Im Stil des sozialistischen Realismus gemaltes Bild. Ein Wissenschaftler, ein Soldat, ein Arbeiter, eine Bäuerin und zwei Kinder stehen in einer idealisierten Welt und winken.

Wirtschaft

Kommunismus

Wie können wir eine gerechte Welt schaffen? Diese Frage beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Die Idee des Kommunismus schildert eine Gesellschaft ohne Unterschiede zwischen Arm und Reich. Doch was in der Theorie verlockend klingt, scheiterte bisher meistens in der Realität.

Von Carsten Günther

Der Traum von einer Welt ohne Armut

Schon vor Tausenden von Jahren gab es die Idee, dass alle Waren, die die Menschen gemeinsam herstellen, auch allen gehören sollen. Der Begriff "Kommunismus" kam aber erst viel später auf – etwa um 1840, als während der Industriellen Revolution die ersten Fabriken entstanden.

Der Kommunismus ist eine Theorie und beschreibt eine Gesellschaft, in der soziale Gleichheit und Freiheit herrschen. In einer solchen Welt soll es keine Armut geben, und der Reichtum soll gerecht verteilt sein. Die bekanntesten Theoretiker dieser Idee sind Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Iljitsch Lenin.

Die kommunistische Idee besagt: Im Moment folgt die Wirtschaft dem Prinzip des Kapitalismus – und der führt unausweichlich dazu, dass die Fabrikbesitzer immer reicher werden, während die Masse der Arbeiter ausgebeutet wird und verarmt. Daher sollen sich die Arbeiter gegen die Fabrikanten und Grundbesitzer auflehnen, um eine neue Gesellschaftsform zu errichten, nämlich den Kommunismus.

In einer Werkshalle der Essener Kruppwerke stehen Arbeiter an Maschinen (um das Jahr 1900)

Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Fabrikarbeiter schlecht bezahlt

Danach wären die Fabriken, Äcker, Nutztiere und Maschinen (die im Kommunismus "Produktionsmittel" genannt werden) nicht mehr das Privateigentum von Fabrikbesitzern, sondern würden allen Menschen gemeinsam gehören. Alle sollen kameradschaftlich alles teilen, was für ihren Lebensunterhalt nötig ist – so die Theorie.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts brachen tatsächlich in mehreren Ländern der Erde kommunistische Revolutionen aus – etwa in Russland und Kuba. Ihr Ziel war es, das Zusammenleben der Menschen grundlegend zu verändern.

Proletarier, Klassenkampf und Ausbeutung

Der Begriff Kommunismus kommt vom lateinischen "communis" und bedeutet "gemeinsam" oder "gemeinschaftlich".

Der deutsche Journalist und Wirtschaftswissenschaftler Karl Marx war der bekannteste Theoretiker der kommunistischen Idee, deshalb werden seine Ideen auch als "Marxismus" bezeichnet. 1848 veröffentlichte er zusammen mit dem Philosophen und Fabrikantensohn Friedrich Engels das "Kommunistische Manifest", in dem er die Grundzüge des Kommunismus beschrieb.

Laut der marxistischen Theorie befindet sich die kapitalistische Gesellschaft in einem ständigen "Klassenkampf" zwischen den arbeitenden und den besitzenden Menschen.

Standbild-Denkmal von Karl Marx und Friedrich Engels vor dem Berliner Dom

Karl Marx und Friedrich Engels begründeten den Kommunismus

Die Klasse der Arbeitenden nennt Karl Marx das "Proletariat". Dieser Begriff kommt ursprünglich aus dem antiken Rom. Dort bezeichnete er die Land- und Besitzlosen. Während der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurden so die Menschen aus den unteren sozialen Schichten genannt, die in den Fabriken für wenig Lohn hart arbeiten mussten.

Die Fabrikbesitzer beuten nach der marxistischen Theorie die Arbeitskraft der Menschen aus. Diese Klasse der Besitzenden wird "Bourgeoisie" genannt – ein Wort, das aus dem Französischen kommt und dort das Großbürgertum bezeichnete. Damit sind die oberen Schichten gemeint, die über beträchtliche finanzielle und politische Mittel verfügen.

Seine Vorstellung einer gerechteren Zukunft beschreibt Marx so: Nach einer kommunistischen Revolution, in der die Bourgeoisie enteignet wird, soll sich eine Übergangsphase anschließen, in der die Arbeiter die Macht übernehmen. Diese "Diktatur des Proletariats" ist Marx zufolge eine Vorstufe auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus, in der alle Menschen gleich wohlhabend sind und es keine sozialen Unterschiede mehr gibt.

