Ein Arzt präsentiert ein Gerät zur Krebsvorsorge.

Krebs

Therapieformen: Von Chemo bis Mistel

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland, nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch jeder zweite Krebspatient wird inzwischen durch intensive medizinische Betreuung geheilt.

Von Hans Jürgen von der Burchard und Thomas Schwarz

Konventionelle Therapien

Die Krebstherapie hat inzwischen erhebliche Fortschritte gemacht. Operationen können vielfach schonender durchgeführt werden und die Nebenwirkungen bei Bestrahlung und Chemotherapie sind mittlerweile wesentlich geringer. Auch Rehabilitation und psychologische Betreuung haben sich verbessert.

Zu den Standardtherapien, die heute bei Krebs eingesetzt werden, zählen die Operation, die Chemotherapie und die Strahlentherapie. Meist werden mehrere Therapieformen kombiniert. Die Operation ist die älteste, häufigste und erfolgreichste Behandlungsmethode bei Krebs.

Die höchsten Erfolgsaussichten hat der chirurgische Eingriff, wenn der Tumor auf ein bestimmtes Organ beschränkt ist und der Krebs nicht schon weitere Organe befallen hat. Wie weit die Operationsmethoden inzwischen fortgeschritten sind, zeigt das Beispiel Brustkrebs. In den meisten Fällen kann die Brust erhalten werden.

Ist eine komplette Tumorbeseitigung nicht möglich, wird die betroffene Körperregion meist energiereicher ionisierender Strahlung ausgesetzt. Dabei werden die Krebszellen so geschädigt, dass sie schließlich absterben.

Wie bei der Operation lässt es sich hierbei nicht vermeiden, dass auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Doch durch die verbesserten und zielgenauen Bestrahlungsmethoden haben sich die Nebenwirkungen stark verringert.

Ein Radiologe untersucht eine Mammographie-Aufnahme der Brust einer Patientin

Brustkrebs lässt sich oft mit Ultraschall behandeln

Bei der Chemotherapie werden Zellgifte verabreicht, die das Wachstum der Krebszellen hemmen oder diese abtöten. Dabei gehen leider auch gesunde Zellen zugrunde.

Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit, Erbrechen und Haarausfall treten bei modernen Chemotherapeutika nicht mehr so häufig auf. Auch hier ist es gelungen, die unangenehmen Nebenwirkungen der Krebstherapie zu reduzieren.

Tumore in Brust, Niere und Prostata lassen sich in vielen Fällen auch schonend mit Ultraschall beseitigen. Die Ultraschallwellen bewirken eine zielgenaue Erwärmung des Krebsgewebes und zerstören es dadurch. Weltweit am häufigsten eingesetzt wurde das Verfahren Experten zufolge bislang beim Prostatakarzinom.

Helfen kann das Ultraschallverfahren auch gegen Schmerzen beim nicht operierbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es ist bislang allerdings noch kein Standardverfahren. Dafür fehlen Daten zum langfristigen Nutzen dieser Therapiemethode. Daher kommt es vor allem im Rahmen klinischer Studien zu Einsatz.

Biologische Krebsabwehr

Im Mittelpunkt der biologischen Krebsabwehr steht der ganze Mensch und nicht seine lokale Erkrankung. Diese Behandlungsmethode versteht sich als begleitende Therapieform – als Ergänzung zur Schulmedizin. Mittlerweile vertrauen immer mehr Patienten und Ärzte der sanfteren Medizin.

Die biologischen Behandlungsformen sollen indirekt auf den Tumor einwirken. Mittels verschiedener Therapiekonzepte sollen das Wachstum des Tumors gestoppt, Nebenwirkungen der schulmedizinischen Krebsbehandlung wie der Chemotherapie gemildert, Rückfällen vorgebeugt und die Abwehrkräfte gestärkt werden.

Um das zu erreichen, bietet die biologische Krebsabwehr unterschiedliche Therapien an.

Normalerweise sorgen Abwehrmechanismen des Körpers dafür, dass entartete Zellen beseitigt werden und vor einer Krebserkrankung schützen. Dabei spielt das Immunsystem eine wichtige Rolle. Ein Ziel der biologischen Krebstherapie besteht deshalb darin, die natürlichen Abwehrkräfte zu stärken.

Mistelpräparate sind die am besten untersuchten Wirkstoffe unter den alternativen Krebsmedikamenten. Es liegen viele positive klinische Erfahrungen vor, die für eine Stärkung des Immunsystems sprechen.

Trotz zahlreicher Studien fehlt allerdings noch der wissenschaftlich korrekte Nachweis über die Wirksamkeit. Demgegenüber stehen aber die positiven Erfahrungen der Patienten, deren Lebensqualität sich deutlich verbessert hat.

Mistelzweige in den Ästen eines kahlen Baums.

Mistelpräparate stärken das Immunsystem

Wärme und Antikörper

Auch von der Hyperthermie (Überwärmung) verspricht man sich eine Stärkung des Immunsystems. Zudem reagieren Krebszellen empfindlich auf Hitze.

