Deutsche Kanzlerinnen und Kanzler

Von Jakob Schiffer und Anette Kiefer

Der Bundeskanzler ist neben dem Bundespräsidenten das mächtigste politische Amt Deutschlands. Seit der Gründung der Bundesrepublik gab es insgesamt neun Kanzler und eine Kanzlerin.

Adenauer hält Rede in Schwarz-weiß

Konrad Adenauer (CDU) wurde 1949 zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Davor war er Oberbürgermeister von Köln gewesen und war von den Nationalsozialisten verfolgt worden. Die Wahl zum Kanzler konnte er knapp für sich entscheiden. Zum Zeitpunkt seiner Wahl saßen im Parlament Politiker aus zehn verschiedenen Parteien.

Konrad Adenauer (CDU) wurde 1949 zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Davor war er Oberbürgermeister von Köln gewesen und war von den Nationalsozialisten verfolgt worden. Die Wahl zum Kanzler konnte er knapp für sich entscheiden. Zum Zeitpunkt seiner Wahl saßen im Parlament Politiker aus zehn verschiedenen Parteien.

Nach dem Rückzug Adenauers 1963 wurde sein Parteifreund Ludwig Erhard (CDU) zum Kanzler gewählt. Erhard war zuvor bereits in Adenauers Regierung Wirtschaftsminister gewesen und gilt vielen Menschen bis heute als "Vater des Wirtschaftswunders". Als 1966 alle FDP-Minister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in der Finanzpolitik sein Kabinett verließen, verkündete er nach nur drei Jahren Amtszeit seinen Rücktritt.

Kurt Georg Kiesinger (CDU) übernahm Erhards Amt für den Rest der Legislaturperiode. Damit wurde auch der dritte Kanzler von der CDU gestellt, doch es gab eine Neuheit: Die SPD beteiligte sich zum ersten Mal an der Regierung. In der Bevölkerung hatte die Große Koalition allerdings nur wenig Akzeptanz. Dies lag unter anderem an dem Erlass der Notstandsgesetze 1968.

Mit Willy Brandt stellte die SPD ihren ersten Kanzler in der Bundesrepublik. Brandt stand für eine Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern und den endgültigen Bruch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Besonders sein Kniefall vor dem Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos 1970 blieb in Erinnerung. 1974 trat er zurück, da sein persönlicher Referent als DDR-Spion enttarnt wurde.

Die mit Abstand kürzeste Amtszeit der Geschichte hatte Walter Scheel (FDP). Nach Brandts Rücktritt übernahm der Politiker als vorheriger Vize-Kanzler die Geschäfte für insgesamt neun Tage, bis ein neuer Kanzler gewählt wurde. Einen Tag vor der Neuwahl wurde Scheel zum vierten Bundespräsidenten gewählt.

Die Neuwahl konnte der Hamburger Helmut Schmidt (SPD) für sich entscheiden. Im Gegensatz zu seinem herzlichen Vorgänger Brandt war sein Regierungsstil von nüchternem Kalkül geprägt. 1982 wurde er durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt, da sich die Differenzen mit dem Koalitionspartner FDP immer weiter zugespitzt hatten.

Schmidts Nachfolger Helmut Kohl (CDU) ging als "Kanzler der Einheit" in die Geschichte ein. Unter Kohl gelang der Bundesrepublik die Wiedervereinigung mit der DDR – nicht zuletzt aufgrund seines entschlossenen Handelns und Gesprächsgeschicks. Mit 16 Jahren an der Regierungsspitze war Kohl so lange Kanzler wie bisher niemand vor oder nach ihm.

Nach 16 Jahren CDU konnte die SPD 1998 mit Gerhard Schröder wieder eine Wahl gewinnen. Schröder bildete als erster Amtsträger eine Regierung mit den Grünen und brachte mit ihnen Projekte wie den Atomausstieg oder die gleichgeschlechtliche Ehe auf den Weg. Da er viel Aufwand in sein öffentliches Erscheinungsbild investierte, wurde er auch als "Medienkanzler" bezeichnet. 2005 scheiterte er mit einer Vertrauensfrage im Bundestag und verlor die Neuwahl knapp.

Mit Angela Merkel (CDU) gab es in Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte eine Bundeskanzlerin. Geprägt wurde ihre Amtszeit durch die Flüchtlingskrise 2015. Der Satz "Wir schaffen das!" brachte ihr sowohl Zustimmung als auch Kritik ein. Von 2013 bis 2021 regierte ihre CDU zusammen mit der SPD als Große Koalition. Mit 5860 Tagen als Bundeskanzlerin war sie nur zehn Tage kürzer im Amt als der Rekordhalter Helmut Kohl.

Im Dezember 2021 übernahm Olaf Scholz (SPD) die Amtsgeschäfte als Bundeskanzler. Zusammen mit der FDP und den Grünen regiert er in einer sogenannten Ampel-Koalition. Rund zwei Monate nach seinem Amtsantritt begann der Ukraine-Krieg mitten in Europa – und Scholz, der eigentlich als "Klimakanzler" Wahlkampf gemacht hatte, musste plötzlich über Bundeswehr-Etat und Waffenlieferungen entscheiden.

Stand: 30.06.2020, 10:58 Uhr

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