Tabelle mit  Symbolen

Hieroglyphen

Das altägyptische Schriftsystem

Die meisten Schriften bestehen aus Zeichen, die wie in unserem Alphabet je einen Laut bezeichnen. Die altägyptische Sprache benutzt jedoch ein komplexes System aus unterschiedlichen Schriftzeichen.

Von Lene Kemling

Die ägyptischen Hieroglyphen-Zeichen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: in die phonetischen und die semantischen Schriftzeichen.

Phonetische Hieroglyphen

Die phonetischen Schriftzeichen versinnbildlichen Laute. Sie sind unserem Alphabet folglich am ähnlichsten. In der altägyptischen Sprache gibt es Ein- und Mehr-Lautzeichen. Die Ein-Lautzeichen geben ebenso wie in unserem Alphabet einen einzigen Laut wieder, beispielsweise das "R".

Die Mehrlautzeichen geben eine Gruppe von Lauten wieder, ähnlich dem deutschen "Sch". Unser Alphabet lässt sich allerdings nicht eins zu eins in ägyptische Zeichen übersetzen, denn für unsere Vokale gibt es keine altägyptischen Entsprechungen.

Tabelle mit farbigen Symbolen

Symbole für phonetische Hieroglyphen

Semantische Hieroglyphen: Begriffszeichen und Deutzeichen

Die semantischen Schriftzeichen verkörpern Ideen oder ganze Worte. Sie sind der Teil der hieroglyphischen Schrift, der uns bekannt vorkommt: aus den sogenannten "Rebus"-Bilderrätseln. Die semantischen Zeichen teilen sich in zwei Gruppen auf.

Begriffszeichen bilden ein ganzes Wort und bezeichnen den Gegenstand, den sie konkret darstellen. Ein stilisierter Mund kann als Begriffszeichen also tatsächlich "Mund" bedeuten. Um die Begriffszeichen von den anderen Hieroglyphen unterscheiden zu können, werden diese meist mit einem Strich gekennzeichnet.

Die zweite Gruppe von semantischen Zeichen sind die Deutzeichen. Sie werden nicht ausgesprochen, sondern verdeutlichen lediglich, was gemeint ist. Steht hinter dem Zeichen für "Mund" das Deutzeichen für "etwas, was mit dem Kopf gemacht wird", ergibt die Zeichenkombination das Wort "Sprechen".

Die Deutzeichen sind nötig, da die hieroglyphische Schrift Vokale überwiegend nicht schreibt. Würde man in der deutschen Schrift die Vokale weglassen, bräuchten auch wir Deutzeichen, um zu verstehen, welches Wort gemeint ist.

Antike Comics

Die einzelnen hieroglyphischen Zeichen haben oft mehrere Funktionen. Bilder von Dingen müssen nicht immer die Bedeutung des stilisierten Zeichens wiedergeben. Bei ungefähr 700 Zeichen, die unterschiedliche Funktionen haben können, ergibt sich ein komplexes Schriftsystem.

Von rechts nach links, von oben nach unten: Auch die Schriftrichtung der Hieroglyphen ist nicht festgelegt. Doch man kann sie leicht herausfinden. Man beginnt immer in der Ecke, in die die Tiere, Menschen und Götter der Schriftzeichen blicken. Schauen die Tiere also nach rechts, beginnt man rechts oben zu lesen.

Die verschiedenen Schriftrichtungen haben einen Grund. Bei vielen hieroglyphischen Texten handelt es sich um erste antike Comics. Es werden Personen dargestellt, die mit einem zum Bild gehörigen Text beschrieben werden.

Um diese Texte den richtigen Personen zuordnen zu können, blicken die Zeichen der Schrift immer in die gleiche Richtung wie die Person, zu der sie gehören. Wenn keine ästhetischen Gründe dagegen sprachen und die Schreiber sich die Richtung frei aussuchen konnten, schrieben sie, ebenso wie wir, rechtsläufig.

Wandmalerei: Die Götter Anubis und Osiris

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Quelle: SWR | Stand: 09.12.2020, 13:48 Uhr

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