Das Bild zeigt einen See in einer Berglandschaft.

Neuseelands Natur

Fünf Nationalparks in Neuseeland

Erst seit etwa 1000 Jahren ist Neuseeland besiedelt. So war die Natur hier lange Zeit unberührt. Heute schützen Nationalparks das natürliche Erbe. Sie alle gehören zum Unesco-Weltnaturerbe – wir stellen fünf davon vor.

Von Alexandra Stober

Tongariro-Nationalpark

Der Tongariro-Nationalpark ist einer von vier Nationalparks auf der Nordinsel und der älteste des Landes: 1887 schenkte der Maori-Häuptling Te Heu Heu Tukino IV. das Gebiet dem neuseeländischen Volk, das es zu geschütztem Terrain erklärte. Benannt ist der Park nach dem 1978 Meter hohen gleichnamigen Vulkan.

Daneben gibt es zwei weitere lavaspuckende Berge: Sie heißen Ruapehu (2797 Meter hoch) und Ngauruhoe (2291 Meter hoch), wobei letzterer streng genommen ein zweiter Kegel des Tongariro ist.

In Peter Jacksons Filmtrilogie "Der Herr der Ringe", die zu einem großen Teil in Neuseeland gedreht wurde, spielt der Ngauruhoe die Rolle des "Schicksalsbergs".

Alle Vulkane sind aktiv; ein Frühwarnsystem sorgt dafür, dass das beliebte Ski- und Wandergebiet bei einem Ausbruch rechtzeitig geräumt wird.

Für die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, haben die Berge des Tongariro-Nationalparks eine besondere spirituelle Bedeutung: Nach einer Maori-Legende geriet der Priester Ngatoroirangiin im Gebiet um Tongariro in einen Schneesturm. Daraufhin bat er die Götter um Feuer – und sein Gebet wurde erhört: Ihm wurde Wärme geschickt, und der Berg brach aus. Deshalb soll man Tongariro und den anderen Vulkanen besonderen Respekt zollen.

Der Vulkan Mount Ngauruhoe.

Mount Ngauruhoe im Tongariro-Nationalpark

Rakiura-Nationalpark

2002 wurden 85 Prozent der Fläche der Insel Rakiura (englisch: Stewart Island) zum geschützten Gebiet erklärt. Das 1746 Quadratkilometer große Eiland ist Neuseelands drittgrößte Insel. Sie liegt 30 Kilometer südwestlich der Südinsel und beheimatet den südlichsten Regenwald der Erde, der nur per Boot oder Kleinflugzeug erreicht werden kann.

Das Wetter ist oft feucht, wechselhaft und wegen des Einflusses der Antarktis recht kühl. Hier findet man Neuseelands Natur in ihrer ursprünglichsten Form und ihrer ganzen Vielfalt – acht verschiedene Ökosysteme zwischen Küstenwald und alpinem Grasland in den Bergen. Auf Rakiura lebt auch der Kiwi noch massenhaft in freier Wildbahn.

Der Name der Insel ist maorischen Ursprungs: "Rakiura" bedeutet "Land des glühenden Himmels" – was auf das Polarlicht der südlichen Hemisphäre anspielt, das man auf der Insel nachts bewundern kann.

Das Bild zeigt einen Regenwald, durch den ein Bach fließt.

Auf Rakiura findet man den südlichsten Regenwald der Erde

Fjordland

Mit mehr als 1,2 Millionen Hektar ist der im äußersten Südwesten der Südinsel gelegene Park bei Weitem der größte des Landes. Wie schon sein Name sagt, wird er landschaftlich von Fjorden dominiert. Auf der dem Meer zugewandten Seite des Nationalparks findet man 14 dieser Einschnitte, die innerhalb von 100.000 Jahren während der verschiedenen Eiszeiten entstanden sind.

Der Hintergrund: Ein Fjord ist ein U-förmiges, durch einen Gletscher ausgewaschenes Tal, das vom Meer überschwemmt wurde. Eine eher spirituelle Erklärung haben die Maoris für Entstehung der Fjorde.

Sie schreiben diese dem gigantischen Steinmetz Tute Rakiwhanoa zu, der die tiefen Täler mit seinem Beil in das Land geschlagen hat. Neben den Fjorden gibt es viele Bäume im größten Nationalpark Neuseelands: Zwei Drittel der Fläche sind überwiegend mit Wald bedeckt.

Milford Sound, Südinsel, Neuseeland

Der Milford-Sound-Fjord auf der Südinsel Neuseelands

Mount-Cook-Nationalpark

Er beheimatet den höchsten Berg Neuseelands, der ihm auch den Namen gab: den Mount Cook (3724 Meter). Mit dessen Besteigung machte sich Sir Edmund Hillary fit für den Mount Everest und eignete sich die dafür notwendige Klettertechnik an. Hillary war 1953 der erste Mensch, der den höchsten Berg der Welt bezwang.

Neben dem Mount Cook gibt es einen weiteren Superlativ im Nationalpark: den längsten Gletscher Neuseelands, den Tasman-Gletscher, der beeindruckende 27 Kilometer misst.

Der Park, der zentral auf der Südinsel liegt, ist eine alpine Region mit 19 Bergen, die über 3000 Meter hoch sind und deren Gipfel ständig schneebedeckt sind. Die Maori nennen den höchsten Berg ihrer Heimat Aoraki – was "Wolken-Durchstecher" bedeutet.

Neuseeland, Mount Cook - See und schneebedeckte Berge

Typische Landschaft des Mount-Cook-Nationalparks

Westland-Nationalpark

Auch dieses geschützte Gebiet beheimatet Gletscher – und zwar einige: Mehr als 60 gibt es im Westland-Nationalpark, der sich als schmaler Streifen an der Westküste der Südinsel entlang erstreckt.

Aber wer denkt, dass dieses Gebiet ein rein alpines ist, der irrt: Zwei der Gletscher, der Fox- und der Franz-Josef-Gletscher, reichen bis an den Regenwald heran – eine weltweit einzigartige landschaftliche Konstellation.

Eine weitere Besonderheit dieser beiden Gletscher: Ihre Abflüsse bewegen sich mit einer Fließgeschwindigkeit von bis zu einem halben Meter pro Tag. Neben den Gletschern beeindruckt der immergrüne Regenwald der Region mit seiner vielfältigen Vogelwelt. Dort findet man zahlreiche selten gewordene einheimische Arten.

Die Maori nennen die von Gletschern geprägte Gegend des Nationalparks "Ka Roimata o Hinehukatere" – "die Tränen Hinehukateres". So erzählt eine Maori-Legende vom Mädchen Hinehukatere, das seinen Liebhaber Tawe dazu ermutigte, mit ihr die Berge zu besteigen. Tawe stürzte dabei zu Tode, und Hinehukateres Tränen formten die Gletscher.

See, Bäume und Vulkan Mount Taranaki (Mount Egmont) in Neuseeland

Zwischen Regenwald und Bergen

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 13.03.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: