Gemälde: Ein Page bringt einem Ritter den Helm

Ritter

Die Ausbildung zum Ritter

Die Erwartungen an den Ritter waren hoch: Kämpfer und Krieger sollte er sein, Kirchenvertreter, Beschützer von Witwen, Waisen und Schwachen– ein Gentleman in jeder Beziehung. Der Weg bis zum Ritterschlag war äußerst vielseitig und dabei lang und steinig.

Von Leonie Schmid

Schritt 1: Die Ausbildung als Page
Schritt 2: Aus Pagen werden Knappen
Schritt 3: "Schwertleite" und Ritterschlag

Schritt 1: Die Ausbildung als Page

Die ersten Jahre im Leben eines zukünftigen Ritters waren vermutlich die unbeschwertesten. Doch früh übt sich, wer ein Ritter werden will: Im Alter von sieben Jahren verließ der junge Adelige sein Elternhaus und kam als Page zu befreundeten Ritterfamilien oder an größere Höfe. Dieser Ausbildungsort war besonders beliebt, denn hier gab es neben einem vielseitigen Sporttraining auch die besten Karrierechancen.

Wesentlich war in diesen Jahren das Erlernen der höfischen Umgangsformen, wofür der Page in die Obhut von Frauen kam. Als angehender Gentleman lernte er feine Manieren, diente bei Tisch und übte sich in ritterlichem Benehmen der Burgherrin und dem Burgherrn gegenüber.

Von Beginn an vertraut gemacht wurde er mit den höfischen Tugenden, allen voran mit dem Festhalten am Guten ("staete") und dem Maßhalten ("mâze").

Zudem musste der Ritter in spe auch in anderen Disziplinen fit werden: Neben dem Erlernen einer perfekten Reittechnik standen andere Sportarten wie Ringen, Faustkampf und Bogenschießen auf dem Programm.

Auch Köpfchen war gefragt: Das Lesen und Schreiben musste er sich aneignen, Fremdsprachen und ein wenig Latein waren von Vorteil. Lernte er dann noch auf der Harfe, der Leier oder der Laute zu spielen und ein Lied vorzutragen, so war er auf dem besten Weg zum vollkommenen Ritter.

Ein Ritter im blauen Gewand, umgeben von drei Frauen

Ritterlich im Umgang mit Frauen

Schritt 2: Aus Pagen werden Knappen

Mit ungefähr 14 Jahren wurde der Page dann zum Knappen. Nun unterstand er hauptsächlich dem Burgherrn. Durch ihn lernte er das Einmaleins der Jagd kennen, die Pirsch, die Hetz- und Treibjagd, den Umgang mit Hunden, Pferden und Falken.

Jedoch stand die militärische Ausbildung in seiner neuen Funktion im Vordergrund. So war es an ihm, die Pferde des Ritters zu versorgen und seine Ausrüstung zu pflegen. Vor allem aber musste er lernen, selbst mit scharfen Waffen umzugehen.

Ging es in den Krieg, war seine Schonfrist vorbei. Jetzt war es an der Zeit, seinem Herrn auf das Schlachtfeld zu folgen und ihm dort zu Diensten zu sein. Seine Pflicht war es, ihm die Lanze zu reichen und bei Bedarf ein neues Pferd zuzuführen.

Zog sich der Ritter während des Kampfes Verwundungen zu, musste der Knappe ihm – notfalls unter Einsatz seines Lebens – zu Hilfe eilen. Fiel sein Herr im Kampf, gehörte das Bergen des Leichnams ebenfalls zu seinen Aufgaben. Er musste ihn bestatten oder dafür Sorge tragen, dass er in seine Burg überführt werde.

Welch besonderes Verhältnis zwischen Herrn und Knappen bestand, zeigt sich auch darin, dass dieser mitunter auf der Türschwelle seines Herrn übernachtete, um ihn zu beschützen.

Etwa sieben Jahre dauerte die Ausbildung als Knappe, dann war es so weit: Die lange Zeit der Lehrjahre war beendet, und der Weg in den ersehnten Ritterstand schien frei.

Schwarzweiß-Stich: Zwei Ritter beim Schwertkampf

Die militärische Ausbildung war wichtig

Schritt 3: "Schwertleite" und Ritterschlag

Wie nahm nun der Knappe diese letzte Hürde? Die so genannte Schwertleite ist vergleichbar mit Initiationsriten anderer Kulturen, durch die Jugendliche in die Erwachsenenwelt eintreten. Im Alter von etwa 21 Jahren wurde der Knappe in einer religiösen Feier in den Ritterstand aufgenommen.

Die Zeremonie lief nach festen Regeln ab: Am Vorabend des denkwürdigen Tages nahm der angehende Ritter ein Bad, das symbolisch seine Sünden abwaschen sollte; die darauffolgende Nacht verbrachte er betend vor dem Altar in der Kirche.

Nach einer Messe im Morgengrauen erfolgte dann seine Einkleidung. Ein rotes Gewand mahnte an seine Pflicht, für den Glauben sein Blut zu opfern, schwarze Strümpfe erinnerten an den Tod, ein weißer Gürtel stand für Keuschheit.

Die eigentliche Schwertleite fand dann im Festsaal statt. Ein hochstehender Ritter gab dem Kandidaten die Sporen und umgürtete ihn mit dem Schwert, das er von nun an "zu leiten wusste" – der kirchliche Segen durfte dabei nicht fehlen.

Im 14. Jahrhundert trat an Stelle der aufwendigen Schwertleite der Ritterschlag; zuerst in Form eines Schlages auf den Hals des Knappen, später berührte ein Adeliger die linke Schulter des angehenden Ritters mit der Klinge seines Schwertes. Was er so lange Jahre erstrebt hatte, war endlich erreicht: Er war ein "miles Christi", ein Ritter Christi.

Gemälde eines Ritterschlags

Per Schlag zum Ritter

Quelle: SWR | Stand: 14.04.2020, 13:30 Uhr

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