Die Pariser Kommune

Als eines der ersten kommunistischen Experimente gilt die "Pariser Kommune". So wurde von März bis Mai 1871 der Pariser Stadtrat genannt, der einen gesellschaftlichen Umsturz gegen die französische Regierung plante.

Damals hatte Frankreich gerade den deutsch-französischen Krieg verloren. In Paris übernahm das Zentralkomitee der Nationalgarde, eine hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Armee, die Macht. Sie rief eine proletarisch geprägte Republik aus. Diese sollte das Gegenstück zur bürgerlichen und konservativen Nationalversammlung sein, dem französischen Parlament, das damals in Versailles in der Nähe von Paris tagte.

Die Revolutionäre, auch "Kommunarden" genannt, hissten auf dem Pariser Rathaus die rote Fahne, enteigneten Banken und Fabriken und forderten die Gleichberechtigung der Frauen. Sie setzten sich das Ziel, in Paris menschenwürdige soziale Verhältnisse zu schaffen.

Menschenmenge neben Barrikaden vor dem Pariser Rathaus

Die Pariser Kommunarden forderten eine gerechte Gesellschaft

Die Pariser Kommune dauerte nur 72 Tage und wurde gewaltsam niedergeschlagen. In der sogenannten "Blutwoche" Ende Mai 1871 erkämpften sich Regierungstruppen des Landes den Weg in das Zentrum von Paris und erschossen die meisten der Kommunarden. Historiker schätzen die Zahl der Getöteten auf 15.000 bis 20.000 Menschen.

Bis heute gilt die Pariser Kommune den Anhängern der kommunistischen Ideologie als frühes Vorbild einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft.

Die weltweite kommunistische Bewegung

Im 20. Jahrhundert verfolgten zahlreiche Staaten das Ziel, eine kommunistische Wirtschafts- und Gesellschaftsform einzuführen. Darunter waren viele mittel- und osteuropäische Länder, allen voran die Sowjetunion, China, Kuba und Nordkorea.

Die Russische Revolution von 1917 war der erste und größte kommunistische Umsturz der Geschichte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch ein deutscher Staat gegründet, der der kommunistischen Idee folgte: die Deutsche Demokratische Republik (DDR).

In diesen Ländern führte die Politik die so genannte Planwirtschaft ein. Das heißt, nicht Angebot und Nachfrage bestimmten die Wirtschaft, sondern es wurde alle fünf Jahre geplant, welche Waren die Menschen benötigen werden. Dabei waren die Fabriken in staatlicher Hand, es gab also keine Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Außerdem war die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt. Wer öffentlich die Regierungspolitik kritisierte, musste damit rechnen, verhaftet und verurteilt zu werden. Auch die persönliche Freiheit der Menschen war stark begrenzt, Reisen ins kapitalistische Ausland waren nur in Ausnahmefällen möglich.

Heute gibt es nur noch wenige Staaten, die sich offiziell als kommunistisch bezeichnen. Der größte ist die Volksrepublik China. Inzwischen hat sich in dem Land zwar eine Mischform zwischen kommunistischer und kapitalistischer Wirtschaft entwickelt, doch die Kommunistische Partei Chinas hat nach wie vor die absolute Macht im Staat.

Vor rotem Hintergrund sind die Symbole Hammer und Sichel, ein roter Stern und eine geballte Faust zu sehen

Roter Stern, Hammer und Sichel, geballte Faust – Symbole des Kommunismus

Ähnlich verhält es sich in Vietnam und Kuba, wo unter einer kommunistischen Führung nach und nach kapitalistische Elemente in das Wirtschaftssystem eingezogen sind. Viele Betriebe sind heute nicht mehr komplett in der Hand des Staates, sondern gehören privaten Besitzern.

Eine Sonderstellung nimmt Nordkorea ein. Auch wenn sich das Land offiziell nicht als kommunistisch bezeichnet, herrschen dort doch Prinzipien, die dem Kommunismus ähnlich sind. Die Wirtschaft ist zum größten Teil staatlich organisiert, das Land ist weitgehend vom Ausland abgeschottet. Nordkorea gilt als eines der strengsten Länder der Erde, in dem die Freiheit der Menschen sehr eingeschränkt ist.

(Erstveröffentlichung: 2023. Letzte Aktualisierung 16.07.2023)

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Quelle: WDR

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