.

Das Herzstück des Zirkus und der Familie Krone war bis zu ihrem Tod 2017 Direktorin Christel Sembach-Krone. Sie führte das Familienunternehmen in vierter Generation und stand zum Teil auch selbst in der Manege. Ihre Leidenschaft waren Pferde. Die Geschäfte führt seitdem ihre Adoptivtochter Jana Mandana Lacey-Krone.

Christel Sembach-Krone mit Pferden in der Manege.

Christel Sembach-Krone in der Manege

Eine Zirkus-Dynastie

Die Geschichte des Circus Krone begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1872 gründete Carl Krone Senior die "Menagerie Continental", den Vorgänger des Circus Krone. In seinen Käfigwagen stellte Krone Senior Tiere aus, die damals als exotisch galten, etwa Bären, Wölfe oder Löwen. Wer die Tierschau besuchen wollte, musste 20 Pfennige bezahlen. Für Kinder kostete der Eintritt 10 Pfennige.

20 Jahre später, 1892, war die Menagerie Continental bereits mehr als eine reine Tierschau. Die Tiere führten nun auch Kunststücke vor. Hauptattraktion war der Löwe Pascha, der auf einem Pferd ritt. Um dem Besucheransturm gerecht zu werden, führten die Krones 1893 erstmals Sitzgelegenheiten ein.

Als Carl Krone Senior 1900 starb, führte sein Sohn Carl Krone Junior das Geschäft weiter. Er benannte die Menagerie Continental zunächst in Menagerie Charles, später dann in Circus Charles um. Binnen weniger Jahre machte Carl Krone Junior aus der einfachen Tierschau ein Unterhaltungsprogramm, das zahlreiche Besucher anlockte.

1919 erhielt der Familienbetrieb Krone seinen heutigen Namen Circus Krone. Carl Krone Junior führte den Zirkus bis zu seinem Tod 1943. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten Frieda Sembach-Krone und Carl Sembach den Zirkus wieder mit festem Sitz in München auf.

Stammsitz in München

Circus Krone ist derzeit der einzige Zirkus in Westeuropa, der einen festen Sitz hat. Wenn die Sommertourneen vorbei sind, ziehen Artisten und Tiere in ihr Winterquartier auf dem Marsfeld in München, den sogenannten Kronebau.

Der erste Kronebau wurde 1919 von Carl Krone, dem Gründer des Zirkus und Großvater von Christel Sembach-Krone, errichtet. Er war aus Holz gebaut und bot Raum für 4000 Zuschauer. Durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude allerdings vollständig zerstört.

Nur ein Jahr später, 1945, stand der zweite Kronebau. Er war weniger prunkvoll als der erste, erfüllte aber seinen Zweck, bis 1962 der dritte und heutige Kronebau entstand.

Im heutigen Kronebau haben 3000 Besucher Platz. Er erinnert eher an eine kleine Stadt als an ein Winterquartier. Neben der Manege befinden sich in dem Gebäude auch die Stallungen, Büros und Werkstätten. Seit 1967 heißt die Straße, die an den Kronebau angrenzt, offiziell Zirkus-Krone-Straße.

Haupteingang des Circus Krone in München.

Der Kronebau in München

Europas größter Zirkus

Seit Carl Krone Senior 1872 die Menagerie Continental gegründet hat, hat sich vieles verändert. Der einstige Familienzirkus hat sich zu einem Unternehmen mit mehreren Hundert Angestellten entwickelt. Über 200 Menschen sind aktuell im Circus Krone beschäftigt. Im Sommer steigt die Zahl der Mitarbeiter sogar auf etwa 400.

Trotz einiger Krisen ist Circus Krone nach wie vor erfolgreich: Mehr als eine Million Besucher zieht die Tournee in den Sommermonaten in der Regel an. Mehrere Hunderttausend Zuschauer besuchen zudem jedes Jahr die verschiedenen Winterprogramme, die im Münchener Kronebau stattfinden.

Circus Krone gilt aktuell als der größte Zirkus in Europa. Wenn das Unternehmen im Sommer auf Tournee geht, hat es den Anschein, als würde ein ganzer Stadtteil umziehen. Die 400 Angestellten und 250 Tiere reisen in mehr als 300 Wohnwagen und Transportern durch Deutschland. Im Gepäck haben sie unter anderem eine Schule, eine Sattlerei und eine Schneiderei.

Einen Rekord in Sachen Größe stellt auch das Krone-Zelt auf. Es misst eine Länge von 64 Metern und eine Breite von 48 Metern. Die Fläche, die es überspannt, ist damit so groß wie ein Fußballfeld. 60 Helfer und sechs Stunden braucht es, um das Zirkuszelt aufzubauen.

Wildtierhaltung in der Kritik

Schon seit Jahren wird Circus Krone von Tierschützern in ganz Deutschland kritisiert. Mitglieder der Tierschutzorganisation "People for the Ethical Treatment of Animals" (PETA) werfen den Betreibern Tierquälerei vor. Sie meinen, die Gehege der Junglöwen und Lamas seien zu klein.

Zudem bekämen die Elefanten zu selten Auslauf, die Aras sogar gar keinen. Auf ihrer Internetseite, auf Flugblättern und Plakaten fordert PETA daher Menschen auf, gegen den Zirkus zu protestieren und ihn nicht durch den Kauf einer Eintrittskarte zu unterstützen.

In den vergangenen Jahren hat die Tierschutzorganisation auch verschiedene Aktionen versucht, auf sich und ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Mehrmals haben die Tierschützer heimlich Filmaufnahmen von den Käfigen im Circus Krone gemacht.

Die Videos haben sie auf ihre Webseite gestellt. Sie zeigen unter anderem Elefanten, die angekettet nebeneinander stehen und mit dem Kopf von einer Seite zur anderen schwingen. Experten nennen das Weben, eine stereotype Verhaltensstörung bei Elefanten, die in Gefangenschaft leben.

Als die Betreiber von Circus Krone von den Filmaufnahmen erfuhren, zeigten sie PETA an. 2011 verloren sich den Rechtsstreit jedoch in zweiter Instanz: PETA darf die Aufnahmen weiterhin verbreiten.

Der Rechtsstreit um die Elefanten-Videos war nicht der erste, der vor Gericht landete. Seit November 2006 zeigen sich die Familie Krone und die Tierschützer regelmäßig gegenseitig an. Tatsächlich musste Direktorin Christel Sembach-Krone bereits mehrere Bußgelder zahlen, weil die Art, wie die Tiere im Zirkus gehalten werden, gegen das Tierschutzgesetz verstößt.

Menschen in Tierkostümen stehen vor Circus Krone. Im Hintergrund hängt ein Banner mit der Aufschrift: "Zirkus? Na klar, aber ohne Wildtiere!"

Tierschützer protestieren gegen Circus Krone

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 22.08.2019)

Quelle: WDR

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