Kanadas Rocky Mountains im Winter.

Kanada

Nationalparks in Kanada

Mehr als 40 Nationalparks gibt es heute in Kanada, dazu kommen hunderte von Provinzparks, die vor allem der Erholung dienen sollen. Acht der Nationalparks hat die Unesco seit 1978 zum Weltnaturerbe erklärt.

Von Katrin Lankers

Nicht Naturschutz war das Motiv, als 1885 die Regierung den ersten Nationalpark in Kanada einrichtete – man wollte damit wohlhabende Besucher anlocken. Denn der Bau der Transkontinentalen Eisenbahn galt als enorm wichtig für die Entwicklung des Landes, und die Besucher sollten mit der neuen Eisenbahn zu den Naturparks fahren.

Banff

Angeblich waren es drei Arbeiter der Canadian Pacific Railway, die im Herbst 1883 durch Zufall auf die heißen Quellen am Sulphur Mountain stießen.

Im Jahr 1885 schuf die Regierung auf 26 Quadratkilometern rund um die "Cave and Basin Hot Springs" den Rocky Mountain Park. Es war der erste Nationalpark Kanadas und der dritte weltweit.

Mehrmals wurde das Gebiet erweitert und 1930 wurde der Park in "Banff National Park" umbenannt. Banff ist einer von vier zusammenhängenden Gebirgsnationalparks, die von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurden, die anderen sind Jasper, Kootenay und Yoho.

Unter ihnen ist Banff der mit mehr als vier Millionen Besuchern jährlich am meisten besuchte Park. Zahlreiche Wanderwege durchziehen den Park.

Neben den großen Berggipfeln ist das Castleguard-Höhlennetz eine besondere Attraktion des Parks. Es erstreckt sich auf über 16 Kilometer und beherbergt Tierarten, die nur hier leben, darunter einige Fledermausarten.

Den "See der kleinen Fische" tauften die Ureinwohner den heutigen Lake Louise, später wurde er nach einer Tochter der englischen Königin Viktoria benannt.

Die Vermilion Lakes sind ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel, in den weniger überlaufenen Bereichen lassen sich Biber beobachten.

Dass der Park bei Besuchern immer beliebter wird, macht es der Parkverwaltung allerdings deutlich schwerer, diese Region der Rocky Mountains zu schützen. Uneinigkeit besteht darüber, ob der Ausbau der Infrastruktur Vorrang haben sollte oder der Schutz der Natur.

Der Lake Louise im Banff National Park, im Hintergrund der schneebedeckte Fairway Mountain, im Vordergrund violette Wildblumen.

Geschützte Natur

Jasper

Jasper ist der nördlichste und mit seinen 10.878 Quadratkilometern auch der größte der vier zusammenhängenden Rocky Mountain Parks, die von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt worden sind.

Obgleich Jasper weit abseits der großen Städte liegt, kommen jedes Jahr rund zwei Millionen Besucher in den Park. Angezogen werden sie vor allem von der beeindruckenden Landschaft und dem Reichtum an Tieren, besonders Säugetieren.

Mehr als 50 verschiedene Arten sind in dem Park heimisch, darunter Elche und Hirsche, Kojoten, Berglöwen, Wölfe, Schwarzbären und Grizzlybären.

Der Park teilt sich in drei Vegetationszonen: die Bergwaldgebiete mit ihren breiten Flusstälern, die mittlere Zone des subalpinen Waldes und die alpine Tundrazone oberhalb der Baumgrenze. Die Columbia Icefields beherrschen die Landschaft von Jasper mit ihren mächtigen Gletschern.

Der Athabasca-Gletscher schiebt sich zwischen zwei Gipfeln ins Tal.

Der mächtige Athabasca-Gletscher

Kootenay

Malerische Schluchten aus Kalkstein, die von rauschenden Wasserfällen gespeist werden, heiße Quellen, in denen sich die Besucher entspannen können, und die heilige Stadt Radium Hot Springs, ein traditioneller Versammlungsplatz der Kootenay-Indianer – diese Vielfalt macht den "Kootenay National Park" aus.

Gegründet im Jahr 1920, ist er der jüngste der vier zusammenhängenden Gebirgsparks, die zusammen das Weltnaturerbe bilden.

Nicht weit vom Marble Canyon, einer Kalksteinschlucht mit einem lebhaften Wasserfall, leuchten die "Paint Pots" – die Farbtöpfe – eisenhaltige Mineralwässer, die in kleinen Quelltöpfen brodeln und den Boden rot färben.

Sorgen bereitet den Naturschützern das viel zu hohe Besucheraufkommen, Autounfälle, bei denen wilde Tiere getötet werden, sowie intensive Holzfällerei, die die ökologische Stabilität des Parks gefährdet.

Yoho

Yoho bedeutet "Ehrfurcht", es ist der Name, den die Ureinwohner dem Park gegeben haben. Der "Yoho National Park" wurde 1886 gegründet und erstreckt sich über 1313 Quadratkilometer.

Es ist ein Gebiet voller Naturschönheiten: Die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik zieht sich durch den Park, zwischen hohen Bergen erstreckt sich ein weites Tal und in den schmalen Seitentälern gibt es zahlreiche Wasserfälle.

Der "Großartige Wasserfall" – "Takakkaw Falls", wie es aus der Sprache der Cree-Indianer übernommen wurde – ist mit 254 Metern einer der höchsten Wasserfälle Kanadas.

