Heckrinder (Bos primigenius taurus) sind eine recht ursprüngliche Rinderzüchtung.

Haustiere

Rinder

Seit der Mensch sesshaft ist, leisten ihm Rinder große Dienste. Er nutzt sie als Lieferanten für Milch und Fleisch, und im Hinduismus gelten Rinder sogar als heilig.

Von Lothar Nickels

Herkunft

Die in Europa ursprünglich ansässige Wildrindrasse ist der Auerochse. Vor etwa 11.000 Jahren war er hier fast überall vertreten. Dem Menschen diente das Tier, das annähernd so groß wie ein Wisent werden konnte, in erster Linie zum Verzehr.

Im Gegensatz zu Schaf oder Ziege war der Auerochse aber kein Haustier. Die ersten Rinder, die auf dem europäischen Kontinent domestiziert wurden, kamen aus dem Gebiet von Anatolien und Syrien. Von dort sollen vor 8500 Jahren riesige Herden nach Europa getrieben worden sein.

Forscher gehen davon aus, dass es eine kontrollierte Züchtung gegeben haben muss, denn sie konnten keine Kreuzungen zwischen dem europäischen Wildrind und den eingeführten Tieren nachweisen. Diese verbreiteten sich auf dem gesamten Kontinent, was das Vorkommen des Auerochsen stetig reduzierte.

Das letzte Exemplar starb im Jahr 1627 in Polen. Mittlerweile gibt es etwa 600 Rinderrassen, die verschiedene Zuchtkriterien erfüllen. Und alle gehen sie auf ihre Vorfahren aus dem Nahen Osten zurück.

Vier Mägen

Mit ihrem Verdauungsapparat gehört die Kuh, so wie Schafe oder Rehe auch, zu den Wiederkäuern. Ihr Gebiss besteht lediglich aus acht Zähnen im Unterkiefer.

Am Gaumen hat die Kuh eine Hornplatte, an der das aufgenommene Futter zermahlen wird. Beim Grasen wird es aber ungekaut geschluckt und gelangt in den Pansen. Das ist der erste der vier Mägen. Hier zersetzen Bakterien die pflanzliche Masse.

Der Pansen hat die Funktion einer Gärkammer, in der die Nahrung biologisch vorbehandelt wird. So wird die Pflanzenzellwand, die aus unverdaulicher Zellulose besteht, in wichtige Nährstoffe umgewandelt. Dabei entsteht unter anderem Essigsäure, die später in Milchfett umgewandelt wird.

Danach wandert ein Teil in den Netzmagen. Dort wird alles, was noch nicht genügend zerkleinert ist, wieder zurück ins Maul transportiert, um noch einmal zerrieben zu werden. Daher der Begriff Wiederkäuer. Der Rest geht über in den Blättermagen, in dem Nährstoffe und Wasser entzogen werden.

Am Ende dieses Prozesses steht der Labmagen, der ähnlich dem menschlichen Magen für die eigentliche Verdauung zuständig ist.

Anatomie der Kuh

Eine Kuh besitzt vier Mägen und gehört zu den Wiederkäuern

Kuh im Hinduismus

In unserem Sprachgebrauch ist manchmal die Rede von der "heiligen Kuh". Damit ist gemeint, dass eine Sache nicht einmal im Ansatz infrage gestellt werden darf. Trotzdem kommt es vor, dass eine solche "heilige Kuh" geschlachtet wird. Das Schlachten steht dann für ein Umdenken oder grundlegende Veränderungen.

Vielen Indern gegenüber könnte diese Metapher aber verletzend sein. Denn im Hinduismus wird der Kuh höchste religiöse Verehrung zuteil. Es ist grundsätzlich verboten, Kühe zu schlachten und zu verzehren. Das käme nach hinduistischem Verständnis einem Mord gleich.

Außerdem heißt es, die fünf Produkte der Kuh – Milch, Sauermilch, Butter, Urin und Kot – könnten Sünden reinigen. Und Frauen, die nicht schwanger werden, sollen gebären können, nachdem sie am Urin eines Rindes gerochen haben.

Der besondere Kult um den gemütlichen Wiederkäuer ist nicht zuletzt auf die Gottheit Krishna zurückzuführen. Mythischen Erzählungen nach soll er seine Jugend als Kuhhirte verbracht haben und von den Tieren ernährt worden sein. Deshalb symbolisiert die Kuh im Hinduismus die Mutter allen Lebens.

Eine Kuh steht vor einer Schlange indischer Frauen, die bunte Gewänder tragen

Im Hinduismus wird die Kuh verehrt

Quelle: SWR | Stand: 30.07.2019, 10:25 Uhr

Darstellung: