Bevor Karl Marx berühmt wurde...

Planet Wissen 07:04 Min. Verfügbar bis 17.04.2029 WDR Von funk

Kommunismus

Karl Marx – Begründer des Kommunismus

"Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus": So beginnt der Text "Manifest der Kommunistischen Partei" von 1848. Sein Verfasser Karl Marx wurde damit einer der einflussreichsten Theoretiker des Kommunismus.

Von Carsten Günther

Ein Mann aus Trier verändert die Welt

Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier als drittes von sechs Kindern geboren. Nach der Schulzeit studierte er auf Wunsch seines Vaters in Bonn und Berlin einige Monate lang Rechtswissenschaften. Doch er interessierte sich mehr für philosophische Fragen und wechselte in die Fächer Philosophie und Geschichte.

Nach seinem Studium setzte er sich ab 1842 als Redakteur der "Rheinischen Zeitung" für mehr Pressefreiheit und gegen die staatliche Zensur ein. Denn eine freie Presse war damals noch keine Selbstverständlichkeit. Seine Artikel erregten großes Aufsehen, obwohl Marx als Journalist noch völlig unbekannt war.

Vorderseite des Karl-Marx-Hauses in Trier

Das Geburtshaus von Karl Marx in Trier ist heute ein Museum

Außerdem beschäftigte Marx besonders die Situation der Arbeiter, die meistens sehr schlecht bezahlt wurden. Es war die Zeit der Industriellen Revolution, als auch die ersten Fabriken in Deutschland entstanden. Viele Arbeiterfamilien lebten in winzigen Wohnungen und unter schlimmen hygienischen Bedingungen. Die Fabrikbesitzer hingegen wurden immer reicher.

Karl Marx schrieb in seinen Artikeln, dass die Gesellschaft grundlegend verändert werden müsse. Daher ließ die preußische Regierung seine Texte immer öfter zensieren. Die "Rheinische Zeitung" wurde schließlich 1843 verboten – nur ein Jahr nach ihrer Gründung.

Porträtfoto von Karl Marx, auf einem Stuhl sitzend

Karl Marx – einer der bekanntesten deutschen Philosophen und Ökonomen

Von Trier über Paris und Brüssel nach London

1843 zog Karl Marx mit seiner Frau Jenny nach Paris. Er hoffte, dort als Journalist seine Meinung frei äußern zu können. In Paris machte er Bekanntschaft mit Friedrich Engels, einem jungen Fabrikantensohn aus Barmen in Deutschland (heute Wuppertal), der ebenfalls auf der Seite der Arbeiter stand.

Aber auch in Frankreich wurden Karl Marx' Ansichten nicht gerne gesehen. 1845 wurde er ausgewiesen und lebte drei Jahre in Brüssel, bis er auch dort als unerwünscht galt und wieder nach Deutschland zurückkehren musste.

Zusammen mit Friedrich Engels reiste Karl Marx 1845 nach England und besuchte die Elendsviertel in Manchester. Dort gab es viele Fabriken und er konnte den sich entwickelnden Kapitalismus aus nächster Nähe studieren. Mit Engels erarbeitete er das politische Konzept des Kommunismus. Damit ist eine Gesellschaftsform gemeint, in der die Klassenunterschiede, also die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, überwunden sind.

Im Februar 1848 breitete sich in Frankreich eine Protestbewegung aus, deren Funke bald auf große Teile Europas übersprang. In der deutschen Märzrevolution 1848 forderten die Menschen Freiheit und soziale Verbesserungen.

Karl Marx begrüßte die revolutionäre Bewegung und gründete 1848 in Köln die "Neue Rheinische Zeitung". Doch die Revolution wurde niedergeschlagen, im Mai 1849 musste auch diese Zeitung ihr Erscheinen einstellen.

Wieder einmal wurde Karl Marx des Landes verwiesen. Er zog mit seiner Familie nach London.

Titelseite der "Neuen Rheinischen Zeitung" vom 1. Juni 1848

Die "Neue Rheinische Zeitung" wurde von Karl Marx herausgegeben

Das "Kommunistische Manifest" – Aufruf zur Revolution

Im Februar 1848 erschien das "Kommunistische Manifest", das Karl Marx mit Friedrich Engels im Auftrag des "Bundes der Kommunisten" geschrieben hatte. Darin rufen die beiden zum gewaltsamen Umsturz der bisherigen Gesellschaftsordnung auf.

Marx und Engels behaupten, die Geschichte der Menschheit sei eine Geschichte von Klassenkämpfen zwischen der besitzenden und der arbeitenden Bevölkerung.

Das Eigentum konzentriere sich dabei auf wenige Personen. Das heißt, es gebe einige wenige Menschen, die großen Reichtum anhäufen, während die Masse der Arbeiter verarme. Daher sollten sich die Arbeiter gegen die kapitalistischen Fabrikbesitzer erheben und sie enteignen. Das Privateigentum der Fabrikbesitzer würde dann allen Menschen gemeinsam gehören.

Nachdruck der Erstausgabe des "Manifests der Kommunistischen Partei" von Max und Engels

Das "Kommunistische Manifest" wurde weltweit bekannt

Den Kommunismus sehen Marx und Engels als eine ideale Gesellschaftsform, in dem alle produzierten Waren gerecht allen Menschen zugänglich gemacht werden.

Das Manifest endet mit den Worten: "Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder vereinigt euch!"

Mit rund 500 Millionen Exemplaren ist das "Kommunistische Manifest" nach der Bibel bis heute eines der meistgedruckten Bücher der Welt.

Marx als Vordenker vieler kommunistischer Revolutionen

Das "Kommunistische Manifest" markiert einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung. In ihm wurden die wichtigsten Argumente für den Kampf der Arbeiter gegen die Kapitalisten formuliert. Karl Marx schrieb in den folgenden Jahren auch zahlreiche Artikel für verschiedene Zeitungen, die weltweit gelesen wurden.

Im Jahr 1867 erschien Karl Marx' Buch "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie", das als sein Hauptwerk gilt. Darin formulierte er ausführlich seine Kritik an den herrschenden kapitalistischen Verhältnissen. In den folgenden Jahrzehnten nutzten viele kommunistische Bewegungen die Schriften von Marx und Engels als Grundlage für ihre politischen Forderungen.

Die marxistische Theorie führte im 20. Jahrhundert in mehreren Ländern der Erde zu kommunistischen Revolutionen. Die bekannteste ist die Russische Revolution von 1917.

Doch Marx und Engels erlebten diese gesellschaftlichen Umwälzungen nicht mehr. Karl Marx starb 1883 im Alter von 64 Jahren in London. Friedrich Engels veröffentlichte nach Marx' Tod weitere Schriften seines Freundes, unter anderem den zweiten und dritten Band des "Kapitals". Engels starb 1895, mit 74 Jahren.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und weiterer sozialistischer Staaten Ende des 20. Jahrhunderts galten die Schriften von Karl Marx vielen Politikern und Wissenschaftlern als widerlegt und überholt. Heute erleben sie zum Teil eine Renaissance, da die Kluft zwischen Arm und Reich weltweit zunimmt und soziale Themen wieder vermehrt in den Vordergrund treten.

Auf dem Grab von Karl Marx steht eine Büste mit der Inschrift "Workers of all lands unite"

Das Grab von Karl Marx in London

(Erstveröffentlichung: 2023. Letzte Aktualisierung 16.07.2023)

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Quelle: WDR

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