Die großen Wapta- und Waputik-Eisfelder bedecken den nördlichen Teil des Parks. Mitten im Park liegt die berühmte Fossilienstätte "The Burgess Shales".

Hunderttausende von Weichkörperfossilien wurden an dieser Stätte ausgegraben, einige sind älter als 500 Millionen Jahre. Die Stätte liegt heute innerhalb eines Sperrgebiets, kann aber vom Emerald Lake aus durch ein Fernrohr betrachtet werden.

Eingebettet in die bergige Landschaft des Yoho Nationalparks liegt der See Lake O'Hara.

Lake O'Hara – eingebettet in die bergige Landschaft des Yoho

Nahanni

Der "Nahanni National Park" war der erste der kanadischen Nationalparks, der im Jahr 1978 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Durch ihn fließt der South Nahanni River auf einer Länge von 300 Kilometern.

Entlang des Flussufers gibt es mehrere eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten, die Besucher bei einer Fahrt auf dem Wasser entdecken können.

Da sind einmal die heißen Quellen der "Rabbitkettle Hotsprings", die aus 2000 Metern Tiefe an die Oberfläche steigen und durch Felsspalten in die Höhe sprudeln. Sie enthalten Kalziumkarbonat, das sich auf der Oberfläche ablagert, daraus entstanden sind Tufttürme, die mittlerweile etwa 27 Meter hoch sind.

Berühmt sind die Virginia Falls – Wasserfälle, die mit ihren 125 Metern doppelt so hoch sind wie die Niagara Falls.

Gros Morne

Der "Gros Morne National Park" liegt an der Westküste Neufundlands. Den Titel Weltnaturerbe erhielt der Park 1987 für seine seltenen Gesteinsformationen.

Sie bieten Geologen wichtige Erkenntnisse über die Entstehung von Kontinentalplatten und lassen vermuten, dass sich die Kontinentalplatten verschoben haben oder es sogar noch tun. Viele der Formationen sind um die 500 Millionen Jahre alt.

Die Long Range Mountains gehören zu den Appalachen und durchziehen den ganzen Park, sie werden vom Gros Morne Mountain überragt, dessen Name "großer, allein stehender Berg" bedeutet.

Während der Eiszeit haben Gletscher eine Reihe von Fjorden in die Long Range Mountains gegraben, sechs sind es insgesamt im Gros Morne National Park. Fünf davon wurden, als das Eis schmolz, vom Meer abgeschnitten.

Sie heißen "Ponds", also Teiche, sind bis zu 16 Kilometer lang und 165 Meter tief, die Uferwände ragen bis zu 600 Meter hoch auf.

Felsbrocken liegen am Ufer im Gros Morne Nationalpark im rötlichen Licht der untergehenden Sonne.

Seltene Steine

Kluane

Der mit 5959 Metern höchste Berg Kanadas, der Mount Logan, befindet sich im "Kluane National Park". Mehr als 80 Prozent der Fläche des 22.015 Quadratkilometer großen Parks bestehen aus Gebirge und Eis. Hier leben Elche, Karibus, Grizzlys, Dallschafe und Schneeziegen. Kluane wurde nach dem Kluane Lake benannt – er ist der größte See in Yukon.

Die Wirkung der Berge wird noch durch die benachbarten, außerhalb der Polarregion weltgrößten, Eisfelder verstärkt. Durch die feuchte Pazifikluft werden große Schneemassen auf den Gletschern abgelagert, die schubweise abwärts gleiten, in der Regel zwischen fünf und zehn Metern pro Jahr, gelegentlich aber auch einen ganzen Kilometer.

Zwar liegt der Park weit in Kanadas Norden, allerdings noch südlich des Polarkreises, und zudem wird er vom Klima des Pazifiks beeinflusst. So hat sich eine größere Vielfalt an Pflanzen und Tieren entwickelt, als irgendwo sonst in Kanadas Norden. Allein in der Region oberhalb der Baumgrenze und unterhalb der Eiszone wachsen mehr als 200 Hochgebirgspflanzen.

Wood Buffalo

Kanadas größter Nationalpark ist auch einer der weltweit größten. Er wurde 1922 gegründet, um die letzten verbliebenen Bisonherden in Nordkanada zu schützen. Bison ist der wissenschaftliche Name, Büffel die bekanntere und gebräuchlichere Bezeichnung. Mit den echten Büffeln in Afrika und Asien sind die Tiere aber nicht verwandt.

1983 wurde der Park von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Damit wurde der Versuch der Parkleitung anerkannt, die größte frei lebende Bisonherde der Welt und den biologischen Reichtum des Peace-Athabasca-Deltas zu schützen.

Das Delta ist ein riesiges Gebiet von einmaligen Salzebenen, das den einzig verbliebenen Nistplatz des vom Aussterben bedrohten Schreikranichs bietet. Es handelt sich um das größte Süßwasserdelta der Welt.

Im östlichen Teil des Alberta-Plateaus hat das Wasser das Gestein aus Gips ausgewaschen. Entstanden ist das größte Gipskarstgebiet Nordamerikas mit Höhlen und unterirdischen Flüssen.

Drei Bisons und ein Bisonkalb gehen über eine Wiese.

Eine Bisonfamilie im Nationalpark

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 19.06.2019)

Quelle: WDR

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