Kyrillische Schrift über einem Supermarkt in Moskau

Russland

Kyrillische Schrift

Wer nach Russland reist, sollte das kyrillische Alphabet kennen. Selbst in den Metropolen Moskau und St. Petersburg sind alle Schilder mit kyrillischen Schriftzeichen verfasst. Kein Erbarmen mit westlichen Touristen, nicht einmal in der U-Bahn.

Von Christiane Gorse

Die Entstehung des Kyrillischen

Wer genau die kyrillische Schrift erfunden hat, ist bis heute umstritten. Fest steht, dass Kyrill und Method, zwei heiliggesprochene Brüder aus Saloniki, die Vorform des Kyrillischen im 9. Jahrhundert erfanden. Diese Vorform ist die sogenannte gagolithische Schrift.

Zwei weitere Namen werden ins Spiel gebracht, wenn es um die Entstehung des Kyrillischen geht: Kliment von Ohrid, ein Schüler Kyrills, und eine Schule von Preslaw in Bulgarien. Einig ist man sich, dass das kyrillische Alphabet im 9. oder 10. Jahrhundert in Bulgarien entstand.

Die meisten Buchstaben sind aus dem griechischen Alphabet in seiner byzantinischen Form abgeleitet. Um 1700 wurde die kyrillische Schrift im Russischen Reich im Zuge von Reformen Peters des Großen vereinfacht und optisch an die lateinische Schrift angepasst.

Verbreitung

Als Alphabet slawischen Ursprungs ist die kyrillische Schrift in mehreren slawischen Ländern gebräuchlich. Heute werden unter anderem Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Bulgarisch, Serbisch, Mazedonisch und das moderne Kirchenslawisch mit kyrillischen Zeichen geschrieben.

Im Kaukasus und in Zentralasien gibt es verschiedene Turksprachen, die ebenfalls kyrillische Buchstaben verwenden. Die einzelnen Sprachen unterscheiden sich oft nur durch wenige Sonderzeichen. Daher ist es für jemanden, der eine slawische Sprache beherrscht, recht einfach, weitere zu lernen.

Eine Tabelle mit kyrillischen Buchstaben aus einem alten Lexikon

Die meisten Buchstaben stammen aus dem griechischen Alphabet

Lehnwörter aus anderen Sprachen

Wie im Deutschen gibt es auch im Russischen viele Lehnwörter, also Begriffe, die aus anderen Sprachen übernommen wurden. Der russische Adel im 18. Jahrhundert pflegte wie andernorts das Französische. Entsprechend groß ist noch heute der Anteil französischer Worte, zum Beispiel жакет [shakjet] – Jackett, бюро [bjuro] – Büro.

Deutsche Einwanderer aus dem 17. Jahrhundert brachten deutsche Wörter mit, zum Beispiel:

  • бутерброд [buterbrod] – belegtes Brot
  • курорт [kurort] – Kurort
  • шлагбаум [schlagbaum] – Schranke
  • маштаб [mas-schtab] – Maßstab
  • шнур [schnur] – Schnur

Im modernen Russisch gibt es aber auch Kuriositäten, wie wir sie mit dem Wort "Handy" kennen – ein Wort, das englisch klingt, aber im angelsächsischen Raum überhaupt nicht existiert. Statt von einer Firewall zu sprechen, die den Computer schützt, sprechen die Russen von einer "Brandmauer" (брандмауэр) und fügen hinzu, dass das Wort aus dem Deutschen kommt.

Quelle: SWR | Stand: 21.11.2019, 16:30 Uhr

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