Bei der Ganzkörper-Hyperthermie wird der gesamte Organismus auf rund 42 Grad erwärmt und dadurch in einen künstlichen Fieberzustand versetzt. Diese Methode wird meist angewandt, wenn sich schon Tochtergeschwulste in anderen Organen gebildet haben.

Bei der lokalen Hyperthermie wird dagegen nur das erkrankte Gewebe überhitzt. Dadurch wird der Körper des Patienten weniger belastet. Dieses Verfahren wird meist in Verbindung mit einer Chemotherapie angewandt.

Das erkrankte Gewebe wird durch die Hitze stark erweitert, was die Wirkung der Chemotherapie verbessern soll. Die Wirkstoffe können dadurch leichter in den Tumor eindringen.

Sogenannte monoklonale Antikörper spielen in der Behandlung von Krebserkrankungen eine zunehmend wichtigere Rolle. Die Antikörper spüren Krebszellen aufgrund ihrer spezifischen Oberflächenbeschaffenheit auf.

Dadurch werden bestimmte Abwehrzellen des Immunsystems aktiviert, die die Tumorzellen zerstören. Monoklonale Antikörper werden inzwischen in der Krebstherapie breit eingesetzt, zum Beispiel in der Behandlung von Hautkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs.

Schwarzer Hautkrebs

Hautkrebs lässt sich oft mit Überwärmung behandeln

Immun-Checkpoint-Inhibitoren

Neuere Antikörper greifen die Tumorzellen nicht direkt an, sondern wirken über die Steuerung des Immunsystems gegen den Krebs. Sie lösen eine Abwehrreaktion des Körpers auf das Tumorgewebe aus, indem sie auf wichtige Schaltstellen des Immunsystem abzielen, die sogenannten Immun-Checkpoints. Diese Checkpoints blockieren sie und setzen damit die Abwehrreaktion in Gang. Daher werden die Medikamente auch als "Immun-Checkpoint-Inhibitoren" bezeichnet.

Studien belegen, dass sich Krebs mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren wirksam behandeln lässt. Ihre Wirkung lässt jedoch ähnlich wie bei einer Chemotherapie nach, da sich Tumorzellen verändern und anpassen können und damit die Abwehrreaktion des Körpers umgehen.

Außerdem kann die Therapie erhebliche Nebenwirkungen haben wie etwa schwere Entzündungen der Muskeln (Myositis), auch des Herzmuskels (Myokarditis), des Darms (Colitis), der Leber (Hepatitis) und der Lunge (Pneumonitis).

Immun-Checkpoint-Inhibitoren werden seit 2013 in der Krebstherapie eingesetzt, zunächst beim schwarzen Hautkrebs, dem Melanom. Inzwischen sind neun verschiedene Inhibitoren verfügbar oder in der klinischen Prüfung.

Psychologische Behandlung

Der Gesundungsprozess eines Krebspatienten wird wesentlich durch seinen emotionalen und psychischen Zustand beeinflusst. Hier setzt die sogenannte psycho-onkologische Beratung an. Sie unterstützt den Patienten in seiner stark belasteten Lebenssituation. Betroffene können in Einzel- und Gruppengesprächen über ihre Sorgen, Ängste und Nöte sprechen.

Darüber hinaus ergänzen gestalterische Kurse wie Malerei sowie Atemübungen und Meditationstechniken das Heilprogramm für die Seele. Die psycho-onkologische Beratung versucht, die eigenen Kraftquellen eines Patienten wieder zu erschließen und zu stärken. Dadurch werden Wege aufgezeigt, wie er besser mit der Erkrankung fertig wird.

Eine alte Frau sitzt vor einer Staffelei und malt.

Heilung für die Seele

Der richtige Lebenswandel

Eine ausgewogene Ernährung trägt wesentlich dazu bei, den Heilungsprozess zu unterstützen. Besonders wichtig ist die ausreichende Versorgung mit Spurenelementen, Mineralstoffen und Vitaminen.

Im Mittelpunkt stehen vor allem die Vitamine A, C und E. In vielen Fällen können sie zellschädigende Substanzen eliminieren und so vor Krebserkrankungen schützen.

Reichlich Vitamin C findet sich in Paprika, Brokkoli und Spinat. Vitamin E ist in Sojabohnen, Maisöl, Oliven, Weizen und Mais enthalten. Möhren und Spinat haben einen hohen Anteil an Vitamin A. Eine ausgewogene Ernährung sorgt auch für die wichtige Versorgung mit Spurenelementen und Mineralien.

Zudem trägt auch körperliche Aktivität zur Förderung des Heilungsprozesses bei. Oft genügt schon ein kurzer Spaziergang oder morgendliches Wechselduschen, um den Kreislauf anzuregen. Maßvoll betriebener Sport stärkt das Immunsystem ebenfalls und wirkt entspannend.

Ein Mann steht unter der Dusche.

Wechselduschen für den Kreislauf

Quelle: SWR/WDR | Stand: 03.03.2021, 16:50 Uhr

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