Ein Blatt Papyrus, das mit Hieroglyphen beschrieben ist und das an einigen Stellen kleine Löcher hat.

Hieroglyphen

Papyrus

Papier als Massenware war im alten Ägypten unbekannt – Papyrus war eine wahre Kostbarkeit. Schon das Wort allein drückt seinen Wert aus. In der altägyptischen Sprache hieß das Schreibmaterial "pa per aa", zu deutsch: "was dem Pharao gehört".

Von Lene Kemling

Ostraka – antike Notizzettel

Papyrus (Mehrzahl: Papyri) wurde unter königlichem Monopol hergestellt und war im alten Ägypten ein ausgesprochen kostbarer Schreibgrund. Längst nicht alles war es wert, auf Papyrus aufgezeichnet zu werden.

Die Schüler machten ihre ersten Schreibübungen auf Ton- oder Kalksteinscherben, den sogenannten Ostraka. Und auch Schreiber und Handwerker nutzten diese Ostraka für Notizen, Skizzen und Rechnungen. Wichtige Angelegenheiten hingegen schrieb man auf Papyrus.

Dank der erhaltenen Papyri können wir heute nicht nur antike Lebenslehren und literarische Werke nachlesen, sondern auch ganz alltägliche Dinge erfahren. In den staatlichen Archiven wurden neben Papyri mit wichtigen Ereignissen aus den Regierungsjahren der einzelnen Pharaonen auch Papyri mit Informationen aus dem Alltag aufbewahrt, etwa zu Steuerzahlungen und Gerichtsverhandlungen.

Auch wenn sicherlich nur ein Bruchteil der Schriftstücke aus pharaonischer Zeit erhalten ist, so sind die Papyri doch eine wertvolle historische Quelle.

Die Papyruspflanze

Die Papyruspflanze gehört zur Gattung der Riedgräser. Einst wucherten die hohen, dreieckig geformten Stauden an den Ufern des Nils. Vor rund 200 Jahren verschwand das Gras. Die Ägypter hatten keine Verwendung mehr dafür und hielten die Ufer frei von den wuchernden Pflanzen.

Zu pharaonischen Zeiten wurde die Papyrusstaude nicht nur zur Gewinnung des Schreibmaterials verwendet. Auch das Abfallprodukt der Papyrusherstellung, die Schale der Pflanze, wurde genutzt. Aus ihr wurden Körbe, Matten oder Sandalen geflochten. Boote wurden aus den Stängeln der Pflanzen gebaut und aus den blühenden Papyrus-Dolden große Blumensträuße gebunden.

Nahaufnahme einer Papyrusstaude

Einst wucherten die Papyrusstauden an den Ufern des Nils

Robust und wiederbeschreibbar

Zur Papyrusherstellung werden die Stängel der bis zu fünf Meter hohen, schilfartigen Pflanze geerntet und in etwa 40 Zentimeter lange Stücke geschnitten. Diese Pflanzenstücke müssen von ihrer grünen Rinde befreit werden. Nur aus dem Mark der Pflanze werden die beschreibbaren Papyrusblätter hergestellt.

Dieses Papyrusmark wird in schmale Längsstreifen geschnitten. Sie sind zunächst spröde und lassen sich kaum biegen. Durch Klopfen und Wässern werden die Streifen geschmeidig.

Zwei Schichten dieser Papyrusmarkstreifen werden dann übereinandergelegt, einmal längs und einmal quer. In einer Presse werden die Streifen danach fest aufeinandergedrückt. Der Saft der Pflanzen sorgt dafür, dass sich diese Schichten ohne zusätzliche Hilfsstoffe miteinander verbinden.

Die Oberfläche des gepressten und getrockneten Papyrus' muss anschließend noch geglättet werden. Dann ist das Blatt zum Beschreiben bereit. Das Besondere an Papyrus: Schreibfehler können auf diesem besonderen Schreibmaterial auch wieder abgewaschen werden, ohne dass man dem Papyrus Schaden zufügt.

Umfangreiche Schriftstücke wurden nicht auf mehrere gebündelte kleine Papyrusstücke geschrieben, sondern zu einer langen Rolle aneinandergeklebt. Die längste erhaltene Schriftrolle ist 42 Meter lang. Sie enthält medizinische und kosmetische Rezepte.

Quelle: SWR | Stand: 09.12.2020, 16:41 Uhr

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