Das Bild zeigt Schweine im einem Transporter. Die Tiere sind dicht aneinander gedrängt, eins reckt den Kopf zwischen zwei anderen empor und schaut aus dem Laster.

Tierschutz

Die Themen der Tierschützer

Als eines von wenigen Ländern weltweit hat Deutschland den Tierschutz in seiner Verfassung verankert. Seit 2002 ist er Teil des Grundgesetzes. Tierschutzvereine kritisieren jedoch, dass die Lebensqualität der Tiere in Deutschland trotzdem schlechter sei als je zuvor.

Von Alexandra Stober und Andrea Böhnke

Jagd

Wer in heimischen Wäldern Rehe, Füchse oder Dachse jagt, mache das Töten von Tieren zum Freizeitvergnügen, meinen Tierschützer. Viele Tierschutzorganisationen, darunter der Deutsche Tierschutzbund, kämpfen daher seit Jahren gegen die gut 384.000 Hobby-Jäger in Deutschland, die einen Jagdschein besitzen. So viele sind es laut Deutschem Jagdverband 2017/18 gewesen.

Vor allem das Jagen mit Fallen ist den Tierschützern ein Dorn im Auge. Dachse etwa würden mit Fallen gefangen, die die Tiere nicht unversehrt am Leben ließen oder sofort töteten – wie es das Jagdschutzgesetz vorschreibt. Stattdessen komme es oft vor, so die Tierschützer, dass die Dachse erst Stunden oder Tage später an Verletzungen stürben, die sie sich durch die Fanggeräte zugezogen hätten.

Für ebenso kritisch halten die Tierrechtler die Baujagd, wie sie zum Beispiel bei Füchsen zum Einsatz kommt. Hierbei treiben die Jäger einen Hund in den Bau des Tieres, um es dort zu töten.

Jäger halten dagegen, dass sie bestimmte Tiere erschießen müssten, um das ökologische Gleichgewicht in den Wäldern zu erhalten und Bäume vor Wildschäden zu schützen. Nach Ansicht der Tierschützer sind viele Hobby-Jäger jedoch darauf aus, vor allem große und gesunde Tiere zu schießen. Dadurch erhielten sie nicht das natürliche Gleichgewicht, sondern würden dazu beitragen, dass manche Wildtierarten aus bestimmten Regionen verschwänden.

Massentierhaltung

Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere Millionen Schweine, Hühner und Rinder geschlachtet und zu Fleisch- oder Wurstwaren weiterverarbeitet. Etwa 60 Kilogramm Fleisch konsumiert ein Bundesbürger im Jahr (Quelle: Fleischatlas 2018).

Durch traditionell betriebene Landwirtschaft, bei der ein Betrieb relativ wenige Tiere züchtet, ist das schon lange nicht mehr zu bewältigen. Daher sind viele Betriebe zur industriellen Massenproduktion übergangen: Das Tier ist zur Ware geworden.

Tierschützer kritisieren diese Entwicklung scharf. Sie meinen, die Lebensbedingungen der Tiere seien in Großbetrieben selten artgerecht, was dem Tierschutzgesetz widerspreche. Die Tiere würden meist auf engstem Raum gehalten und könnten ihren natürlichen Bewegungsdrang und ihr Sozialverhalten nicht ausleben. Zudem bekämen sie häufig artfremdes Futter und Antibiotika, um Infektionen vorzubeugen.

Nach Meinung der Tierschützer führt dies dazu, dass sich einige Tiere anormal verhielten, ihre Nachkommen vernachlässigten und aggressiv gegenüber Artgenossen würden. Oft seien sie auch anfällig für Krankheiten.

Viele Tierschutzorganisationen fordern daher artgerechte Haltungsvorgaben für Nutztiere, zum Beispiel Ställe, in denen sie mehr Platz haben und ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können.

Das Bild zeigt Hühner in einem Großbetrieb. Sie sitzen dicht an dicht auf dem Boden oder auf Stangen in mehreren Etagen.

Tierschützer sind gegen die Massentierhaltung

Pelztiere

Noch immer werden in Deutschland Iltisse, Füchse und Chinchillas getötet, um aus ihren Fellen Kleidungsstücke zu fertigen. Nach Ansicht vieler Tierschützer ist das eine Straftat, da der vom Tierschutzgesetz vorgeschriebene "vernünftige Grund" für das Töten eines Tieres fehle.

Lange gab es für das Halten von Pelztieren in Deutschland keine besonderen Regelungen zum Tierschutz. Erst im November 2006 verabschiedeten Bund und Länder Haltungsvorgaben für Pelztiere, nach denen Chinchillas zum Beispiel Sandbäder und Nerze Schwimmbecken in ihren Käfigen stehen haben müssen.

Nach Ansicht der Tierschützer handelt es sich bei den neuen Vorschriften jedoch nur um Mindestanforderungen, die nicht ausreichend seien, um ein artgerechtes Leben der Tiere zu ermöglichen. Zudem kritisieren sie, dass der Gesetzgeber den Pelztierzüchtern Übergangsfristen von bis zu zehn Jahren einräumt.

Immer wieder rufen Mitglieder des Deutschen Tierschutzbundes oder der People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) daher zu Protestaktionen vor Läden auf, die Pelz verkaufen.

