Die Wikinger

01:59 Min. UT Verfügbar bis 29.08.2028 Von Anja von Kampen, VisionX


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Wikinger

Die Schiffe der Wikinger

Fast 300 Jahre lang waren die Wikinger allen anderen Europäern militärisch überlegen. Eine ihrer wichtigsten Waffen war ein besonderes Schiff – das seetüchtigste der damals bekannten Welt.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Die wendigen Angreifer

Die Boote der Wikinger waren die besten Truppentransporter ihrer Zeit und so gut gebaut, dass man mit ihnen blitzschnell handeln konnte: wie aus dem Nichts heraus auftauchen, an Land anlegen, angreifen, reiche Beute machen und gleich wieder den Rückzug antreten. Und das alles, bevor sich die Überfallenen wirkungsvoll wehren konnten.

Die Attacken waren immer sehr zielgenau. Die Wikinger vermieden es außerdem, wehrhafte Anlagen anzugreifen. Die Boote waren die Motoren der Wikingerzeit – ohne die überlegenen Schiffe hätte es das historische Phänomen "Wikinger" nicht gegeben.

Unterwegs mit dem Langboot

Die Wikinger waren große Bootsbauer und bei der Seefahrt ihrer Zeit weit voraus. Für den Warenaustausch und Handel nutzten sie dickbäuchige Handels- und Lastschiffe, die so genannten "Knorren" oder "Plankenochsen", wie die Isländer sie nannten.

Daneben entwickelten sie die berühmten Langschiffe, die besonders wegen ihrer reichen Stevenverzierungen mit Schlangen und Drachenköpfen ins Auge fielen.

Die Langboote waren schnelle, leichte und wendige Kriegs- oder Kampfschiffe, mit denen die Wikinger auf Raubzüge gingen. Die Langschiffe besaßen einen hohen Grad an Festigkeit und Elastizität, da sie mit einem Kiel und vernieteten Planken versehen waren sowie mit ausgesteiften Bootsrümpfen in der typischen Klinker-Bauweise – also überlappend wie Dachziegel.

Schulwandbild: Eroberungszüge der Normannen mit Schiffen

Mit dem Langboot konnten die Wikinger auch Flüsse hinauffahren

Zur Fortbewegung kamen Segel und Ruder zum Einsatz. Die Boote besaßen einen Segelmast, der in kürzester Zeit umgelegt werden konnte. Die Schiffe nahmen aufgrund ihrer leichten Bauweise schnell an Fahrt auf. Ihr Tiefgang betrug nicht mehr als 1,5 Meter und sie konnten etwa 20 Knoten schnell werden.

So kamen die Wikinger mit ihren Langbooten auf allen Gewässern zurecht: auf dem offenen Meer, auf großen Flüssen, aber auch in kleineren Gewässern.

Und wenn einmal ein Binnengewässer nicht weiterführte, dann konnte das Boot von der Mannschaft sogar geschultert und zum nächsten Wasserarm getragen werden, wo die Fahrt dann fortgesetzt wurde. Auf diese Weise stießen die Wikinger tief in das jeweilige Landesinnere vor.

Rekonstruiertes Wikingerschiff

Nachbau eines Schiffs aus der Wikingerzeit

Die Wikinger als Entdecker

Möglicherweise sind die Wikinger mit ihren Booten sogar über den Atlantik bis Amerika gefahren – ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus. Der Wikinger Bjarne Herjolfsson soll als erster Europäer Amerika betreten haben, und zwar um das Jahr 985. Er hatte eigentlich beabsichtigt, nach Grönland zu fahren, ein Sturm verschlug ihn jedoch an die Küste von Labrador im heutigen Kanada.

Inspiriert von Herjolfssons Erzählungen machte sich Leif Eriksson im Jahr 992 ebenfalls auf die Reise. Er landete an der Küste von Neufundland und nannte dieses Land Vinland (Weinland). Wahrscheinlich besaßen die Wikinger damals schon Navigationshilfen, die dem Kompass ähnelten. Auch mit den Gezeiten kannten sie sich offenbar aus.

Farbige gemalte Postkarte: Leif Eriksson auf einem Wikingerschiff.

Leif Eriksson gilt als erster Europäer, der sich gezielt nach Amerika aufmachte

Quelle: SWR | Stand: 21.04.2020, 14:21 Uhr

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