Banff National Park: ein eisblauer See, davor schneebedeckte Bäume, im Hintergrund verschneite Berge.

Nordamerika

Kanada

Kanada ist das zweitgrößte Land der Welt: Man rechnet hier in Längen- und Breitengraden statt in Kilometern. Eine riesige Fläche, auf der kaum Menschen leben. Kanada besitzt eine vielseitige Landschaft mit beeindruckender Tier- und Pflanzenwelt.

Von Katrin Lankers

Gigantische Ausmaße

Kanada erstreckt sich über eine Fläche von rund 9,98 Millionen Quadratkilometern. Damit ist es fast so groß wie ganz Europa und nach Russland das zweitgrößte Land der Welt.

Bewohnt wird diese riesige Fläche von nur etwa 36 Millionen Menschen, die vor allem in den Millionenstädten wie Vancouver, Montreal und Toronto leben.

Kanada ist ein Land des Nordens. Das Klima beschränkt die wirtschaftliche Nutzung in vielen Gebieten. Nur etwa acht Prozent des gesamten Landes kann die Landwirtschaft nutzen – dennoch ist die landwirtschaftliche Fläche fast zweimal so groß wie Deutschland.

Auf etwa 46 Prozent der Fläche stehen Wälder, drei Prozent sind Eisfelder. Menschen siedeln nur auf etwa einem Prozent des gesamten Gebietes. Der nördlichste Punkt liegt nur wenige hundert Kilometer vom Nordpol entfernt.

Berge und Eis

Kanadas Landschaft ist sehr vielschichtig. Das Land ist in 39 Naturregionen gegliedert, alle mit unterschiedlicher Gesteins-, Tier- und Pflanzenwelt.

Die Landformen entstanden durch die Verschiebung der Kontinentalplatte Nordamerikas gegen die pazifische Platte. So entstanden die Rocky Mountains von British Columbia, Alberta und dem Yukon. Diese Berge wachsen noch immer und die Westküste Kanadas über den Plattenrändern ist aktives Erdbebengebiet.

Die gebirgigen Regionen im Osten Kanadas sind Ausläufer der Appalachen. Der arktische Norden ist ein Land im Dauerfrost mit Eis und Bergen. Der "Kanadische Schild" umfasst die ältesten Gesteinsoberflächen der Welt, ein Teil ist über vier Milliarden Jahre alt.

Die "Inneren Ebenen" bestehen aus einem riesigen flachen Gebiet mit Felsuntergrund. Gletscher schufen die "Großen Seen" und den St. Lorenz-Strom.

Banff National Park: ein eisblauer See, davor schneebedeckte Bäume, im Hintergrund verschneite Berge.

Kanadas Natur – eine bedrohte Wunderwelt

Büffel, Bären, Biber

Erst in den vergangenen 12.000 Jahren – seit der Eiszeit – haben sich Tiere und Pflanzen in Kanada angesiedelt. Die Artenvielfalt ist angesichts der riesigen Fläche des Landes nicht besonders groß.

Es gibt knapp 200 Arten von Säugetieren und rund 550 Vogelarten, die jährlich gesichtet werden – die meisten davon sind Zugvögel. Zu den heimischen Tierarten gehören Wale, Walrosse, Seehunde und der Eisbär. Sie sind in den arktischen Gewässern zuhause.

In der Tundra gibt es Moschusochsen, Karibus, Wölfe, Polarfüchse, Lemminge – und in den Sommermonaten zahlreiche Zugvögel. Die Wälder im Norden bieten den Lebensraum für Karibus und Elche, Luchse, Schwarz- und Braunbären, die Grizzlys, aber auch Biber, Marder, Bisamratten und Nerze.

Vom "König der Lüfte", dem Weißkopfadler, gibt es nur noch sehr wenige Exemplare nördlich von Vancouver. Selbst die Büffel, die ehemals zu Millionen die Prärien bevölkerten, waren um 1900 vom Aussterben bedroht, mittlerweile werden sie geschützt.

Lachs, Kabeljau, Hummer und Hering bilden die Grundlage der kanadischen Fischereiwirtschaft, die Neufundlandbank gehört zu den ertragreichsten Fischgründen der Welt.

Allerdings sind die Bestände teils durch Überfischung bedroht. Und auch gegen den Pelztierfang gibt es Proteste. Rund die Hälfte der Pelze stammt mittlerweile aus Pelztierfarmen.

Drei Eisbären wandern hintereinander durch knietiefes Wasser und über Eis.

Eine Eisbärenfamilie auf Futtersuche

Gefährdete Natur

Man könnte meinen, ein so riesiges Land mit so wenigen Einwohnern könne keine Umweltprobleme haben. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Die Natur in einem Land am Rande der Arktis reagiert sehr sensibel. Viele der Umweltprobleme tauchen weit entfernt von den Gebieten auf, in denen die meisten Kanadier wohnen.

So ist erst spät ein Umweltbewusstsein entstanden. Nach einer Studie der Simon Fraser Universität liegt Kanada bei der Umweltschutz-Bilanz unter den Industrienationen weit hinten. Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf gehört zu den weltweit höchsten.

Die Holzindustrie ist ein wichtiges Standbein der kanadischen Wirtschaft, allerdings liegt der Großteil der Wälder zu weit von den Siedlungsgebieten entfernt, ihn zu nutzen wäre mit hohen Transportkosten verbunden.

Also werden die Baumbestände in der Nähe der Siedlungen im Süden übernutzt; betroffen und besonders gefährdet sind auch Regenwälder im Westen.

Gefahr besteht im arktischen Norden durch die Erdöl- und Erdgaslager und Pipelines, die durch das sensible Ökosystem gezogen werden. Seit den 1960er-Jahren setzen sich Umweltgruppen dafür ein, die Natur vor Verschmutzung und Zerstörung zu bewahren.

Geschützte Natur

Den besten, weil auch rechtlich abgesicherten Schutz für die Natur gewähren die mehr als 40 Nationalparks in Kanada. Der erste wurde 1885 gegründet, damals unter dem Namen "Rocky Mountain Park", später wurde er in "Banff National Park" umbenannt.

Standen am Anfang noch wirtschaftliche Überlegungen – der Park sollte Besucher anziehen, damit diese die neue Eisenbahnlinie Kanadas nutzten – wurde die Idee bald um den Naturschutzgedanken erweitert.

Ziel war es nun, die Natur zu erhalten, aber für Besucher zugänglich zu machen. Die Parks wurden bei den Besuchern schnell beliebt – und die Regierung richtete weitere ein.

Moraine Lake, Banff National Park, Alberta, Kanada.

Moraine Lake im Banff National Park, Alberta

Im Jahr 1911 entstand mit dem "Dominion Parks Branch" eine Verwaltungsstelle für die Nationalparks, heute heißt diese "Parks Canada". Rund zwei Prozent der Fläche Kanadas stehen mittlerweile in den Nationalparks unter besonderem Schutz.

Jeder Park ist ein typisches Beispiel einer bestimmten Region. Er soll die Wildnis so erhalten, wie sie zum größten Teil vor dem Eintreffen der Europäer existierte.

Der angestrebte Umfang ist aber noch nicht erreicht, etwa ein Drittel der geplanten Parks muss noch eingerichtet werden.

Und die für die Parks zuständige Behörde warnte bereits vor einigen Jahren, die Schutzzonen seien zu ökologischen Inseln geworden, die keine Verbindung mehr zu anderen Lebensräumen hätten und durch Siedlungen und wirtschaftliche Nutzung in der Nähe bedroht würden.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 19.06.2019)

Quelle: WDR

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