Das Bild zeigt eine Frau mit einer Kunstblutwunde am Hals. In der linken Hand hält sie eine Nachbildung eines Kaninchens, dessen Fell abgezogen wurde.

PETA-Mitglieder protestieren gegen Pelzmode

Stierkampf

Befürworter bezeichnen Stierkämpfe als wertvolles Kulturgut, Tierschützer halten sie für Tierquälerei. Vor allem in Spanien hat das tödliche Aufeinandertreffen von Mensch und Tier eine lange Tradition. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes sterben jedes Jahr rund 30.000 Stiere in spanischen Arenen.

Tierschützer bemängeln etwa, dass den Tieren oft schon vor den eigentlichen Kämpfen Verletzungen und Verstümmelungen zugefügt würden, um sie zu reizen. Zudem sei es üblich, die Stiere durch tagelangen Futter- und Wasserentzug vor den Kämpfen zu schwächen.

Verschiedene Tierschutzorganisationen fordern daher dazu auf, die Stierkämpfe zu boykottieren. "Wer Stierkämpfe als fröhliches und traditionelles Ereignis feiert, verschließt die Augen vor Tierleid und dem äußerst grausamen Umgang mit den Tieren", sagt etwa Wolfgang Apel vom Deutschen Tierschutzbund. Der Tierschützer war von 1993 bis 2011 Präsident des Vereins.

2007 beschäftigte das Thema Stierkampf auch die Mitglieder des Europäischen Parlaments. Damals brachten drei Abgeordnete eine schriftliche Erklärung für ein EU-weites Verbot von Stierkämpfen vor, dem bis zum Ablauf der Frist 211 Europa-Parlamentarier zustimmten. Um als "offizielle Position des Europäischen Parlamentes" gewertet werden zu können, hätten sich jedoch mindestens 393 Abgeordnete für das Verbot aussprechen müssen.

2013 mussten die Tierschützer einen weiteren Rückschlag in ihrem Kampf gegen den Stierkampfverbot hinnehmen. Im November verabschiedete das spanische Parlament ein Gesetz, das den Stierkampf zum immateriellen Kulturgut erklärt.

Die Region Katalonien brach 2012 mit der Tradition und verbot Stierkämpfe auf ihrem Territorium. 2016 kippte jedoch das spanische Verfassungsgericht das Verbot und erklärte es für verfassungswidrig.

Tiertransporte

Um Kosten zu sparen, werden Nutztiere heute von den Betrieben, wo sie aufgezogen und gemästet werden, zu Schlachthöfen im In- und Ausland transportiert, die zum Teil weit entfernt liegen. Tierschützer kritisieren, dass die Tiere auf dem Weg dorthin nicht ausreichend Platz zur Verfügung hätten und nicht rechtzeitig behandelt werden könnten, wenn sie verletzt wären. Zudem würden sie oft nicht genügend mit Wasser und Nahrung versorgt.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher unter anderem eine maximale Ladedichte für Fahrzeuge, die Tiere transportieren. Zudem sollte die Transportzeit nach Ansicht der Tierrechtler für internationale Tiertransporte auf acht und für inländische auf vier Stunden begrenzt werden.

Tatsächlich hat die Mehrheit der Abgeordneten des EU-Parlaments im März 2012 eine Erklärung unterschrieben, die eine maximale Transportzeit von acht Stunden für internationale Tiertransporte fordert. Zuvor hatten im Rahmen der Kampagne "8hours" mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa Unterschriften für ein entsprechendes Verbot gesammelt.

Das Bild zeigt einen Tiertransport-Lkw. Ein Polizist kontrolliert den Transporter, während ein Rind verängstigt durch einen Spalt nach draußen schaut.

Tierschützer kritisieren lange Tiertransporte

Tierversuche

2013 wurden knapp drei Millionen Tiere in Deutschland zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet, etwa um neue Medikamente oder Kosmetika zu testen. Das besagt der Tierschutzbericht der Bundesregierung von 2015.

Tierschutzorganisationen wie PETA oder der Deutsche Tierschutzbund halten die Tierversuche aus verschiedenen Gründen für falsch: Die Experimente, die die Forscher mit den Tieren durchführen würden, seien grausam und qualvoll und daher ethisch nicht vertretbar.

Hinzu komme, dass die Ergebnisse von Tierversuchen oft nicht auf den Menschen übertragbar seien. Sie fordern daher, diese durch alternative Methoden wie Computersimulationen oder das Arbeiten mit Zellkulturen zu ersetzen.

Wissenschaftler meinen dagegen, die Ergebnisse von Tierversuchen seien durchaus auf den Menschen übertragbar, da sich die biologischen Prozesse, die im Organismus von Menschen und Tieren ablaufen, sehr ähnelten.

Die aus Tierversuchen gewonnenen Kenntnisse könnten daher dazu beitragen, die Ursachen von Krankheiten zu verstehen. Langfristig könnten so neue Heilverfahren entwickelt werden, die den Betroffenen besser hälfen als die bisher bekannten. Alternative Verfahren, so die Ansicht der Wissenschaftler, könnten das nicht leisten.

Eine Maus liegt auf einer Metallplatte und wird von einer Hand mit Handschuh gestreichelt.

Mäuse werden oft für Versuche verwendet

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 30.07.2019)

Quelle: WDR

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